• Pesche
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    geschrieben 1199455479000

    Hallo zusammen

    Wenn einer eine Reise tut, dann kann er was erzählen -- lautet ein bekanntes Sprichwort. Dem kann ich nur zustimmen und meine diversen Storys im HC beweisen das ja auch. Auf unseren Reisen rund um den Globus haben wir auch immer wieder liebe Landsleute angetroffen, die uns zum Schmunzeln brachten:

    Da sind mal die Vollbluteidgenossen! In den Speisesälen rund um den Globus leicht erkennbar durch die auf dem Tisch deponierten Schweizer-Mitbringsel wie: Knorr-Aromat, Maggi-Würze, Hero-Konfitüre und natürlich den Nescafe aus der Plastikdose. Und seit der letzten Fussball-WM auch mit rot/weissen Klamotten mit dem Schweizerkreuz! Ich nehme mal an, die gleiche “Spezies” bucht auch volkstümliche Kreuzfahrten in die Karibik & Co mit Jodel, Handorgel- und Alphornklängen und natürlich dem Fondueplausch unter tropischer Sonne! Man spricht “Dialekt” und ist auch in der Karibik & Co unter sich!

    Und dann gibt es die Auswanderer, die aus Frust die Schweiz verlassen haben und dem Besucher voller Überzeugung versichern: Wie gut und luxuriös sie im gewählten Gastland leben und nie mehr in unser kleinkariertes, bünzliges und Vorschriftengeiles “Alpenländli” zurückkehren möchten. Interessant -- zu später Nachtstunde nach der zweiten oder dritten Flasche Wein und mit gelöster Zunge hören wir plötzlich, dass auch im Gastland nicht alles Gold ist was glänzt. Eine definitive Rückreise aber aus finanziellen Gründen leider nicht realisierbar sei!

    Ehrfürchtig höre ich hin und wieder auch jüngeren Zeitgenossen zu, die cool mit einem Cüppli in der Hand, von ihren kürzeren oder längeren Aufenthalten in Weltmetropolen schwärmen und für unsere kleinbürgerlichen Städtchen, mit “Beizlis” die um Mitternacht schließen nur noch ein mitleidiges Lächeln haben und lieber heute als morgen unser langweiliges “Alpenländli” wieder verlassen möchten.

    Und was halte ich nun von der, zwar schönen, aber alles andere als perfekten Schweiz, mit Vorschriften bis zum geht nicht mehr und im speziellen von meinem Heimat-Provinzhauptstädtli Bern?

    Zugegeben, New York, London, Paris, Berlin, Hongkong, Rio, Tokio und unzählige weitere Weltmetropolen in Europa und Übersee strotzen im Gegensatz zu Schweizer Städten nur so von Leben. Und das in jeder Beziehung rund um die Uhr. Einen Theater oder Konzertbesuch nach Mitternacht mit einem anschließenden exzellenten Dinner ist nicht zu verachten. Ein Unterfangen, das in unserem „Städtli“ dank Polizeistunde mit gewissen Problemen verbunden ist. Nach Mitternacht, jedenfalls unter der Woche, ist mehr oder weniger tote Hose angesagt.

    Was ist es aber, was uns an Bern so gefällt und nach jeder Rückkehr aus der prodelnden Fremde immer wieder in den Bann zieht: Sind es die gemütlichen Beizli, die nur Insidern bekannte Kleinkunstszene, das vielseitige Konzert- und Theaterangebot für jeden Geschmack, die einmalige Front (für nicht Berner die „Beizen“ auf dem Bärenplatz), das schönste Flussbad der Welt -- das Marzili, unser Hausberg -- der Gurten, der Tierpark mit den “Büffeli”, unseren Acker-Flughafen -- das Belpmoos, die gutmütigen, etwas langsamen aber selten gehetzten Bürger, die neuen roten Trams, das urchige “Bärndütsch”, ist es das permanent in Renovation stehende Münster, oder der Bärengraben oder ... ? Ich weiß es nicht. Oder ist es vielleicht gerade die provinzielle Durchschnittlichkeit, die uns so wohltuend von den großen Weltmetropolen und den “Möchtegern” Weltmetropolen (Zürich & Co) unterscheidet und Bern, trotz rot/grün dominierter Regierung & Cüppli-Tschäppät zu einer wirklich lebenswerten Stadt macht!

