Nil-Kreuzfahrt und Baden vom 05.08. – 19.08.2017
Das muss einmal gesagt werden.
Einmal im Leben eine Fahrt auf dem Nil, vorbei an den einzigartigen Landschaften zwischen Luxor und Assuan, in den grandiosen Denkmälern einer 5000 Jahre alten Geschichte einer Hochkultur, hautnah mit den Erben die doch ganz anders, aber immer noch der Vergangenheit verbunden sind. Einmal im Leben ja, aber man sollte doch zweimal oder öfter reisen, denn es gibt so viel und auch wenn man nie alles gesehen oder verstanden haben wird, so wird man doch ein Bild haben von der Kultur, die letztlich unsere Zivilisation und die Weltreligionen beeinflusst und geprägt hat.
Unsere Reise führte am 05. August 2017 von Deutschland, Flughafen Leipzig-Halle nach Ägypten, Flughafen Hurghada.
Mit Rail & Fly ist das normalerweise OK, aber unser Condor Flug nach Hurghada verzögerte sich wegen eines medizinischen Notfalls um, 2 Stunden. Deshalb kamen wir nicht, wie vorgesehen, an und konnten auch nicht am gleichen Tag von dort aus zu unserem Kreuzfahrtschiff nach Luxor fahren. Wir mussten im Jasmine Palace Resort (unserem Hotel für die zweite Urlaubswoche in Hurghada) eine kurze Zwischenübernachtung einlegen. Das Hotel war darüber nicht informiert, hat uns aber aufgenommen. Am nächsten Morgen um 06:30 Uhr ging es mit dem Bus zu unserem Schiff nach Luxor.
Die dann folgende Reise auf dem Nil Luxor – Assuan – Luxor war für uns ein echtes Highlight.
Der Reihe nach:
Das Schiff
Sonnenklar Magic II gehört sicher zu den besseren ***** Schiffen, die derzeit auf dem Nil unterwegs sind (von den schätzungsweise 120 Kreuzfahrtschiffen sind derzeit höchstens 10 % in Betrieb). Das Schiff bietet alles, was man für eine bequeme, unterhaltsame, ruhige, komfortable und erholsame Reise braucht. Natürlich darf man keine fünf Sterne Hotel Ausstattung wie in Deutschland (Hilton, Ritz oder Radisson erwarten). Aber wir reisen in Ägypten auf dem Nil in komfortablem Zimmer mit großem Fenster, sauberem Badezimmer, ständigem Zimmerservice, komfortablem Sonnendeck mit Pool, Geschäften, freundlichem Personal, dezent klimatisierten Innenräumen und ruhiger, orientalischer Atmosphäre.
Auch das Buffet ist mit den endlosen Essensangeboten wie z.B. in guten griechischen oder skandinavischen Hotels oder auf der MS Europa nicht vergleichbar. Aber es gibt für jeden Geschmack etwas, frisch zubereitet, abwechslungsreich und schmackhaft. Empfehlenswert auch das süße Buffet mit orientalischen Köstlichkeiten.
Unser Reiseführer
Sarwat Labib, ein hervorragend deutsch sprechender Ägyptologe aus Kairo, hat zum Genuss und Erfolg dieser Reise maßgeblich beigetragen. Vom Anfang bis zum viel zu frühen Ende hat er uns geführt, betreut, behütet und unterhalten. Mit umfassenden Kenntnissen über das, was einen Europäer an Ägypten interessieren könnte, hat er die überwältigende Geschichte seines Landes, die Kultur, die Natur, die Menschen und auch die politischen Ereignisse der Vergangenheit und Gegenwart nahegebracht, wie es wohl kaum ein anderer vermocht hätte.
Ohne uns zu überfordern, oder mit dem Versuch die 5000 jährige Geschichte mit einem mal zu erklären, hat er Accente und Schwerpunkte gesetzt und auch genug Zeit gegeben das Erlebte zu verarbeiten. Er hat, so glauben wir, wohl allen seiner 20 köpfigen Reisegruppe unterschiedlichsten Alters, damit eine besondere und bleibende Erinnerung geschaffen, die manch einen bewegen wird, so eine Reise noch einmal zu machen und allen Freunden mit Begeisterung vom Erlebten zu erzählen.
