Der Mietwagenthread – mit über 2.500 Beiträgen und über 300.000 Klicks - ist der meistgenutzte Thread des Mallorcaforums. Mietwagen sind wohl das Thema das den meisten Mallorcabesuchern am Herzen liegt.
Auf Mallorca gibt es geschätzte 30.000/35.000 Mietwagen von unzähligen Anbietern, sowohl internationalen als auch nationalen/regionalen. Einige der grossen Firmen haben 2.000/3.000 Fahrzeuge. DerKonkurrenzkampf ist somit angesagt und möglicherweise wesentlich härter als in anderen Branchen. Nur 8 dieser unzähligen Anbieter haben einen Schalter (und die Fahrzeuge) direkt im/am Flughafen.
Wenn man die Hintergründe dieser Branche kennt versteht man vielleicht die Umstände und Bedingungen der Mietwagenvermieter besser und man kann viele Sachen leichter nachvollziehen.
Ich behaupte einmal dass das “Übel” der Branche mit den Bedingungen und Auflagen die mit den Büros/Fahrzeugen im Flughafen verbunden sind, anfangen. Der offizielle, spanische Flughafenbetreiber AENA stellt nur beschränkte Räumlichkeiten für Mietwagen zur Verfügung. Diese Räumlichkeiten werden versteigert. Alle Interessenten können an diesen Versteigerungen teilnehmen. Angebote werden in einem geschlossenen Umschlag eingereicht, an einem festgelegten Tag werden diese Umschläge – im Beisein der Beteligten – geöffnet, und die besten Angebote bekommen den Zuschlag der vorhandenen Räumlichkeiten. Bei den letzten Versteigerungen gewannen Angebote von ca. € 600.000.-/Jahr (pro Büro), zuzüglich 4% Provisión auf den Umsatz einschliesslich Benzin und Versicherungen. Man kann sich an den Fingern einer Hand ausrechnen wieviel Umsatz (am Flughafen) erziehlt werden muss um nicht nur die Kosten des Büros sondern auch einen Gewinn zu erwirtschaften. Am Flughafen Palma werden jährlich zwischen 600.000 und 700.000 Mietwagenverträge abgeschlossen.
Die Betriebskosten der Unternehmen mit Büros am Flughafen sind somit wesentlich höher als die der Unternehmen die keine Präsenz am Flughafen haben, aber ein Schalter am Flughafen garantiert den Vermietern die Kunden quasi auf einem Tablett. Also geringere Betriebskosten versus leichteren ‘Kundenfang’. Internet bietet die Möglichkeit eines Direktverkaufs mit geringem, finanziellem Aufwand. Diese Möglichkeit nutzen Vermittler von Mietwagen. Mit augeklügelten Websites vermitteln diese Firmen Mietfahrzeuge von fast allen Vermietern (eiogentliche Besitzer der Fahrzeuge), ohne selbst grosse, finanzielle Investitionen und Risiken tragen zu müssen. Sie spielen quasi einen Vermieter gegen den anderen aus, was gezwungenermassen zu einer generellen Preissenkung führt. Und das funktioniert, weil die Firmen mit tausenden Fahrzeigen auf die ‘Masse’ angewiesen sind, und die Vermittler helfen diese ‘Masse’zu erreichen. Genau wie bei den Hotels mit den Reiseveranstaltern, braucht man diese ‘kritische Masse’ vor allem in der Vor- und Nebensaison (etwas vereinfacht ausgedrückt: in der Hauptsaison bräuchte man die weder in den Hotels noch für Mietwagen).
Bei so vielen Vermietern und Vermittlern wirbt man um Kunden über den Preis und überdie Vermietungsbedingungen. Die Vermieter müssen die Fahrzeuge so viel Tage wie nur irgendwie möglich vermieten, und das zum besten Preis. Sie haben die Wahl ein ‘sauberes’ und klares Angebot zu machen (Mietpreis zusätzlich alle Versicherungen, klare Benzinregelung/Bedingungen) und das hat seinen Preis (Einstandspreis = effektiver Endpreis, keine Überraschungen), oder mit Eckangeboten werben (billigster Einstandspreis) und dann bei Vertragsbschluss den Kunden alle nur möglichen Zuschläge ‘aufschwätzen’. Ein kurzes “Querlesen” durch den Mietwagenthread macht das schnell deutlich. Jeder Vermieter muss zwischen diesen Optionen wählen, jeder muss wissen welche Firmenpolitik er für die richtige hält. Zu dieser Firmenpolitik gehört auch die Handhabung nachträglicher Reklamationen. Oft wird hier der Geiz (der Kunden) richtig teuer.
Die Haftung– wie auch der Rest der AGB oder des Kleingedruckten, sowohl der Vermieter als auch der Vermittler – ist, meiner Meinung nach, massgebend wenn es zu unvorgesehenen Ereignissen (sprich: Unfall, mit oder ohne Beteiligung Dritter). In einem fremden Land, möglicherweise mit anderen Beteiligten die der deutschen Sprache nicht mächtig sind, ohne die örtlichen Gegenheiten bzw. Gesetzgebung zu beherrschen, sollte man kein Risiko eingehen. Man sollte gut abgesichert sein. Leichtsinnigkeit - oder Geiz an der falschen Stelle - kann teuer werden.
Ich habe nie verstanden wie man – als Vermieter – eine sogenannte Vollkaskoversicherung anbieten kann, in der aber Schäden am Schloss, an den Reifen, am Unterboden oder an den Scheiben nicht inbegriffen sind und man diese Schäden zusätzlich versichern muss (oder nicht?). Das ist, meiner Meinung nach, eine mehr als fragwürdige Art zusätzlich zum notwendigen Umsatz zu kommen. Der Kunde ist zwar nicht gezwungen diese Zusatzversicherungen abzuschliessen, geht aber ein teilweise unberechenbares Risiko ein (ich habe schon öfters gesehen wie ein Mietwagen, durch fahrlässiges Verhalten eines entgegenkommenden Fahrzeuges, von der Strasse in den Graben abgedrängt wurde und so stärkeren Schaden sowohl an Reifen als auch an Unterboden erlitt). Also klare Verhältnisse und Bedingungen sind hier ratsam.
Man sollte es sich also gut überlegen wo man bei einem Mietwagen sparen sollte und wo nicht, und sich die Zeit nehmen die AGB und das Kleingedruckte – einschliesslich das “wie” und das “wo” der Haftung – durchlesen und verstehen.