    Gruss

    Pesche

    Die Welt ist ein Buch. Wer nie reist, sieht nur eine Seite davon!
  • winnie1178
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    geschrieben 1199975803000

    Hallo Pesche,

    mal ein paar Gedanken eines Schwaben dazu, der oft und gerne am Wochenende die schöne Schweiz besucht.

    Ich gebe Dir recht, die Schweiz hat ihr besonderes Flair nicht großstädtischen und imagegeilen Begebenheiten zu verdanken. Und weißt Du was: Gut so! Sie sollte es auch nicht versuchen, und tut es ja zum Glück auch nicht. Mit der Ausnahme vielleicht von Zürich, welches sich zum Teil ja gerne ihres Ursprungs schämen würde und ein Global City wie viele andere, austauschbare Großstädte werden möchte. Aber das ist für mich nicht die Schweiz, das ist für mich einfach nur Mittel zum Zweck, denn ohne so ein Zentrum läßt sich heute ja kaum mehr Geld verdienen.

    Mir persönlich ist Bern auch viel symphatischer. Klein, gemütlich, sauber, umgeben von viel grüner Natur und gelassenen Menschen. Das Umland ist traumhaft zum leben und geniessen.

    Ich hoffe wirklich inständig, dass der globalisierte Geschmack die Schweiz nicht so überrolt wie das in Deutschland schon passiert ist. Hier in Stuttgart ist es nur noch hip, in einem Starbucks Kaffee zu trinken und nicht beim gepflegten Einheimischen um die Ecke. Irgendwie schade.

    Zudem fühlt man sich in der Schweiz größtenteils noch sicher und gut aufgehoben. Da mag zwar Berlin die "aufregendere" Location bieten, aber ich traue mich da abends nicht mehr überall hin wo ich möchte, schön und aufregend sind eben oftmals zwei paar Stiefel!

    Natürlich habt ihr auch Eure Macken. Letztens auf dem Zürcher Flughafen musste ich oft schmunzeln, als ich an allen Ecken und Enden Edelweiss-Shops mit schweizer Fahnen in allen Variationen gesehen hab. Für einen Deutschen mutet das fremd an. Man denkt zuerst, bei soviel Selbstverliebtheit bleibt wenig Platz für anderes auf der Welt.

    Aber ihr seit ja zurecht stolz auf Euer Land. Einfach traumhaft schön ist es im Mittelland um Bern, oder in der Zentralschweiz um den Vierwaldstätter See. Ihr habt Palmen im Tessin (wenn auch kleine), traumhafte Seen, gemütliche Städtchen und freundliche Menschen. Und damit ihr nicht übermütig werdet, ebenso schlechtes Wetter wie wir ;).

    Ich glaube auch nicht dass es wirklich eine Deutschfeindlichkeit gibt, ich spüre nämlich auch dass sich nur viele Deutsche im Ausland unmöglich aufführen.

    Nein, nein, laß die Leute ruhig auswandern, ich bin mir sicher, die meisten kommen irgendwann mal wieder reumütig nach Hause. Alleine schon weil es sich trotz aller Widrigkeiten immernoch sehr gut wirtschaftlich leben läßt in Westeuropa und in der Schweiz.

  • ingrid 57
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    geschrieben 1199978922000

    Hallo Pesche!

    Bei uns ist im Frühjahr ein 5-tägiger Kurzurlaub in die Schweiz angesagt.

    Und auf den freue ich mich riesig. Leider ist Bern nicht dabei, aber das Tessin, der Vierwaldstättersee, Stresa, der Lago Maggiore, uvm.

    Aber nach Bern komm ich sicher auch noch....

    LG ingrid

    Reisen ist Leben, wie umgekehrt das Leben eine Reise ist.
  • jordan26
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    geschrieben 1200086523000

    @Pesche

    gut geschrieben Kompliment aber Freunde werden wir nie ;) Du hast Basel vergessen.

