Oft kommen sowohl im Forum als auch per PN Nachfragen zum Essen auf der Insel. User fragen nach Restaurants in bestimmten Orten. Fragen wie “Welches sind die besten Restaurants auf Mallorca” oder “Wo kann man in Cala Rajada gut essen” sind nicht selten. Ich glaube dass einige, allgemeine Bemerkungen zum Essen auf Mallorca angebracht und nützlich sind.

Wie bei manchen anderen Fragen auch, ist es in Sachen “Essen” nicht einfach gute Ratschläge zu geben. Die Messlatte des ‘Gaumens’ ist bei jedem anders, genauso wie die Messlatte des Geldbeutels. Was für mich ein gutes Preis-Leistungsverhältnis ist mag für andere unerschwinglich sein (oder umgekehrt). Die Bezeichnung “frischer Fisch” kann fast alles bedeuten, viele kennen den Unterschied zwischen von einem Fischerboot frisch gefangenen Fisch und ‘frischen’ Fisch aus Fischfarmen nicht und können das auch am Geschmack nicht unterscheiden.

Meine persönliche Einstellung ist, immer zu empfehlen die Landes- bzw. Regionalküche zu versuchen. Bratwurst mit Pommes oder Sauerbraten essen kann man auch zuhause. Normalerweise findet man einheimische/mallorquinische Restaurants nicht an der Strandpromande in tourstischen Orten mit grossen Tafeln auf deutsch (und wohin sich nie ein Einheimischer verirrt). Die mallorquinischen Restaurants, vielleicht ohne Stofftischdecken und einem unwesentlich höheren Geräuschpegel, sind in 3. oder 4. Strandlinie, nicht unbedingt in unmittelbarer Nähe der grossen Hotels. Hier sind die Tafeln auf spanisch, ein kurrzer Blick ins Lokal bestätigt dass hier kaum – oder gar keine - Touristen einkehren. Auf den Dörfern oder in Palma (z.Bs. auf einer Mietwagentour oder bei einer Stadtbesichtigung) findet man solche Lokale schnell. Es gibt unzählig viele Lokale die ein dreigängiges Tagesmenü für zwischen € 8.- und € 12.- Euros anbieten (Vorspeise, Hauptgang und Nachtisch, einschliesslich Tischwein, Wasser und oft auch ‘Sprudel’, Kaffee muss extra bezahlt werden). Vor der Tür oder an der Wand ist normalerweise das “Menú del Día” ausgeschildert. Ich rate allen solche Lokale einmal auzuprobieren. Viel kann man da nicht falsch machen. Im Gegenteil, in den meisten Fällen erlebt man eine angenehme Überraschung was man hier für sein Geld geboten bekommt. Mit der richtigen Einstellung und freundlchem Personal kommt man über eventuelle Srachprobleme hinweg, wenn man einmal nicht weiss was auf den Teller kommt, mutig sein und trotzdem probieren.

Das gastronomische Angebot auf Mallorca ist unglaublich zahlreich und vielfältig. Es gibt regionale, nationale und internationale Küche in allen Preisklassen bis hin zu edlen Restaurants mit Sterneköchen. Wie überall hat Qualität ihren Preis, gute Küche ist alles andere als billig. Vor allem frischer Fisch und frische Meeresfrüchte gehen zu Lasten des Geldbeutels, besonders wenn alles mit gutem Wein ‘begossen’ wird. Hier kann der Spass schon einmal zwischen € 70.- und € 100.-/Person kosten. Die Tatsache dass Mallorca eine Insel im Mittelmeer ist bedeutet bei weitem nicht dass frischer Fisch billig ist. Es gibt zwar erschwingliche Fischsorten, aber es gibt auch andere - die 'feinen' - deren Preis im Einkauf schon um die € 40.-/Kg. liegt. Frische "Gambas" (Garnelen) werden ähnlich gehandelt, über Weihachten bis dreimal so teuer. Fisch von Fischfarmen bzw. tiefgefrorener Fisch ist erschwinglich und – bei einer guten Zubereitung – sollten die meisten den Unterschied kaum erkennen können.

Bei Fleisch ist das ähnlich. In Spanien wird das Fleisch grundsätzlich nicht abgehangen (das machen nur die wenigsten Metzger, teilweise lassen es die guten Köche selbst abhängen). Ich würde, zum Beispiel, kein einfaches ‘Beefsteak’ bestellen (das machen viele wiel sie denken da könne man nichts falsch machen) denn das ist hier ein dünnes, wahrscheinlich nicht zartes, Stück Fleisch. Hier sollte man die Gelegenheit nutzen Gerichte wie Lammschulter- oder Keule, Lammkoteletts, oder Spanferkel zu versuchen, oder typisch mallorquinische Spezialitäten wie “Arroz brut" (“schmutziger Reis”, ein Schlachtfest-Reiseintopf), “Berenjenas rellenas” (gefüllte Auberginen), “Sopas mallorquinas” (ein Gemüsegericht mit ein wenig Schweinefleisch), “Lomo con col” (Schweinefilet mit Kraut) oder "Frito mallorquin" (eine Art Leber- oder Schlachtfestgeschnetzeltes). Eine frisch gemachte Paella sollte man natürlich auch probieren (Vorsicht vor ‘Fertigpaellas’ – was es nicht alles gibt - die oftmals in Touristenzonen ausgeschildert sind), auch wenn man hier zwischen 20 und 30 Minuten warten muss.

Weine gibt es in allen Preisklassen, sowohl mallorquinische als auch vom Festland. Spanische Weine stehen italienischen oder franzósischen Weinen in nichts hinterher. In den letzten Jahren haben mallorquinische Weine einige, internationale Auszeichnungen gewonnen, aber – und das ist meine persönliche Meinung – stimmt bei vielen mallorquinischen Weinen das Preis-Leistungsverhältnis nicht. Bei einem “Rioja” oder “Ribera del Duero” der in einem ‘normalen’, einheimischen Restaurant so um die € 15.- kosten darf wird man garantiert nicht enttäuscht.

Jahrelang habe ich an der Wand hinter meinem Schreibtisch ein Schild mit folgendem Spruch hängen gehabt: “Ein Tourist ist eine Person die verreist um etwas anderes zu sehen und sich dann beschwert wenn alles nicht wie zuhause ist”. Diesen Spruch sollte man nicht wahr machen.