Guten Tag zusammen,
da ich nicht weiss wo man sonst einen Reisebericht schreiben bzw. erstellen kann, mache ich das einfach mal im Forum...vielleicht gefällt's ja jemandem
Reisebericht Sylvester in Paris
Tag 1 – 31.12.2009 – Silvester
Es ist 3 Uhr morgens. Der Wecker klingelt und verschlafen und träge steigen Sarah und ich aus dem Bett. Schnell unter die Dusche gesprungen um wenigstens etwas fit zu werden und die nötigstens Dinge in die Proviantkiste gesteckt. Die Taschen stehen bereit zum Einladen in Sarahs Ibiza. Die Fahrt beginnt verregnet und dunkel. Eine deutliche Besserung dieser Witterungsverhältnisse stellt sich innerhalb der knapp 7 Stunden Fahrt nicht ein. Mittags um 12h kommen wir auf dem Autobahn-Ring in Paris an. Wir schlängeln uns gekonnt durch die Rush-hour, die uns schon nach kurzer Zeit in die Verzweiflung stürzt. Nachdem wir mitten auf einer Kreuzung stehen und Autos von den Seiten auf uns zugefahren kommen, glauben wir nichtmehr an eine beulenfreie Fahrt. Eine Ecke weiter erreichen wir unser Hotel, das IBIS Montmartre Ornano. Der Stadtteil in dem es sich befindet könnte gut und gerne als Ghetto bezeichnet werden, was nicht nur an der Quote von farbigen Parisern hängen könnte. Eingeengt zwischen Pizzabude und verlassenem türkischen Markthaus lächelt es uns mit schöner Fassade entgegen und sticht so aus dem Grau in Grau des restlichen Boulevards hervor. Wir checken ein, verstauen unser Auto in der naheliegenden Parkhaustiefgarage und das Gespäck im offenen Schrank unseres Zimmers. Danach geht es erstmal auf zum Eiffelturm. Die nette Dame am Metro-Schalter hilft uns bei der Auswahl unserer Tickets und so zahlen wir für 3 Tage Bahnfahren im gesamten Stadtgebiet unschlagbare \ 25,00 für 2 Personen. Das Bahnnetz ist ausgezeichnet und übersichtlich, sodass wir den Turm auf Anhieb finden. Das Wetter hat sich bis auf eine graue Wolkenglocke auch verbessert und unsere Entscheidung den Schirm im Auto zu lassen haben wir nicht bereut. Die langen Schlangen unterm Tour de Eiffel veranlassen uns nur ein paar Fotos mit selbigen im Hintergrund zu schiessen und uns dann mit einem kleinen Umweg über den Trocadero, wo ein paar Streetdancer gerade ihre letzte Session dieses Jahres aufführen. Einen Moment später sitzen wir schon in der Bahn Richtung Hotel und hauen uns nach einem kleinen Abstecher zu Mc Donalds erstmal ein bisschen aufs Ohr.
Abends stehen wir dann wieder auf, machen uns frisch und starten unsere Tour ins nächste Jahr. Angefangen am Place de la Concorde, wo wir uns eigentlich mit 2 Bekannten getreffen wollen, die uns jedoch versetzen, geht unsere Reise weiter über den Champs Elysses. Die ersten Schaufenster werden hier in weiser Voraussicht auf die kommende Nacht mit Brettern vernagelt und die Polizisten stehen schon mit kompletter Panzerung im Spallier. Etwas eingeschüchtert durch diese Eindrücke kämpfen wir uns durch das Gedränge entlang der Läden und Geschäfte, Bars und Restaurants bis zum Arc de Triumph. Von dort aus entschlie゚en wir uns den Jahreswechsel doch lieber an der Sacre Coer zu verbringen und starten die Fahrt in der überfülltesten Bahn die ich je erlebt habe. Boxend schaffen wir den Ausstieg an der Station Anvers und besteigen nun den einzigen Berg von Paris. Hier sieht das Menschenbild schon wieder ganz anders aus. Viele Deutsche und sogar einige mit Raketen und Knallern im Gepäck. Das Bonne Annee erklingt aus der Ferne, wird aber von den „frohes Neues“-Rufen übertönt. Der Eiffelturm glizert im Hintergrund und wir machen uns nach einer Flasche Sekt langsam auf den Weg zum Hotel, weil wir Angst haben, dass uns was passiert. Einen vertrauenswürdigen Eindruck haben wir bisher noch nicht von der Stadt der Liebe gewonnen, aber es sind ja auch noch ein paar Tage. Erschöpft und froh über unsere Unversehrtheit sinken wir ins Bett und schlafen kurzdarauf ein.
