das ETS Posting ist mir wieder einmal Anlass, auf das Grundproblem hinzuweisen:
Es ist verständlich, dass keiner gerne mehr zahlen möchte, als unbedingt nötig. Was ich allerdings nicht ganz verstehen kann, ist der Umstand, dass man bei billigen Angeboten unbekannter Anbieter weiche Knie bekommt. Und lieber dort bucht als auf jahrelange Erfahrung von Reisebüros vertraut.
Ich habe schon gelesen, dass an einem Flughafen in einem Last-Minute-Büro von derartigen Veranstaltern auch Reisen angeboten werden. Ich denke, das entsteht auch auf Druck der Konsumenten, die einfach immer noch günstigere Angebote suchen. Bietet nun ein Last-Minute-RB diese "günstigen" Angebote nicht an, verliert es automatisch einen Teil seines Umsatzes. Und hofft natürlich auch, dass alles gut geht.
Aber in Ordnung ist diese Vorgangsweise - Angebote von na ja sagen wir einmal zweifelhaften Veranstaltern zu verkaufen - nicht.
Dazu muss man auch wissen, dass es sehr viele Menschen gibt, die einfach nicht glauben (wollen), dass jedes Reisebüro Zugriff auf - seriöse - Last Minutes und Sonderangebote hat. Klar: sie gehen dann zum Flughafen, sehen dort super-günstig-billig, das sie im Reisebüro nicht fanden oder glaubten zu finden und sind in ihrer Überzeugung gestärkt. Aber diese super-günstig-billig-Angebote sind dann halt sehr oft jene Problemfälle, die ja eingehend wieder diskutiert werden (und werden aus diesen Gründen eben selten in anderen Reisebüros angeboten..).
Kein vernünftig wirtschaftendes Reiseunternehmen hat etwas zu verschenken. Man sollte also aufmerksam werden, wenn da ein Veranstalter auf einmal um Hundert oder mehrere Hundert Euro bei einer Woche Urlaub günstiger ist als ein durchschnittlich bekannter Veranstalter. Und vielleicht sogar noch auf einem der bekannten deutschen Ferienflieger sitzt. Auch die Fluglinien haben nichts zu verschenken und werden wohl eher Riesen in der Branche günstigere Preise einräumen als Neuankömmlingen...
Ein weiterer Punkt, wie ich meine, weshalb Betrüger immer Aufwind haben und haben werden: Als ich 1982 im Reisebüro begann, überlegten die Leute, ob sie sich den Urlaub mit dem Flugzeug leisten konnten oder nicht. Ging es nicht, blieben sie zu Hause, fuhren mit dem PKW an die Obere Adria und waren auch glücklich.
Es folgte dann aber eine Zeit, in der die Menschen einfach nicht wahrhaben wollten, dass sie, mit zwei drei vier Kindern sich nicht auch eine Woche Türkei, Tunesien, Mallorca usw. leisten konnten. Sie glaubten uns im Reisebüro nicht mehr, dass ihre Preisvorstellungen unrealistisch seien. Das war dann die Geburtsstunde der "Märchenerzähler": Abdel-bin-ich-Gscheid brachte seinen Katalog auf den Markt - durchschnittlich 30 Prozent günstiger als alle anderen, aber mit Austrian Airlines und Top Hotels und mehr Provision für die Reisebüros. Und nach einigen Jahren baute er eine Riesenpleite - über zehn Millionen Euro an Schulden hinterließ er...
Doch die Konkurrenz schlief nicht, ein zweiter und ein dritter Abdel-bin-ich-Gscheid erschien mit seinen Wunderlampen-Urlauben. Und die Kunden wurden seriösen Anbietern gegenüber immer misstrauerischer: die wollen ja nur verdienen... Das war Wind in den Mühlen der Abdel's und so wiederholt es sich also seit Anfang der 90er denn immer wieder, dass Urlauber geprellt werden.
Dann kam Brüssel ins Spiel: mach'ma halt a Versicherung für die Veranstalter... war gut gemeint, die seriösen machten auch - notgedrungen - mit. Nur, die weniger seriösen, die kopierten sich kurzer Hand Sicherungsscheine von einem anderen Veranstalter. Und vorbei ist's mit der Sicherheit.
Vorschriften, Vorschriften, Vorschriften: maximal 20 Prozent Anzahlung, Restzahlung frühestens 14 Tage vor Reise und nur gegen Aushändigung von Unterlagen, die den Kunden zur Inanspruchnahme der bestellten und bezahlten Leistungen berechtigen....
... zahlen Sie gleich alles und bekommen Sie Rabatt! ... mit großen Augen langen sie zu, die armen Kunden, die nun wieder einmal ein Schnäppchen gemacht haben und dem Nachbarn erklären können, dass er, der Nachbar deppert war und bei der IUT gebucht hat....
So läuft es und so wird es immer laufen. Alle freundlichen Appelle der Finger-weg-von-diesen-Angeboten werden wohl belächelt werden: die wollen ja nur selbst das Geschäft machen! Der Apparatisch Reisebranche ist längst nicht mehr ein Gewerbe, sondern eine Industrie - ein giganitsche Maschinerie, die für Laien nicht mehr durchschaubar ist. Daher kann ich es ihnen auch nicht verübeln, wenn sie Warnhinweise wegwischen und sagen: aber die vom Last-Minute-Büro am Flughafen haben gesagt, dass sie nur 100prozent Zufriedenheit hatten mit dem Veranstalter X - no na - würden Sie steinharte Semmeln von letzten Woche nicht auch als butterweich verkaufen wollen, wenn Sie daran verdienen können?
Meint ein nachdenklicher
Peter