Eine kleine Geschichte zum schwelgen in Erinnerungen....so wie ich sie damals erlebt habe
P.S. sollte das nicht hier her gehören oder unerwünscht sein, bitte entsprechend Info an mich. Danke
Sommer 1985, ein kleines Kaff mitten in Hessen, morgens um 4 Uhr. Ich war damals gerade mal 10 Jahre, nun sollte das grösste Abenteuer meiner bisherigen Kindheit beginnen. Mit dem Auto in den Urlaub, Über die Landesgrenzen hinweg, übers Wasser.....nach Mallorca !
Ab ging es also in den vollgepackten Honda Prelude, mit Gepäck für 3 Wochen, was für diesen Sportwagen ein wahres Tetris Spiel war. Vorn meine Mum und ihr neuer Lebensgefährte (Der uns diesen Urlaub überhaupt erst ermöglicht hatte), hinten Ich neben noch mehr Gepäck, denn das Kofferradio musste genau so mit wie der Fussball, schließlich waren 3 Wochen eine lange Zeit.
Um 4:50 Uhr also ab auf die Autobahn, Richtung Süden. Französische Grenze, später dann quer durch Lyon. "Hier hab ich eine Brieffreundin, wo sie wohl wohl wohnt?"....und schaute mir daraufhin jedes Gebäude an. Weiter auf der Schnurgeraden Autobahn, bis irgendwann die Ersten Berge in Sicht kamen.
Auf der späteren Rückfahrt sollte ich dann das erste mal erfahren, dass alle Französischen Autos gelbe Scheinwerfer haben....weiss aber bis heute nicht, warum
Bis hierhin vertrieb ich mir die Zeit mit Micky Maus Heften und Musik von meinem Walkman. Handys gab es nicht, genau so wenig wie MP3. Aber ab hier wurde es interessant, und ich genoss den Blick aus dem Fenster.
am Nachmittag erreichten wir die Spanische Grenze.....das Monument links oben auf dem Berg wird mir wohl immer in Erinnerung bleiben. Die Landschaft veränderte sich zunehmend, und plötzlich lag es vor uns: Barcelona, mit einer sehr eigentümlich Verschachtelten Architektur
Gegen 18 Uhr erreichten wir den Hafen, und ich war zum ersten mal am Meer. Und sah zum ersten mal unser Fährschiff der Transmeditteranea Linie. Wahnsinn !
Dann hieß es Warten....Check in....Fahrzeug einparken....und der Bezug einer viel zu kleinen Kabine ohne Fenster, dafür aber mit viel Plastik. Das Ablegen erlebten wir dann vom Oberdeck aus, Zeit, ein paar Fotos mit der Kompaktkamera zu schießen (Hatten wir genug Filmdosen dabei?). Für meinen Zukünftigen Stiefvater war das schon alles Routine, aber ein gewisser Stolz, uns das alles zu Zeigen, war ihm anzumerken
Am Morgen umkreisten wir dann die Westküste und legten in Palma an. Für mich relativ unspektakulär, da mein Magen noch mit der Schaukelei der Nacht zu kämpfen hatte. aber spätestens bei der ersten Tour Richtung Südküste mit dem Auto war dieses Gefühl wieder verflogen.
Colonia de Sant Jordi hieß das Ziel. Während der Fahrt mimte mein Stiefvater den Reiseführer (Da seine Schwester einen Mallorquiner geheiratet hatte, verbrauchte er seine Urlaube nur noch dort), und Zeigte uns als kleinen Vorgeschmack Cala Pi von oben.
In Sant Jordi angekommen, Check in in der kleinen Pension, die auf dem Foto zu sehen ist. Die Besitzer wohnten im EG, das sollte also für 3 Wochen unser Zuhause sein. 1000 DM pauschal für 3 Wochen, das waren Preise
Und es war bis heute wirklich einer der schönsten Urlaube meines Lebens. Wenn es Muttern mal zu heiß für den Strand war, spielte ich im Schatten des Innenhofs Fussball. Sant Jordi war damals noch nicht so überladen wie heute, wobei es seinen Charme nie ganz ablegen wird. Um 12 Uhr, glaube ich, schlossen die Läden bis um 17 Uhr, in der zeit war Siesta.....kein Mensch auf der Gasse. Nur ich, wenn mir langweilig war. Oberhalb des Placa Mare de Deu gab es einen kleinen Fahrradverleih. fast jeden zweiten Tag lieh ich mir dort ein Fahrrad und erkundete die Gegend in der Mittagshitze.
Dort um die Ecke auch unsere Stammbäckerei, ein paar Strassen weiter ein Sparmarkt....mehr brauchte man zum Leben nicht. Spätnachmittags ging es dann mit dem Auto, beladen mit Sonnenschirm und Liegestuhl, zum Strand. Die heutige Verkehrsberuhigte Zone gab es damals nocht, brauchte man aber auch nicht wirklich. Parken konnten man direkt an der Carrer Gabriel Roca, hier gab es einen kleinen, kostenlosen Sandplatz. Direkt über die Strasse dann das kleine Pinienwaldstück, das direkt an den Strand grenzt....das war unser Platz. Ich genoss immer die neidischen Blicken der mallorquinischen Kinder, die an unserer Autoscheibe klebten, weil sie nie zuvor so ein Auto gesehen hatten
Cala Pi war damals wie heute über die kleine Treppe zu erreichen, nur, dass es damals kaum Gastro und Hotels gegeben hatte. Meine Mutter fand dort damals Pedro wieder, einen ihrer Ehemaligen Arbeitskollegen aus der Jugendzeit in Deutschland. Ihm gehörte das kleine Kiosk unten am Fuss der Treppe, Später eröffnete er ein kleines Restaurant ober auf der Carrer Penyes.
Cala Llombards war damals noch ein Geheimtipp, ein unbekannter Strand mit einer Handvoll Parkplätzen im Sand, Feuerquallen waren damals auch noch nicht wirklich ein Thema. Für mich aber nach wie vor der schönste Strand Mallorcas.
Ebenso schwer erreichbar waren die kleinen Buchten von Cala Figuera im Hinterland von Magaluf....aber es hat sich immer gelohnt, dort hin zu fahren.
Dies ist auch der einzige Strand, der seine Ruhe und Gelassenheit von damals behalten hat......genauso wie der Blick vom Parc de la Mar auf die Kathedrale an einem klaren Sommerabend. Hier war ich seil langem wieder im Februar 2020.....Meine Eltern leben nicht mehr....aber die Erinnerung bleibt, weil sich bestimmte Orte in den ganzen Jahren nicht verändert haben und nichts von ihrer Schönheit eingebüßt haben.
Auch La Granja und die Serra Tramuntana sind ihren Idealen weitestgehend Treu geblieben....von der früheren Zeit berichte ich gerne ein anderes Mal
In diesem Sinne wünsche ich allen hier ein schönes und besinnliches Weihnachtfest und einen guten Start ins neue Jahr trotz verrückten, merkwürdigen und außergewöhnlichen Zeiten.
.....Und hoffentlich ein Wiedersehen auf unserer Lieblingsinsel in 2021.
Viva Mallorca !