Ludwig-Donau-Main-Kanal Schleuse 94

Eggolsheim/Bayern

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Jörn
August 2020

Auf dem Grund der Schleusenkammer

6,0 / 6
Hilfreich (2)

In Eggolsheim befindet sich das Relikt eines wasserbaulichen Meisterwerkes – die „Schleuse 94“. Schon Jahrhunderte träumte man davon, den Rhein mit der Donau zu verbinden und dafür einen Wasserweg zwischen Nordsee und dem Schwarzen Meer zu schaffen. Bayerns König Ludwig I realisierte dieses Projekt in einer Bauzeit von nur 10 Jahren und schuf eine künstliche Wasserstraße von Kelheim an der Donau bis nach Bamberg am Main – den „Ludwig-Donau-Main-Kanal“. 173 Kilometer betrug die Kanallänge und exakt 100 Schleusen waren nötig, um den Höhenunterschied von 264 Metern zu bewältigen. Vom Bamberger Niveau ging es erst mit 68 Schleusen bis zum Scheitel der europäischen Wasserscheide, um dann mittels weiterer 32 Schleusen den Pegel der 79 Meter tiefer gelegenen Donau bei Kelheim zu erreichen. Die Schleusenkammern waren einheitlich 34,15 Meter lang und knapp 4,70 Meter breit – für eine Füllung von bis zu 500.000 Litern Wasser benötigte der Schleusenwärter ungefähr 15 Minuten und betreute bis zu 6 Schleusen in seinem Revier. Die Schiffe wurden von Pferden getreidelt und eine vollständige Passage des Kanals dauerte je nach Wasserstand bis zu vierzehn Tage. Nach einer kurzen Blütezeit übernahm mehr und mehr die Eisenbahn den Warenverkehr und die künstliche Wasserstraße geriet zunehmend ins Hintertreffen. Der zweite Weltkrieg führte schließlich zu wirtschaftlich irreparablen Schäden und so wurde der „Ludwig-Donau-Main-Kanal“ im Jahr 1950 trockengelegt. Von den ehemals einhundert Schleusen gibt es in Bamberg noch mit der „Schleuse 100“ das letzte funktionsfähige Exemplar, während die „Schleuse 94“ in Eggolsheim zu einem trockenen Denkmal geworden ist. Schleusenkammer, Tore, Schütze, Treppen und Einfahrten sind erhalten und zwar wasserlos, dafür aber komplett auf ihrem Grund begehbar – ein überaus eindrucksvolles Erlebnis. Das ehemalige Schleusenwärterhäuschen wurde als Stahlkonstruktion nachempfunden und dient jetzt als Informationszentrum. Die Erkundung der „Schleuse 94“ hat mich nachhaltig beeindruckt und lohnt sicherlich auch eine längere Anfahrt.

In der Ludwig-Donau-Main-Kanal Schleuse 94
In der Ludwig-Donau-Main-Kanal Schleuse 94
von Jörn • August 2020
In der Ludwig-Donau-Main-Kanal Schleuse 94
In der Ludwig-Donau-Main-Kanal Schleuse 94
von Jörn • August 2020
Ehemaliger Zugang zum Wasserbereich
Ehemaliger Zugang zum Wasserbereich
von Jörn • August 2020
Ausfahrt aus der Schleuse 94
Ausfahrt aus der Schleuse 94
von Jörn • August 2020
Der Wassereinlass am Schleusentor
Der Wassereinlass am Schleusentor
von Jörn • August 2020
Blick zum Schleusentor
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