Hallo Sandra,
ich war 2 mal in Yucatan, aber das letzte mal ist schon 5 Jahre her. Trotzdem möchte ich etwas zu den Hintergründen der Sicherheitslage sagen.
Also, die Aussagen des Auswärtigen Amtes sind ja eher allgemein, und Mexico ist groß. Die Sichherheitslage ist in dem Grenzgebiet zu den USA sicher ganz anders zu bewerten, als in Yucatan.
Yucatan gilt eher als sicher, und so sind auch die Erfahrungen, die Du hier im Forum lesen kannst. Die meisten fühlen sich sicher, die Kriminalitätsraten sind geringer als in anderen Teilen des Landes, die Polizeipräsenz ist hoch.
Jetzt kommt das aber. Schon in den Jahren, in denen ich da war, wurde mir von Einheimischen erzählt, das die Geschäfte vor Ort an ein Kartell zahlen, um keinen Ärger zu haben. Aber dem Kartell war auch klar, das der Ruf Yucatans als sicheres Reiseziel auch für sie von nutzen ist, sie haben also ein Interesse daran, das der normale Touri da nichts von mitbekommt. In Acapulco haben sich Kartelle so lange untereinander gezofft, und es gab immer wieder Vorfälle, in denen die Öffentlichkeit die Fehden mitbekommen hat (auch Touristen als Opfer), bis wir heute an dem Punkt sind, das Acapulco von Ausländischen Touristen gemieden wird, und hauptsächlich Einheimische dort Urlaub machen. Acapulco war mal richtig angesagt, aber einer der ersten Sätze bei Wikipedia über die Stadt lautet heute so:
Acapulco liegt am Pazifik und war neben seiner wirtschaftlichen Bedeutung als Industriehafen vor allem als internationaler Urlaubsort bekannt, bevor ausufernde Kriminalität den Tourismus verdrängte.
Noch vor 4-5 Jahren waren die Gebiete in Yucatan und wer an wen zahlt, aufgeteilt (bzw. es gab ein kleineres, regionales Kartell). Es gab sehr wenige Zwischenfälle, und wenn, hat man da auch als Tourist gar nichts von mitbekommen. Das hat sich in den letzten Jahren aber geändert. Besonders stark wurde das in der Öffentlichkeit im Januar 2017 wahr genommen, als es in einem Nachtclub in PdC eine Schießerei gab, bei der 5 Leute starben. Kurz zusammengefasst: Ein großes, überregionales Kartell drängt auf den Markt. Es gab Stress, an wen der Laden zahlt oder wer die Security stellt. Bei der Schießerei war auch die Security, die von einem Kartell gestellt wurde, Ziel der Attacke, es gab aber mehrere unbeteiligte Opfer. Um diesen Vorfall herum wurden in der Gegend Botschaften von Kartells gesprüht (auf Bettlaken zb und dann aufgehangen, das ist üblich) die den Vorfall auf jeden Fall in den Kontext von Kartellkonflikten rückten.
Es gab seitdem (eigentlich schon etwas früher) einen Anstieg an Morden und Kapitalverbrechen, allerdings waren auch hier Touristen nicht das Ziel, und es wurde nicht so öffentlich. Ziel waren Mitglieder der Konkurrenz, oder auch mal "Kunden", denen gezeigt werden sollte, wem sie das Geld schulden. Wenn man etwas googelt, findet man zb. einen Angriff auf die Taxifahrergewerkschaft in Cancun.
Es hat sich in den letzten 1 1/2 Jahren auf jeden Fall dahingehend geändert, das auch vor Morden in der Öffentlichkeit nicht zurück geschreckt wurde. Es gab zum Beispiel eine regelrechte Hinrichtung auf der 5th Avenue (die Haupteinkaufsstraße in PdC), auch hier wohlgemerkt waren Touris kein Ziel, aber es war halt öffentlich und lässt aufhorchen. Diese Explosionen auf der Fähre kann ich nicht einordnen, dazu ist zu den Hintergründen noch nichts zu lesen gewesen.
Soviel, um die hintergründe anzureißen. Jetzt die Frage, ist es allgemein unsicher? Schwer zu beantworten, aber ich würde sagen als Tourist, vor allem wenn man das Nachtleben als Familie eher meidet, wird man wahrscheinlich weiterhin nichts mitbekommen. Ich würde persönlich auch weiterhin hin reisen und einen Mietwagen nehmen, und tagsüber sie Sehenswürdigkeiten anfahren. Direkte Überfälle auf Touristen an den Hotspots oder den gut ausgebauten und mit Polizeikontrollen gespickten Straßen sind weiterhin unwahrscheinlich, denn die Kartelle wollen ja weiterhin nicht die Urlauber vergraulen. Auch sonst ist man eigentlich nicht Ziel solcher Attacken, aber das hilft jetzt den unbeteiligten Opfern in dem Nachtclub auch nicht.
Und um so etwas auch einzuordnen: solche Machenschaften gibt es in vielen Ländern, auch in Thailand wird im Nachtleben abkassiert oder in Osteuropa (da habe ich mal in Bulgarien gesehen, wie 2 Typen an der Strandpromenade einen Stand zerlegt haben).
Eine gewisse Vorsicht und Aufmerksamkeit sollte man überall walten lassen, aber ich würde eher sagen Eure Pläne mit Mietwagen müsst ihr nicht unbedingt über Bord werfen. Hier sehe ich das Risiko nicht größer, als irgendwo anders, wo reiche Touristen auf arme Einwohner treffen (also z.B. Diebstahl).
Vielleicht helfen Euch die Hintergründe, das Risiko etwas besser einzuschätzen.