Unser Ausflugsprogramm
war nicht komplett im Reisepreis enthalten. Es musste vor Ort dazu gebucht werden. 159 Euro, die jeden Cent wert waren. Ich hatte meiner Frau, die geschichtlich und kulturell sehr interessiert ist,gesagt, dass ich mir vielleicht den einen oder anderen Tempel sparen würde. Immerhin ist es August und am Mittag schnell über 45° Celsius warm. Aber daraus wurde nichts. Ich fand nach dem ersten Ausflug ins Tal der Könige das alles so interessant, dass ich nichts versäumen wollte. Auch nicht die Tagesfahrt durch die Wüste zum Tempel Abu Simbel, die extra bezahlt werden musste. Es war alles so beeindruckend, spannend und viel imposanter als ich mir das vorgestellt hatte. Sarwat hatte die Ausflüge zudem oft so gelegt, dass wir am frühen Morgen oder am späten Abend unterwegs waren.
Dann konnte man in der warmen Mittagszeit aus der klimatisierten Kabine heraus die wunderbaren Landschaften des Nil vorbeiziehen sehen. Ach Ja, die Landschaften des Niltals. Oft so, als wäre die Zeit der Pharaonen noch gar nicht vergangen, Bauern an den grünen Ufern mit Wasserbüffeln, Eseln, Kamelen, Frauen beim Waschen, Kinder beim Baden, Fischer auf den Nachen und Fische und Vögel im klaren Wasser. Im Hintergrund manchmal die Wüste hinter dem grünen Streifen und manchmal die Wüste bis zum Ufer. Alleine das ist ein Erlebnis der besondere Art.
Unterhaltung auf dem Schiff
gab es fast jeden Abend mit Folklore, Tanzen (Disco und Schlager). Nachmittags an Oberdeck tea time mit Gebäck und auch kühlen Getränken. Nicht zu vergessen Wellness und ein fish doctor, bei dem kleine hungrige Fische die manchmal strapazierten Füße der Ausflügler pflegten. Keine lange Weile also aber genug Ruhe zum Ausruhen und Entspannen, kommunizieren und die vorbeiziehende Welt zu betrachten (auch bei Nacht, wo bei einer leichten Brise immer noch mehr als 30° an Oberdeck waren).
Das Personal auf dem Schiff
war außerordentlich freundlich und hilfsbereit. Wünsche wurden, soweit möglich, sofort erfüllt und manche nette Überraschung bereitgehalten (z.B. fanden wir jeden Abend nach dem Dinner ein neues Handtuchgesteck, kunstvolle Tiere und Blumen auf unseren Betten arrangiert).
Betteleien nach Trinkgeld haben wir auf dem Schiff nicht erlebt. Das lag sicher auch daran, dass unser Reiseführer pro Person € 35 für Trinkgelder eingesammelt hat und dieses gerecht an alle Teile der Besatzung, aber auch an die sonstigen Helfer bei Fahrten und Ausflügen verteilt hat.
Außerhalb des Schiffes kam es natürlich, wie nicht anders zu erwarten, schon zu Betteleien. Sarwat bemühte sich allerdings dem Einhalt zu gebieten, soweit dies möglich war.
Resümee der Nil Reise
Einmal im Leben eine Fahrt auf dem Nil reicht nicht aus. Wir, und ich glaube unsere ganze Reisegruppe, hätte sich gewünscht, dass die Reise noch länger dauert oder wenigsten den Entschluss gefasst noch einmal hierher zu kommen und mehr zu sehen.
Unser Badeurlaub in Hurghada
war der zweite Teil der Reise und war von uns gedacht das Erlebte zu verarbeiten und Entspannung am Strand des Roten Meeres zu genießen. Das war leider sehr enttäuschend, denn weder unser Hotel Jasmine Palace Resort, noch dessen Strand und Bademöglichkeiten boten Gelegenheit dazu. Ich will nicht sagen, dass Hurghada zum Erholen, Baden und Schnorcheln ungeeignet ist, das was wir erlebt haben war es aber.
Unser Hotel,
5 Sterne und all inclusive, war ausgebucht. Internationale und nationale Gäste kämpften im Speisesaal um das Buffet und lärmten innerhalb und außerhalb des Hotelgebäudes. Wohl wegen der Ferienzeit in Europa und in Ägypten, tobten sehr viele, z. T. unerzogene und unbeaufsichtigte Kinder, durch die Lobby, den Speissaal und die Gehwege. Das Chaos im Speisesaal wurde komplett, weil viele (Kinder und Erwachsene) die Teller mit Speisen hoch auftürmten und diese dann auf den Tischen stehen ließen oder dort und auf dem Boden verteilten. Das meist desinteressierte Hilfspersonal war überfordert.
