Seit 1992 gibt es bereits auf dem Kasseler Weinberg ein außergewöhnliches Museum, das sich mit Bestattungs- und Trauerkultur auseinandersetzt: Das Sepulkralmuseum. Auf drei Etagen findet man als Besucher eine umfassende Dauerausstellung, die um wechselnden Schwerpunkte ergänzt wird und sich mit allen Facetten des Themas beschäftigt: Prunkvolle Särge sind ebenso ausgestellt wie unvermutete Grabbeigaben der Gegenwart, barocke Friedhofsengel, historische Grabsteine und sogar Diamanten aus der Asche Verstorbener. Eine ganze Etage beschäftigt sich mit den Bestattungsritualen anderer Kulturen und Religionen. Insgesamt wird erstaunlich unbefangen mit dem Thema Tod umgegangen: Da findet sich unter anderem eine Urne mit dem Emblem des Hamburger Sportvereins und eine Infotafel erklärt den Besuchern, dass es tatsächlich einen HSV-Vereins-Friedhof direkt neben dem Stadion gibt, auf dem schon einige treue Fans ihre letzte Ruhestätte gefunden haben. Ich war ein anfänglich skeptischer Besucher, aber die offene und wenig frömmelnde Art des Museums, sich mit Tod, Trauer und Bestattung auseinanderzusetzen und den Bogen zwischen dem „letzten Weg“ und der Erinnerung zu schlagen, hat mich schon fasziniert. Das „Museum für Sepulkralkultur“ wird gefördert von Evangelischer und Katholischer Kirche, der Stadt Kassel und dem Hessischen Ministerium für Wissenschaft und Kunst. Der Besuch ist beeindruckend und beleuchtet ein Tabu-Thema auf eine umfassende, aber dabei angenehm unkonventionelle Art. Verabschiedet wird man mit einem Slogan an der Eingangstür: Leben sie wohl!