Kirche St. Andreas
Verden/NiedersachsenNeueste Bewertungen (2 Bewertungen)
1000 Jahre Kirchengeschichte im Süden des Doms
Unter dem Eindruck des benachbarten Verdener Doms mit seinen gewaltigen Dimensionen führt die evangelische Kirche „St. Andreas“ eher ein Schattendasein. Bei näherer Betrachtung allerdings völlig zu Unrecht, denn das Gotteshaus präsentiert sich als ein uraltes Schmuckstück, welches bereits im 11. Jahrhundert erbaut und unter Bischof Yso im 13. Jahrhundert zur Kollegiumskirche erhoben wurde. Kaum zu glauben, aber „St. Andreas“ gehört zu den ältesten Backsteinbauten Norddeutschlands. Und im Laufe der mehr als 1000-jährigen Geschichte mit zahlreichen Erweiterungen und Umbauten erkennt man noch immer Stilelemente der ursprünglichen Romanik zwischen der heute deutlich dominierenden Gotik. Betritt man das Kirchenschiff durch den seitlichen Eingang, erlebt man eine Kombination aus protestantischer Schlichtheit und historischen Kleinoden, die eher auf den „zweiten Blick“ ins Auge fallen: Wunderschönes Schnitzwerk am Chorgestühl, farbenfrohe Fresken in der Apsis, der massive Altar aus Sandstein, das Taufbecken aus dem Jahr 1649 und die Empore, von der man über eine Treppe in den Kirchturm gelangt. Mein Rundgang durch die Kirche St. Andreas hat mich nachhaltig in der Kombination aus langer Geschichte und zurückhaltender Eleganz unter dem Kreuzgratgewölbe beeindruckt – ein stiller Ort zum Innehalten und Nachdenken.
Romanische St. Andreaskirche (1220)
Die kleine St. Andreaskirche in Verden an der Aller ist hervorgegangen aus dem Domstift und liegt südlich hinter dem Dom. Der Schutzpatron, der Heilige Andreas, Jünger Jesu und Bruder des Simon Petrus, ist an einem schräggestellten Kreuz gemartert worden. Der Ursprungsbau aus dem 11. Jahrhundert war die Hauskapelle des Bischofs. 200 Jahre später wurde die spätromanische Backsteinkirche als einschiffige Hallenkirche durch Bischof Iso von Wölpe erbaut, der hier ein Chorherrenstift gründete (1220 erstmals urkundlich erwähnt). Im Innern findet man rechts vom Altar die gravierte Messinggrabplatte des Bischofs Iso (gestorben 1231), die ihn mit einem Modell der Andreaskirche sowie der Stadtbefestigung Verden darstellt. Es ist die Älteste ihrer Art im europäischen Raum. Sehenswert ist auch das im Jahre 1910 freigelegte mittelalterliche Gemälde, das Christus als Weltenherrscher darstellt. Der Taufstein stammt aus dem Jahre 1649. Die übrige Ausstattung ist aus dem 17.- 20. Jahrhundert.