Wie schon in vorherigen Beirägen mit dem selben Titel erwähnt (Schmuggel auf Mallorca (1), Schmuggel auf Mallorca (2)), war Schmuggel auf Mallorca immer ein Kavaliersdelikt und wurde seitens aller Bevölkerungsschichten akzeptiert und geduldet bzw. 'beschmunzelt'. Geschmuggelt wurde vor allen Dingen Tabak/Zigaretten, Kaffee und sogar Zucker.
Das mit Schmuggel in den 50er und 60er Jahren des letzten Jahrhunderts verdiente Geld wurde oftmals in der Touristikbranche investiert, z. Bs. in Hotels/Hotelketten. Aber nicht nur in der Hotellerie. Die ersten grossen Busunternehmer der Insel konnten die Investitionen in Reisebusse mit ihren Einnahmen durch Schmuggel finanzieren.
Die Schmuggelware wurde von Alfgerien, Marokko oder Gibralter mit grösseren Schiffen in einsame, schwer zugängliche Buchten gebracht und dort auf kleinere Boote umgeladen (viele der grösseren Schiffe waren Küstenwachschiffe der Royal Navy die nach dem 2. Weltkrieg von den Schmugglern billig erworben wurden). Die kleineren Boote, viele davon 'normale' Fischerboote, brachten die Ladung an Land, ausschliesslich an schwer zugängigen Stellen. Die beliebtesten Küstenstreifen zum entladen waren bestimmte Stellen der Serra de Tramuntana und der Südostküste der Insel (Santanyí, Cala D'Or, Cales de Mallorca, usw.). Einmal an Land, wurde die Schmuggelware in Höhlen oder in ähnlichen Verstecken ein paar Tage zwischengelagert bis die Luft 'rein' war. Dann wurde die Ware in kleineren Mengen auf der Insel verteilt werden.
In der damaligen Zeit (Nachkriegszeit nach dem spanischen Bürgerkrieg unter der Regierung eines Diktators) gab es nicht viele Privatpersonen die ein Auto mit grossem Kofferraum besassen. Autos mit grossem Kofferraum - überwiegend amerikanische 'Schlitten' - wurden hauptsächlich als Taxis genutzt. Viele der Taxiunternehmer der damaligen Zeit verdienten nebenbei (oder hauptsächlich?) mit der Beförderung der Schmuggelware gutes Geld.
In den Anfangzeiten de Tourismus auf der Insel mussten die Reiseveranstalter (über die örtlichen Agenturen) für Transfers der (damals noch wenigen) Touristen auf diese Taxis zurückgreifen. Transportmöglichkeiten war Mangelware. Die RV und örtlichen Agenturen boten den Taxiunternehmern an eine Geschäftserweiterung zu finanzieren wenn sie mehr Taxis, Kleinbusse und - später - grosse Reisebusse erwarben.
Und genau das machten einige der ursprünglichen Taxiunternehmer (und am Schmuggel beteiligte). So fingen heutige Grossunternehmer (bzw. deren Väter/Grossväter) im Transportgeschäft an. Die bekanntesten waren PUJOL (aus Andratx), NADAL (aus Cala Millor, inzwischen Teil von TRANSUNION) oder ROIG (Cala D'Or, der heute nicht nur Taxis und Busse hat sondern tausende Leihwagen, unter anderem durch Übernahme von HASSO).
Lustig: in der Gemeinde Escorca (Kloster Lluc) auf der Finca ES COSCONAR, wurde 1924 eine grössere Kaserne errichtet ("Quarter del Caraniners", die momentan restauriert wird) um gegen den Schmuggel an der gesamten Tramuntanaküste anzugehen. Das Grundstück für diese Kaserne wurde von Joan March Ordinas gestiftet ... der sich in in späteren Jahren zum grössten Schmuggler des Mittelmeers und reichsten Mallorquiner (und drittreichster Mann der Welt) entwickelte (Spitznahme: 'Francos Finanzier' ).