Wie generell bekannt sein dürfte, ist das Karthäuserkloster (Valldemossa) mit den Zellen in denen Frederic Chopin und George Sand 2 Monate im Winter 1838-1839 verbracht haben, eines der beliebtesten und bekanntesten Ausflugsziele der Insel.
Gestern wurde durch ein Gerichtsurteil entschieden, dass die Zelle in der angeblich Frederic Chopin und George Sand gewohnt haben, genauso wie das dort stehende Klavier auf dem der Komponist viele Stücke komponiert haben soll, NICHT DIE WAHRE ZELLE bzw. NICHT DAS ECHTE KLAVIER sind. Beides wird seit über 80 Jahren gegen eine Eintrittsgebühr besucht.
Das Karthäuserkloster und verschieden Teile davon (Zellen) sind Besitz eines Konsortiums (Gemeinde Valldemossa, verschiedene ansässige Familien). Seit fast 80 Jahren streiten sich die Familien Ferrà Capllonch und Quetglas Tous (Besitzer der Zellen 2 und 4) wessen Zelle die 'autentische' Zelle, und welches Klavier das 'echte' Klavier ist. Der Hintergrund dieses Streits ist, dass das Eintrittsgeld proportionell zur 'Wichtigkeit' der besuchten Teile/Stücke aufgeteilt wird.
Seit 80 Jahren wurde Zelle 2 (mit dem darin stehenden Kalvier) als die Wohnzelle von Chopin/Sand gezeigt. Jetzt hat das Gericht entschieden, dass Chopin/Sand in der Zelle 4 (früher Zelle 3) gewohnt haben, und dass das DORT stehende Klavier das 'echte' Klavier ist. Das Klavier der Zelle 2 - angeblich ein mallorquinisches Klavier dessen Qualität Chopin als 'unmöglich' empfand - sei erst 10 Jahre nach dem Aufenthalt von Chopin/Sand gebaut worden, während das Klavier in Zelle 4 das französische Klavier sei das Chopin sich hat schicken lassen und das auf einem Mauleselkarren nach Valldemossa gebracht wurde. Die Richterin hat ebenfalls geurteilt dass das 'falsche' Klavier wegen 'irreführender Werbung' sofort zu entfernen sei, und dass die Zelle 2 NICHT mehr als die Wohnzelle von Chopin/Sand ausgeschildert werden darf. Schadenersatz hatte die klagende Familie Quetglas Tous nicht beantragt, denn es ginge hier um die 'Wahrheit' und die 'Ehre'.
In der Praxis wird sich für die Besucher des Karthäuserklosters nichts ändern. Man wird - nach wie vor - € 8.- Eintritt verlangen, und die Zellen und das Klavier anders beschildern. Ein wichtiger Teil der Eintrittsgelder wird ab sofort in die Taschen der Familie Quetglas Tous fliessen, die jedoch sagen dass die Einnahmen die entstehenden Kosten kaum decken.Die Familie Ferrè Capllonch hat Berufung eingelegt.
Eine (lustige?) Anekdote wie man 80 Jahre lang die Besucher 'an der Nase herumgeführt' hat?