Tag 2 – 01.01.2010 – Neujahr
Nach dem Aufstehen und einer erfrischenden Dusche machen wir uns erstmal über unserer Reiseproviant zum Frühstück her. Da heute auch in Paris ein Feiertag ist, beschliessen wir erstmal zum Finanzdistrikt La Defense zu fahren. Hier befindet sich der Grande Arche, der mit dem Triumphbogen und dem „Kleinen“ am Louvre eine (Sicht-) Linie durch die Pariser Innenstadt bildet. Ein architektonisches Meisterwerk, welches nicht nur aus der Nähe riesig und zugleich offen und zerbrechlich wirkt. Nach ein paar Schnappschüssen erkunden wir noch etwas die Umgebung und bestaunen die Hochhäuser, um uns dann kurze Zeit später im Bois de Bologne wiederzufinden. Die „Lunge der Stadt“ wirkt im kalten und trüben Winteroutfit eher ziemlich blass und nicht so einladend wie wir es erwartet hatten. Im Sommer wird es hier sicherlich schöner sein, sodass wir schon einen Grund mehr haben diese Stadt auch nochmal bei gutem Wetter zu besuchen. Einige Metrostationen entfernt begenen wir der Kirche von Notre Dame. Vom Glöckner ist weit und breit keine Spur, jedoch von hunderten Besuchern die sich auf dem davor gelegenen Platz die Beine in den Bauch stehen, um in diese Kathedrale zu gelangen. Es scheint fast so als wäre die Kirche der einzige Ort in ganz Paris der Touristen am heutigen Neujahrstag einen kulturellen Einblick gewährt. Da unsere Füße bereits schmerzen entschließen wir uns diese Einblicke zu ersparen und uns im Hotel lieber kurz zu erholen. Gesagt, getan, stehen wir einige Stunden später, es ist bereits dunkel, auf einer vielbefahrenen Straße in einem der Vergnügungsviertel der Stadt, um uns die wohl berühmteste „nachgemachte“ Windmühle Frankreichs anzuschauen. Die verlockenden Rufe der Damen aus dem Moulin Rouge können uns nicht locken und nach etlichen Schnappschüssen versuchen wir uns per Karte in Richtung Montmartre zu bewegen. Nach dem schleppenden Aufstieg steht uns heute ein atemberaubender Blick zur Verfügung. Die sternenklare Nacht begrüsst uns mit einem Ausblick über die komplette Innenstadt und läd zum Träumen ein. Im Gedenken an unsere gemeinsame Zukunft erleuchten wir noch zwei Kerzen, die uns das Licht für das neue Jahr bringen sollen und lassen die weisse Kirche hinter uns liegen, damit wir uns an den „Abstieg“ zu unserer Nachtresidenz machen können.
