Attentate und Tourismus

Bedauerlicherweise hat das Attentat im Nationalmuseum von Tunis die Beziehung zwischen Terrorismus und Tourismus wieder einmal in die internationalen Schlagzeilen gebracht. Es gibt kaum eine Wirstchafsbranche in der sich die Folgen eines Attentats – oder anderen transzendentalen Ereignissen - so schnell bemerkbar machen wie im Tourismus. Die unmittelbaren Folgen des Anschlags in Tunis sind, dass die Kreuzfahrtgesellschaften ihre Stops von Tunis in andere Mittelmeerhäfen verlegen, z. Bs. nach Palma, und es zu massiven Stornierungen von schon gebuchten Reisen, nicht nur nach Tunesien sondern in andere, nordafrikanische/islamische Länder kommen wird, und dass die zukünftigen Buchungen von Pauschalreisen in diese Länder zu Gunsten von Buchungen in ‘sicherere’ Länder leiden werden. Vor allem die Inseln europäischer Länder wie Spanien und Italien werden von dieser Situation profitieren, allen voran die Balearen und die Kanaren. Der Schaden des einen führt gezwungenermassen zum Vorteil des anderen.

In 2010, kurz vor dem “arabisichen Frühling”, besuchten etwa 7 Millionen Touristen/Jahr das Land Tunesien (das sind weniger als 70% der jährlichen Besucherzahl von Mallorca). Durch die politischen Ereignisse in Nordafrika erlitt Tunesien einen Einbruch von über 40% der Touristen. Man hatte Hoffnungen dass man in 2015 einen Grossteil dieser Touristen wieder zurückgewinnen könnte. Nach dem Attentat letzter Woche wird das wohl kaum mehr möglich sein. Attentate und Vorkommnisse wie der “arabische Frühling” haben unmittelbare Folgen, die Touristen ändern ihr Buchungsverhalten sofort. Aber fast genauso schnell “vergisst” man diese Vorfälle und alles kehrt wieder zum alten zurück. Und auf genau das hatten die Tunesier ihre Hoffnungen gesetzt … bis zum Attentat letzter Woche.

Oftmals in der Vergangenheit haben unvorsehbare Ereignisse den Tourismus “durcheinanandergebracht”. Vor vielen Jahren war es einmal ein Erdbeben in Montenegro. Jahre später Attentate auf dem Kreuzfahrtschiff “Achille Lauro” oder im Ägyptischen Museum in Kairo, Bürgerkrieg im vormaligen Jugoslawien, die politische Situation in Israel oder Griechenland, der “arabische Frühling”. Und immer haben Länder wie Spanien oder Italien den von den Krisenländern abwandernden Tourismus ‘aufgefangen’. Das wird auch dieses Mal so sein.

Die Touristen wollen Sicherheit und Stabilität, und das ist vor allem in bekannten, europäischen Ländern so gut wie gewährleistet. Der französische Premierminister hat diese Tage klar gesagt dass die Frage nicht ist ob es in Europa zu Attentaten des IS kommen kann sondern wann und wo. Tatsache ist, dass die europäischen (generell, die westlichen) Sicherheits- und Informationsdienste nicht nur gut funktionieren (in Spanien werden mit relativer Frequenz potentielle, islamische Terroristen festgenommen) sondern auch die generellen Sicherheits- und Überwachungskontrollen. Dazu kommt, dass die Möglichkeit ein Attentat auf den Inseln durchzuführen mit kaum überwindbaren Schwierigkeiten verbunden und somit fast auszuschliessen ist.

Wie in anderen Beiträgen in MALLORCA INSIDE schon angesprochen erwartet man in 2015 auf Mallorca wieder ein ausgezeichnetes Touristikjahr (manche sprechen sogar von einem Rekordjahr). Die nahe Zukunft wird zeigen ob sich die vorgesehenen Buchungszahlen durch die Situation in Tunesien – zum Leidwesen der einen und zum Vorteil der anderen – noch verstärken werden.