Moin! Die Preise bei den Pauschalreiseveranstaltern verhalten sich vermutlich nicht so flexibel wie es z.B. bei den Hotelbuchungsportalen der Fall ist. Wie es auch die Fluggesellschaften handhaben, so werden auch die Hotelpreise inzwischen von automatischen Programmen festgelegt, sogenannten Algorithmen. Was man zur Buchungssituation und Hotelauslastung in den letzten Wochen über Mallorca las, bezog sich auf den letzten deutschen "Supersommer" und die daraus resultierende Nachfrageschwäche auf den Balearen. Soll heißen: erwartet der Mitteleuropäer einen Hitzesommer im eigenen Land, ist er offenbar eher geneigt, auf eine Urlaubsreise zu verzichten.
Es stellt sich die Frage, wann denn klar wird, ob es sich um einen extrem sonnigen und heißen "Supersommer" handeln wird oder doch um den eher typischen "Schaukelsommer", der gern zwischen Schwüle, Hitze und extremen Gewittern hin und her pendelt. Da man Wetter kaum über eine gute Woche hinaus prognostizieren kann, ist ein am Wetter daheim ausgerichtetes Buchungsverhalten höchst irrational. Es kann schließlich auch niemand ausschließen, dass Mallorca von sturzbachartigen Regenfällen und Überschwemmungen verschont wird. So steht zu vermuten, dass man trotz der Buchungszurückhaltung davo ausgeht, dass es in dieser Saison eher zu kurzfristigen Nachfragespitzen kommen könnte. Wer auf günstigere Preise hofft und abwartet, nimmt also (wie auch bei Flügen oder Kreuzfahrten) an einem Roulettespiel Teil.
Dass Wetter nicht längerfristig zu prognostizieren ist, wissen auch mallorquinische Hoteliers und wer unbedingt hin möchte, der fliegt auch hin, auch wenn es nicht billiger wird als im letzten Jahr. Ein Hotel, welches 2018 über viele Wochen hin voll belegt war, hat in einer Saison mit nur 75% Belegung dieselben Fixkosten, insofern sollte man nicht erwarten, dass die Preise entsprechend sinken. Die Alorithmen kennen genau die durch Billigpreise mögliche spontane Buchungsbereitschaft, und die läuft weder linear noch 1:1, also nach dem Motto: "Ich senke jetzt die Preise um 25% und erwarte, dass ich von 75% auf 100% Auslastung komme." Ganz so automatisch läuft die Entscheidungsfindung beim Menschen nicht.
Ich möchte bei aller Bequemlichkeit, die mit einer Pauschalreise daher kommt, immer empfehlen, sich separate Flug- und Hotelbuchungen anzusehen, auch wenn man sich dann um Transfers (Taxi, Mietwagen?) selbst kümmern muss. Ganz allgemein muss sich jeder Fragen, welchen Wert in bezug auf Erholung und die vor Ort geleistete Arbeit ein Urlaub überhaupt hat. Wollen wir den Wert einer Erholungsreise überhaupt noch anerkennen oder sind Pauschaltrips aufgrund ihrer Häufigkeit nicht auch schon zum Wegwerfprodukt verkommen? Haben wir im Blick, dass weder die Busfahrer für den Hoteltransfer noch die Köche im Restaurant noch die Zimmermädchen von ihrer Arbeit leben können? Denken wir an die Klimaschädlichkeit zahlreicher Flugreisen, sollten wir uns vielleicht eher freuen, dass wir die Goldene Zeit des unbeschwerten Billigfliegens noch miterleben durften (auch wenn dieses Glück bittersüß schmecken kann), denn es deutet vieles darauf hin, dass wir künftig viel mehr dafür zahlen müssten, wenn es erst gelingt, einer Ware oder Dienstleistung einen wahren Preis zu geben, der Umweltschäden beinhaltet.