Möglicherweise ist den wenigsten bekannt dass es auf Mallorca einen Stoff bzw. ein Stoffmuster gibt das europaweit (weltweit?) einmalig ist: die “tela de llengos”, das (Feuer-)Zungenmuster.
Hierbei handelt es sich um eine Webeart bzw. eine Färbungstechnik die ‘IKAT’ oder ‘IKKAT’genannt wird, deren genauer Ursprung angeblich tausende Jahre alt ist und aus Asien stammt. Es gibt jedoch auch Funde und Erzählungen die von dieser Technik in Kolumbien oder Mexiko berichten.
Was sicher zu sein scheint ist, dass diese Technik über die Handelsroute der Seide auf Mallorca ‘hängengeblieben’ ist. Über diese Route wurde zwischen dem 5. und 7. Jahrhundert von Händlern Seide (zusammen mit Gewürzen) von China über Asien nach Europa eingeführt, vor allem während der römischen Kaiserzeit.
Über Frankreich und Italien gelang diese Technik nach Mallorca, wo man seit dem 8. Jahrhundert Berichte darüber hat. Die IKAT-Technik wurde in Europa bis nach dem 2. Weltkrieg zur Stoffherstellung- und Färbung angewandt, ging aber dann verloren. Die Tatsache dass Mallorca, als Insel, von der industriellen Entwicklung (was Stoffherstellung.- und Färbung anbelangt) vom spanischen Festland und dem Rest Europas isoliert war führte dazu dass diese Tradition ausschliesslich hier weitergeführt wurde und somit nicht nur eine eigene Identität erwarb sondern auch ihren eigenen Namen: “Tela de llengos” – (Feuer-)Zungenstoff, da die Muster an Flammen erinnern. Heutzutage ist der (Feuer-)Zungenstoff einmalig in Europa.
Die tausendjährige IKAT-Technik besteht darin dass die Fäden vor dem Weben auf eine gewisse Art und Weise abgebunden/verknotet und dann gefärbt werden. Dieser Prozess verhindert das gleichmässige durchdringen der Farbe in die Fäden. Beim Weben erscheint dann das besondere und ‘eigenartige’ Muster was auf beiden Seiten des Stoffs gleich ist.
Dieser Stoff wird für alle möglichen Zwecke benutzt: Vorhänge, Bettbezüge, Sofas und Stühle, etc., etc. Ich habe sogar einmal einen alten VW-Käfer mit einer solchen Polsterung gesehen.
Aber auch auf Mallorca ist diese Technik inzwischen fast am aussterben. Es gibt lediglich noch 4 oder 5 Hersteller die diese Tradition aufrecht erhalten. Noch kann man die “tela de llengos” in allen guten Stoffgeschäften der Insel finden.