Folgender Text ging heute im Original an RSD (Reise Service Deutschland):
Sehr geehrte Damen und Herren,
gerne geben wir Ihnen die gewünschte Rückmeldung zu der „Bildungsreise“ in der Türkei vom 07.03.12 bis 14.03.12. Allerdings hat uns diese Bewertungsaktion sehr belustigt: die Bögen wurden nämlich (vorher mit Namen versehen ) an die Reiseteilnehmer ausgehändigt, das Ausfüllen als Hausaufgabe deklariert, um dann wie eine Klassenarbeit von Gönül, unserer Reiseleiterin, wieder eingesammelt zu werden. Wo gibt’s denn so etwas? Wir haben diesen natürlich nicht abgegeben, sondern berichten Ihnen nun direkt.
Nun zur sogenannten „Bildungsreise“: Da alle Eintrittsgelder zu den Kulturstätten exklusiv sind, die Teilnahme an den drei mehrstündigen Verkaufsveranstaltungen aber eher obligatorisch ist, wäre es ehrlicher, die ganze Reise als "Kaffeefahrt" zu deklarieren. Man hat uns sehr energisch bearbeitet, das Zusatzpaket zu kaufen. Mit Mittagsbuffet, Abendsbuffet und zahlreichen Kaffee-/Teepausen vergeht unsere kostbare Zeit, ohne dass wir "Land und Leute" intensiver kennelernen können. Doch dass ist wohl auch nicht gewollt: Wir sollen Geld ausgeben - in Kombination mit der erzwungenen Besichtigung der verschiedenen Manufakturen. Ohne Zweifel verdient RSD recht gut dabei. Die kleinen Läden bleiben außen vor.
Aus dem Reiseverlauf machen Sie zwar keinen Hehl, jedoch wird einem Noch-nicht-Türkei-Erfahrenen der Widersinn des Tourverlaufs erst vor Ort so richtig bewußt:
Wir werden vom Ankunftsflughafen in Izmir rund 100km nach Süden in den Raum Kusadasi gebracht. Nach zwei Tagen fährt man uns zurück über Izmir zirka 200km in den Norden in den Raum Ayvalik und wieder nach zwei Tagen die ganze Strecke nochmal retour nach Kusadasi. Wäre es da nicht sinnvoll (gerade bei den vielen Bussen, die für Sie unterwegs sind und in Hinblick auf die Benzinpreise) den Norden und den Süden zusammen zu packen? Der allergrößte ökologische Fauxpas ist es, im selben Ort für drei Nächte zwei verschiedene Hotels anzufahren. Dies muss doch nicht sein!
Der Aufenthalt in Izmir war auch recht verwunderlich. Man konnte uns nicht im alten, sehenswerten Stadtkern von Izmir absetzen (angeblich kann der Bus dort nicht zum Aus- bzw. Einsteigen halten), sondern wir hatten in einer Einkaufsstraße am Gündogdu-Platz eineinhalb Stunden Zeit zum Geld ausgeben, derweil unsere Reiseleitung zum Friseurging. Wir lassen uns ungern für dumm verkaufen. Wir hätten gerne etwas mehr Zeit in der Stadt verbracht und wären gerne einmal mit dem alten Aufzug in den oberen Bezirk gefahren.
Kleines Lob am Rande: Die sehr gut deutsch-sprechende Reiseleitung übertraf die Beschreibung, Gönül spricht perfekt. Der Wermutstropfen ist, dass sie nur das auswendig Gelernte über Kultur, Land und Leute verrät, mit Hingabe über die Verkaufsveranstaltungen spricht, aber nichts darüber verrät, wo man im Ort eventuell einheimische Produkte in kleineren Geschäften erwerben kann. Dafür werden kleine Umwege an Geldautomaten vorbei gerne in Kauf genommen. Gibt es tatsächlich soviel Provision für Verkaufsabschlüsse?
Großes Lob: Busfahrer und Bus waren Top. Damit waren sind sehr zufrieden.
Die ersten drei Hotels waren durchweg sauber, gut und freundlich. Beim letzten Hotel (Adakule) würde man hierzulande sagen: „außen Hui und innen Pfui“, das heißt: die Etagen unterhalb der Rezeption haben Renovierungsbedarf. Die oberen Räume können wir nicht beurteilen – diese bleiben vermutlich den besser zahlenden Gästen vorbehalten.
Resümee der Reise: Bei dem Preis kann man wohl kaum mehr erwarten.
Wir aber werden eine solche Reise nicht mehr antreten, weil uns unsere kostbare Urlaubszeit zu schade dafür ist, von einer Kantine zur anderen gefahren zu werden – nur unterbrochen von kurzen Kulturhighlights. Womit sich das Sprichwort bestätigt: „Was nichts kostet, ist auch nichts wert“. Das Zweite große Minus: wir lassen uns ungern so gängeln, wie es bei dieser Fahrt gewünscht gewesen wäre.
Wir erlauben uns, unsere Eindrücke von der Reise auch unaufgefordert (z.B. in Online-Foren) weiter zu geben.
In der Hoffnung, dass es nützen möge, wünschen wir gute Besserung.
U.+H.E.