Was mir am Osterwochenende bei meiner Heimfahrt nach Wien passiert ist, könnte ein Hinweis
darauf sein, dass es immer noch gewaltig hakt in der ÖBB Personenverkehr AG.
Schon am Mittwoch vor dem Osterwochenende hatte ich online meine Tickets gekauft,
jeweils mit Sitzplatzreservierung, weil man als erfahrener Bahnnutzer damit rechnet,
dass die Züge an Feiertagen notorisch überfüllt sind. Das war schon in meiner Studienzeit
so und hat sich nicht geändert. Die Sitzplatzreservierung schlägt mit 3 Euro zu Buche,
was den Gesamtbetrag für diese Fahrt, mit 41,40,- Euro Fahrtkosten auf stolze 44,40,-
, oder umgerechnet die Kosten von mehr als drei Fahrten zwischen Wien und meinem
Heimatort mit dem Auto. Naja. Umweltsteuer. Ist OK.
Ich steige also nach Ende meines Osterbesuches bei meiner Familie in den Railjet 132.
Der ist sichtlich überfüllt, aber nicht so überfüllt, wie ich es früher öfter zur Weihnacht-
szeit erlebt hatte und ich hatte ja vorsorglich reserviert. Als ich zu meinem Sitzplatz
komme sitzt dort schon ein sympathisches Pärchen und es ist mir unangenehm, dass ich
auf meine Reservierung hinweisen muss. Zu meiner großen Überraschung zeigt mir der
Herr auch eine Reservierung, mit genau denselben Wagennummer und Sitzplatz. Mist!
Das wars mit Sitzplatz. Offenbar ein Fehler der ÖBB. Ich stelle mich also auf mühsame
zweieinhalb Stunden Reise im Stehen ein.
Weit gefehlt. Zwei Stationen weiter ist Schluss. Der Zug fährt nicht weiter, weil alle
Passagiere sitzen müssen, aus Sicherheitsgründen, heißt es. Das ist mir neu, stehende
Passagiere gab es bisher noch in fast jedem Zug, besonders wenn man jene Menschen
einrechnet, die sich auf einen nahenden Ausstieg vorbereiten. Zwischen den Abteilen
stehen mit mir vier weitere Passagiere. Die Durchsage dröhnt, dass jeder, der keinen
Sitzplatz und keine Reservierung hat aussteigen muss. Aber ich hab ja eine gültige Re-
servierung. Die Zugbegleiterin hat für meine diesbezüglichen Anliegen keine Zeit. Die
Polizei wird gerufen, nein, nicht meinetwegen, sondern weil auch viele andere Reisende
nicht einsehen, warum der Zug nicht mit ihnen zumindest eine Station weiterfährt, wo
bessere Anschlüsse zu erwarten sind. Mich beschleicht der Verdacht, das viele von diesen
Sitzplatzreservierungen haben. Der Polizei ist alles egal. Die ÖBB hat Hausrecht, alle
ohne Platz, auch jene mit gültigen Reservierungen, müssen aussteigen.
Gestrandet, warten auf eine Möglichkeit zur Weiterfahrt, diesmal ohne gültige Reservierung.
Ich bin sauer und möchte mich sofort über die unwirsche Vorgangsweise bei der ÖBB
beschweren. Nur, da ist niemand. Am mittelgroßen Bahnhof gibt es am Ostersonntag
kein Personal. Security gibts. "Rufens die Hotline an!". Ich ruf die Hotline nicht an. Eine
Stunde später kommt ein passender Zug. Natürlich auch überfüllt. Viele stehen. Aber:
dieser Zug fährt. Das könne es gewesen sein, für diesen Ostersonntag. Aber nein, ich
habe kein Glück.
Grölende Horden erwarten uns vor dem Anschlusszug: Fußballfans, angeduselt. Es
schwant bereits: die Weiterfahrt wird zur Tortur. Obwohl dieser Zug weniger überfüllt
ist, sehen die Fans keine Veranlassung sich hinzusetzen, sondern trinken ihre Biere lieber
stehend und in Grüppchen am Gang. "Oleoleoleole..". Die Stunde Verspätung fühlt sich
wie drei an, aber immerhin, Ankunft am Ziel. Müde. Verärgert.
Die Züge der ÖBB sind an Rückreisetagen seit Jahren überfüllt und das obwohl es in-
zwischen ein elektronisches Buchungsystem gibt.
Die Reservierung kostet drei Euro, ist aber im Härtefall keinen Pfifferling wert. Offen-
sichtlich kommt es zu Überbuchungen/Doppelbuchungen bei Sitzplätzen.
Im (von der ÖBB selbst verursachten) "Krisenfall" schwindet die Kundenfreundlichkeit.
Der Passagier wird zum Lästling, den man nur noch loswerden will, zur Not auch mit der
Polizei. Betrunkene Horden werden aber nicht behelligt.