Hohe Zuschläge für Einzelbelegung (Singles) sind unklug
Etliche Reise-Angebote erscheinen auf den ersten Blick sehr günstig. Wenn man jedoch in den Buchungsvorgang einsteigt und „Single“ vorgibt, steigt der Preis dramatisch an. Häufig Zuschläge zwischen 30 und 100 %, oft unabhängig von der Reisezeit / Saison. Derartig drastische Aufschläge wirken abschreckend.
Hoteliers oder Reiseveranstalter folgen der Logik der Gewinnmaximierung und wollen den höchstmöglichen Preis für Zimmer zu erzielen. Es ist verständlich, wenn fast ausgebuchte Hotels, Zimmer nicht günstiger an Alleinreisende hergeben.
Es ist durchaus plausibel, dass eine Einzelbelegung relativ etwas höhere Kosten verursacht und somit ist ein angemessener Zuschlag durchaus akzeptabel. Entscheidend ist jedoch nicht allein die Kostenkalkulation, sondern die Akzeptanz der Preise am Markt / bei den Kunden.
Die realistische Alternative zu Einzelbelegung ist nicht Doppelbelegung, sondern Leerstand.
Durch gezielte Ansprache der Zielgruppe der Singlereisenden mit günstigen Preisen könnten erhebliche zusätzliche Deckungsbeiträge realisiert werden.
Selbstverständlich erwarte ich nicht, dass in der Hochsaison bei Vollauslastung günstige Einzelzimmer / -kabinen angeboten werden, aber für Perioden mit geringer Auslastung wäre es betriebswirtschaftlich sinnvoll, Einzelbelegung preiswert anzubieten (geringe Zuschläge, ggf. variable Kontingente). Zuschläge von ca. 5 - 20 Euro pro Nacht erscheinen mir akzeptabel und wurden auch vereinzelt angeboten.
Dass selbst im Fall von klaren saisonalen Überkapazitäten nach wie vor oft hohe Singlezuschläge verlangt werden, kann daran liegen, dass viele Anbieter sich Leerstand noch leisten können oder das Potential der Alleinreisenden noch nicht ausreichend erkannt wurde.
Gerade Singles reisen oft außerhalb der Saisonzeiten. Sie sind flexibel, können also kurzfristig reisen und verreisen öfter als Familien, da sie meist über ein höheres pro Kopf Budget verfügen.
Insbesondere Rentner / Pensionäre verfügen aktuell noch über ein Einkommen / Vermögen, das häufigeres Verreisen erlaubt.
Hoteliers und Reiseveranstalter kalkulieren eigenverantwortlich ihre Angebotspreise.
Das Management sollte anhand der jeweiligen Auslastungsstatistiken die Zweckmäßigkeit der vorgeschlagenen Handlungsweise beurteilen.
Es wäre begrüßenswert, wenn auch die beteiligten Reiseveranstalter / -Vermittler bei Preisverhandlungen generell auf annehmbare Zuschläge für Einzelbelegung achten würden.
Einzelreisende sollten übertriebene Zuschläge konsequent ablehnen, d. h. auf das Angebot verzichten und akzeptable Alternativen suchen.