Bei einer meiner ersten Teilnahmen an einer Verkaufsförderungsaktion in Deutschland waren wir im Namen des (damals privaten) Fremdenverkehrsamts Mallorcas (Fomento deTurismo) unterwegs.

Kurz zuvor hatte das spanische Fernsehen (TVE, 1. Programm) einen Dokumentarfilm über Mallorca gesendet. ‘Leitfaden’ dieses Dokumentarfilms war eine mallorquinische Volksmusikgruppe, LOS VALLDEMOSA. LOS VALLDEMOSA fuhren – in diesem Film – in einer Pferdekutsche rund um bzw. quer durch die Insel, die schönsten Ecken Mallorcas wurden in unvergleichbarer Schöne dargestellt, alles untermalt mit der Musik dieser Gruppe. Mit einem Wort: das – scheinbar –beste Werbemittel. Das mallorquinische Fremdenverkehrsamt beantragte eine Kopie dieses Films vom Fernsehsender und die Genehmigung den Film in Deutschland während dieser Verkaufsförderungsaktion vorführen zu dürfen.

Ein Kollege und ich waren für die Technik zuständig. Räumlichkeiten waren gebucht, Projektionsgeräte bestellt. Nichts konnte schief laufen. Die erste Veranstaltung war in Hamburg. Geplant war die Vorführung des Films mit anschliessendem Gespräch über die Insel, die Attraktionen, die Hotels, die Ausflugsmöglichkeiten, etc.. Etwa 150 Reisebüromitarbeiter waren im Saal. Es gab “Häppchen” und Getränke ‘en masse’. Kurze Bergrüssung, dann der Film. Der Film dauerte 45 Minuten…… aber uns kam die ¾ Stunde wie 5 Stunden vor. Und nicht nur uns: auch in der Dunkelheit des Saals war es nicht schwer festzustellen dass mindestens die Hälfte der Anwesenden eingeschlafen war und erst durch das Licht am Ende der Vorstellung wieder wach wurde.

Gleich am ersten Abend war es uns klar dass der erhoffte Erfolg dieses Super-Dokumentarfilms nicht der sein würde den wir alle uns erhofft hatten. Total unerfahren und auf absolutem Neuland hatten wir damals keine Ahnung dass jegliche Projektion die länger als 7 oder 10 Minuten dauert dazu führt dass die Konzentration der Anwesenden nachlässt, dass es denen langweilig wird und dass sie dann langsam aber sicher in Schlaf verfallen. Also mussten wir uns etwas einfallen lassen. Mein Kollege und ich verbrachten quasi den Rest der Nacht damit – bei langsamem Vor- und Rücklauf des Filmes - ganze Stücke des Films herauszuschneiden um die Laufzeit zu verkürzen (immer bei wechseln der Musik, dass man es so gut wie nicht merken konnte). Bei unserer ersten Edition verkürzten wir den Film um gute 10 Minuten.

Bei der zweiten Vorstellung lief es nur unwesentlich anders als bei der ersten. Wieder schlief die Mehrzahl der Teilnehmer ein, andere gähnten. Auch die zweite Nacht verbrachten wir mit der Edition des ‘restlichen’ Films. Wieder wurde ‘auf Teufel komm raus’ geschnitten. Man kann sich leicht vorstellen wie das aussah: da wir die zu kurzenden Länge des Films nicht an einem Stück herausschneiden konnten sondern, bedingt durch Szenen-, Kommentar- und Musikwechsel eine ganze Sammlung von Szenen ausschneiden mussten, war es Kleinstarbeit die Kontrolle der herausgeschnittenen Längen von Film und deren Reihenfolge nicht zu verlieren. Schliesslich musste man den Film am Ende der Promotion und vor Rückgabewieder ‘zusammenflicken’.

Der Erfolg unseres nächtlichen ‘Schnippelns’ war, Abend für Abend, nur unwesentlich erkennbar. Am Ende der Promotionwoche war der Film nur noch ungefähr 10 Minuten ang. Die Anwesenden schliefen zwar nicht mehr, aber der Film hatte jeglich possitive Wirkung verloren, war zusammenhanglos und ausser einer Ansammlung schöner Aufnahmen kaum nachvollziehbar. Der Sinn der Sache war ‘unterwegs’ total verlorengegangen. Keine Ahnung was für einen Gesamteindruck der mallorquinischen Werbekampagne die damals geladenen Reisebüromitarbeiter mit nach Hause nahmen. Aber auch so boomte der Tourismus auf der Insel in jenen Jahren mit zweistelligen Zuwachsraten, Jahr auf Jahr.

Die Filmrolle mit dem wieder ‘zusammnengeflickten’ Film habe ich auch heute noch. Das spanische Fernsehen hat ihn vom mallorquinischen Fremdenverkehrsamt nie zurückverlangt.