Tag 3 – 02.01.2010 – Samstag
Ein eiskalter aber fröhlicher Morgen lässt uns früh, jedoch vielleicht nicht früh genug erwachen. Als wir einige Bahnkilometer später vor bzw. unter dem Eiffelturm stehen wird uns bewusst, dass wir uns noch eher aus den Betten hätten quälen sollen. Eine 2-stündige Schlange steht uns bevor, ehe wir uns auf die zweite Plattform befördern lassen können. Die Spitze wurde aufgrund Überfüllung und schlechten Wetters zwischenzeitlich geschlossen. Fröstelnd machen wir uns auf den Weg nach unten, nachdem wir den Blick von allen Seiten bestaunt haben. Für den Abstieg nutzen wir jetzt allerdings das Treppenhaus, wodurch sich ein Warten erübrigt und wir einige Minuten später schon wieder in der Bahn Richtung Osten sind. Nach einem erfrischenden kurzen Spaziergang, der uns nicht erspart bleiben konnte, da die Bahnstrecke an unserem Ziel nicht entlang ging, stehen wir vor einem kleinen Tor, welches den Weg in den Louvre bildet. Unser Reiseführer tut uns hier wirklich etwas Gutes mit seinem Tipp für den zweiten Eingang am Porte de Lions. Gerade einmal fünf Andere stehen mit uns hier an, wobei an der Hauptkasse vor gläsernen Pyramide ein Andrang herrscht, wie wir ihn zuvor erst unterm Eiffelturm erlebt hatten. Nach der überaus angenehmen Wartezeiten erfahren wir, dass für uns U25-jährige kein Eintritt fällig wird und freuen uns schonmal, der Dinge die uns erwarten werden. Eine Fülle von Eindrücken, die wir so niemals erwartet hätten dringt schlagartig auf uns ein. Nach Mona Lisa und deckenhohen Gemälden, bewundern wir noch Skulpturen und alt-ägyptische Grabstätten, um dann festzustellen, dass wir dermaßen überfordert sind mit dem uns hier gebotenen, so dass wir uns entschließen den Tag langsam ausklingen zu lassen. Erschöpft sinken wir gegen frühen Abend in unsere Betten nachdem wir uns zuvor noch nebenbei etwas gestärkt haben. So kaputt, dass wir uns nicht nochmal aufraffen können, etwas zu unternehmen, packen wir unsere Taschen und schlafen frühzeitig ein.
Tag 4 – 03.01.2010 – Abfahrt
Einen Wecker hätten wir garnicht benötigt, da wir aufgrund des frühen zubettgehens sehr erholt sind. Das Wetter draußen lässt uns nichts gutes ahnen und zerstört jegliche Hoffnung heute noch etwas „kleines“ in Paris zu unternehmen. So packen wir restlichen sieben Sachen und checken aus. Unser Auto hat den Aufenthalt gut in der Tiefgarage überstanden und nach einigem hin und her auf der Zubringer-Strasse befinden wir uns auf der Stadtautobahn in Richtung Deutschland. Nach einem kleinen Tankstopp kann es nun richtig losgehen. Das Wetter, welches sich in Frankreich noch als leichter Regen entpuppt, sollte bald schon umschwingen. Den Mautstationen begegnen wir nun schon als alte Hasen und kommen gut durch. Nach der Einfahrt in Belgien verschlechtert sich nun allerdings die Witterung. Aus dem Regen wird schlagartig Schnee und auch die Verhältnisse von unten scheinen nicht besser zu sein. Ab Aachen sind die Autobahnen komplett vereist und ein schnelles Weiterkommen ist kaum möglich. Erleichtert über die unfallfreie Fahrt biegen wir dann doch am frühen Abend in unsere Strasse ein und freuen uns über ein „richtiges“ warmes Essen. Das erste seit Tagen!
Fazit:
Paris über Sylvester. So verlockend die Stadt der Liebenden mit einer unvergesslichen Nacht lockt, so sehr kann es dann doch von dem Gebotenen abhängen. Wenn man nicht gerade eine Vorreservierung in einem bekannten Club oder ein Bar hat, wird es schwierig bis unmöglich hier reinzukommen. Die Schlangen von besagten Lokalitäten bestätigten das. Ein Ausblick über die Stadt wie wir ihn von Montmarte aus hatten ist schon sehr schön, allerdings ist das auch wieder wetterabhängig. Bei der Kälte draußen zu feiern ist halt nicht jedermanns Sache. Uns hat die Stadt gefallen und alles was wir dort gesehen und erlebt haben. Ob man das zu Sylvester braucht, muss man sich selbst überlegen. Wir haben unsere Fahrt nicht bereut und werden eine Sylvesterfahrt sicherlich nochmal planen; natürlich in eine andere Stadt. Preis-/Leistungsmäßig gibt es unterjährig bestimmt bessere Angebote.