Der Strand eignete sich nicht zum Baden oder Schnorcheln, weil man auf scharfkantigen Steinen weit hinauslaufen musste, um hüfttiefes Wasser zu erreichen. Am Ende eines 400 m langen Steges gab es eine tiefere Wasserstelle, die aber keine Gelegenheit bot, die Unterwasserwelt zu betrachten. Die kümmerlichen Bars an Pools oder Strand boten lauwarme Erfrischungsgetränke aus kleinen Plastikgläsern und das abendliche Unterhaltungsprogramm war unterirdisch. Lediglich das Zimmer war in Ordnung. Man kann aber eine Woche Badeurlaub nicht auf das Hotelzimmer beschränken.
Wir entschlossen uns daher beim Begrüßungsgespräch mit unserem örtlichen Reiserepräsentanten am zweiten Tag zu folgendem:
1. die unserer Meinung nach großen Defizite anzusprechen und
2. einige Ausflüge zu buchen, um dem Hotel zu entkommen.
Dem Repräsentant von Meeting Point (Zusammenschluss verschiedener Reiseveranstalter wie FTI, Sonnenklar, BigXtra etc.), war unsere Kritik sichtlich unangenehm. Er bot an, das Hotel zu wechseln oder zumindest das Zimmer. Das wollten wir aber nicht, da wir nicht wussten, was uns woanders erwartet und unser Zimmer war ja OK. Außerdem bestellte er den Hotelmanager, dem wir unsere Beschwerden nochmals darstellten. Er reagierte mit einer Einladung in eines der A-la-carte Restaurants und dem Versprechen alles zu tun um die Situation zu verbessern. Wir waren natürlich nicht die einzigen, die unzufrieden waren. Zumindest hatten wir den Eindruck, dass man uns danach besonders freundlich behandelte und auch organisatorisch einiges verbessern wollte. Alleine es brachte nicht viel.
Wir buchten einen Mega Safari (ganztags) in die Wüste mit allerlei Ungewohntem wie Quad fahren, Besuch eines Beduinendorfes, Fahrt mit dem Geländewagen, Kamelreiten etc. Danach gab es noch einen BBQ mit Tanzvorführung. Alles sehr empfehlenswert.
Eine Tagesfahrt auf die „karibische Insel“ Mahmya, um endlich etwas zu baden und zu schnorcheln. Das war super.
Außerdem besuchte meine Frau eine Hammam mit Spa Paket. Sie kam begeistert zurück.
Zu erwähnen wäre noch, dass wir zufällig einen Taxifahrer in Hurghada gefunden haben, der uns sehr freundlich und kompetent mehrere Male gefahren hat. Er stand nach Vereinbarung am besprochenen Ort oder kam auf Anfrage über WhatsApp, um uns überall kostengünstig hinzubringen. Den Yousef können wir sehr empfehlen. Seine Nummer ist: +2 010 22759050.
Der Rückflug mit Condor von Hurghada nach Halle-Leipzig verlief problemlos. Leider muss man Condor mittlerweile auch in die Kategorie Ferien Billigflieger einordnen. Eng, keine Verpflegung, alles gegen Extragebühr. Schade wenn man den Urlaub so beginnen und enden lassen muss. Aber was will man bei den Preisen anderes erwarten?
Zum Abschluss noch zwei Bemerkungen.
Wir halten die Zurückhaltung bei Ägyptenreisen aus Sicherheitsgründen (Terrorismus) für völlig unbegründet. Überall haben wir eine starke, aber unaufdringliche Präsenz von Sicherheitskräften gesehen. Diese machten den Eindruck, dass sie entschlossen die Lage im Griff haben und Anschläge verhindern oder im Keime ersticken können.
Wie in vielen orientalischen Ländern wird man auch in Ägypten von Händlern, Bettlern, Kindern und Passanten aller Art ständig angesprochen. Es geht um den Verkauf von Waren oder einfach um Betteln. Als höflicher Mensch mag man nicht schroff und rigoros abweisend sein und muss dann oft ertragen, dass diese einem folgen und nicht nachlassen. Wenn man keinen Reiseführer hat, der das abwehrt wie unserer, oder wenn man alleine unterwegs ist, kann einem das ziemlich auf die Nerven gehen. Unser Rezept: „keinerlei Aufmerksamkeit zeigen und sei es noch so interessant“.
Schade, sonst hätten wir sicher ein paar Souvenirs mitgebracht.