Barriada de Cuevas

Hier wohnen spanische Höhlenmenschen

Guadix. An diesem so gar nicht spanisch klingenden Ort sind wir schon so oft vorbeigefahren, wenn wir nach Andalusien wollten. Er liegt zwischen Lorca und Granada und ist - auch von der Autobahn aus - eigentlich nicht zu übersehen. Direkt neben der Autobahn schon sind etliche Höhlenwohnungen sichtbar. Dies ist auch der Grund, weshalb wir schon vor Jahren einmal auf dem Rückweg einfach von der Autobahn abfuhren und uns einige dieser Höhlen (von außen) anschauten. Wir fanden auch unfertige oder verlassene Wohnungen und konnten uns dennoch nicht so recht vorstellen, wie man darin wohnen könnte. Diesmal wollen wir es genau wissen und übernachten in einer Höhlenwohnung. Eine besonders hübsche Siedlung von Höhlenwohnungen befindet sich im Südosten der Stadt Guadix, es ist der Stadtteil "De las Cuevas", auch "Barriada de Cuevas" genannt. Hier wurde sogar ein Aussichtspunkt für Touristen eingerichtet, der uns den Leuten aufs Dach steigen lässt und wunderbare Aussicht über all die Höhlenwohnungen bietet. Wir sehen, dass es hierbei auch offensichtliche Unterschiede gibt. Einige Höhlen verdienen den Namen Wohnung nicht, andere sind kleine Paläste. Ursprünglich sollen in den Höhlenwohnungen in und um Guadix vorwiegend Sinti und Roma gelebt haben, später auch Künstler. Mittlerweile, besonders seit den 1970-er Jahren, als die Höhlen allmählich auch eine Wasser- und Stromversorgung erhielten, wird es wieder sehr beliebt, sich den Wohnraum selbst in den Berg zu schneiden. Einige Häuser sind nur teilweise in den Berg geschnitten und nach vorn mit einem Ziegelbau ergänzt worden. Meistens jedoch ist der Eingang lediglich an dem weiß getünchten Stein zu erkennen, oder auch an den hier und da aus dem Berg ragenden Schornsteinen. Sie zeigen an, dass sich darunter Wohnraum mit einem Kamin oder einem Ofen befindet. Die Bewohner selbst sind stolz auf ihre Höhlen und zeigen sie bereitwillig jedem Fremden. Natürlich können sie sich so ganz nebenbei auch noch ein gutes Trinkgeld verdienen. Wie sieht nun so eine Höhlenwohnung im Inneren aus? Wie viele Räume hat so eine Wohnung im Schnitt? Wie wohnt man darin? Ist es nicht doch recht feucht und kalt? Wir haben es ausprobiert und ich kann sagen, es ist richtig angenehm, von Feuchtigkeit keine Spur. Die Höhlenwohnungen sind sich einerseits sehr ähnlich, andererseits auch sehr verschieden. Manche sind nur klein und bescheiden, andere beinahe luxuriös ausgestattet. Es gibt immer eine Küche, die sich nahe am Eingang befindet, daneben Vorratsräume und sogar kleine Ställe. Im Museum ist alles mit hübschen Schattenbilderfilmen veranschaulicht dargestellt. Der Mann auf dem Foto rechts schält übrigens gerade Kartoffeln. Dann kommen die Schlafräume, je nach der Anzahl der Personen, meist jedoch zwei. Der Wohnbereich ist ebenfalls zentral, mit kleineren Nischen rundum. Einige Nischen zieren Heiligenfiguren, andere Weinflaschen oder Kerzen. Erst neuerdings (seit den 70-er Jahren) gibt es auch Bäder und Toiletten und fließendes Wasser, ebenso Elektrizität. Nischen für Weinflaschen, Lampen etc. werden je nach Bedarf einfach da in die Wand geschnitzt, wo man sie braucht. Etwas helle Farbe drauf (sonst wäre es graubraun) und schon ist es wohnlich. Toll. Auch Haken für Bilder oder irgendwelche Gegenstände werden einfach nur in die Wand geschlagen, schon halten sie alles fest. Das würde ich mir zu Hause auch mal wünschen. Momentan wird es wieder "modern", sich eine Wohnung in den Berg zu schnitzen. So kann man super Miete sparen. Bisher gibt es hier in Guadix wohl knapp 2000 bewohnte Höhlenwohnungen, einige davon sind sogar über zwei Etagen gezogen. Man erkennt sie daran, dass plötzlich ein schmaler weißer Kamin aus dem Berg herausragt.