    @winnie1178

    mal ganz ehrlich wir sind vielmehr Deutsch als dir am Ende lieb ist.Positiv gemeint hättet ihr nicht den Euro so würden wir euch drüben für Schweizer halten ;)

    ingrid57

    Einen Tip schau ob Du in Basel eventuell ein Musical besuchen kannst,es ist ganz grosse Klasse was die zt zeigen ,da ich oft in London war habe ich den direkt vergleich ......ach ja Basel steht nicht auf deinem Plan :disappointed: :sad:

    grüsse alle Fred

  • Pesche
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    geschrieben 1200185992000

    Hallo Fred

    Zerknirscht muss ich dir zustimmen -- Freunde werden wir nie! Ich habe mich in dein Profil eingeklinkt und stelle fest, dass du ein Fan vom FCB bist. Und kein Wort von YB! Im weiteren beneide ich dich um deine russischen Sprachkenntnisse und natürlich um die Musicals in Basel.

    Wir haben aber auch Gemeinsamkeiten, wie ich deinen Lieblings- und Traumreisezielen entnehme. Peru ist ein faszinierendes Land und Mexiko nicht nur kulinarisch eine Reise wert! Südamerika ist, bedingt durch meine beruflichen und privaten Reisen, zu meiner zweiten Heimat geworden.

    Abschliessend noch eine kleine Episode, zugetragen in Basel:

    Ich frage einen Polizisten: <> Der Polizist schaut mich verdutzt an und kann mir den Weg erst beschreiben, nachdem ich das berndeutsche Wort übersetze: Plutere = Barfuss und "Plädu" = Platz. Also schlicht und einfach "Barfüsserplatz!"

    Gruss

    Pesche

    Die Welt ist ein Buch. Wer nie reist, sieht nur eine Seite davon!
  • jordan26
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    geschrieben 1200236482000

    @Pesche

    Zu Mexico habe ich eine besondere Beziehung da der Götti meines Sohn dort lebt,und wir ihn selten genug besuchten ,richtigen Urlaub machten wir aber erst einmal das war eine Mietwagen Rundreise Yucatan mit anschliessendem bade Urlaub in Cancun.

    Mein Russisch ist von primitiver Natur ich kann mich durchschlagen meine Frau ist Russin.

    Zum Thema auswandern ich war schon nahe dran,eben nach Mexico.

    Zum Fussball wenn YB den Meister gewinnt ist mir das auch recht. ;)

    @winnie1178

    in 20 Jahren wird der reine Schweizer ausgestorben sein verlass dich drauf,gestern habe ich noch gelesen das noch nie soviele D den roten Pass beantragt haben.Das nenne ich eine stille friedliche Übernahme ;)

    Ein Problem damit habe ich natürlich nicht bin ja zur hälfte ein Össi

    gruss fred

  • susismile
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    geschrieben 1201968677000

    Tschou zäme

    Als geborene Stadtzürcherin komme ich da in die Höhle des Löwen. Lebe aber seit über 30 Jahren glücklich und zufrieden zwischen Bern und Biel auf dem Land und Basel mag ich auch sehr gerne. Meine Muttersprache habe ich abgelegt weil mich meine Kinder immer angeranzt haben, dass sie mich nicht verstehen. Auso de haut bärndütsch!!!!!

    Nun lieber Pesche, recht hast du ja und jordan auch und unser lieber Nachbar winnie genauso. Aber jetzt muss ich doch noch Zürich erwähnen. Einige schöne Plätzli gibts auch da und Auswärts- oder Heimwehzürcher sind in der Regel recht nett, insofern sie nicht im Rudel auftreten.

    Auso, häbets guet und Grüsse nach Deutschland

    susismile

  • Delfo
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    geschrieben 1202050477000

    Auch ich finde die Schweiz an sich ein schönes Land und sehr wahrscheinlich werden wir in diesem Jahr nach Basel ziehen.

    Was mir in meinem 8-jährigen Arbeitnehmerdasein als Grenzgänger in die Schweiz aufgefallen ist, sind folgende Dinge:

    St. Jakobshalle Basel, gestern nach Apassionata. Eine deutsche Besucherin kommt zu unserem Sanitätsposten und beschwert sich darüber, dass man nicht mit Euro bezahlen kann.

    Mein erster Gedanke war: "Vielleicht liegt es daran, dass die Schweiz eine eigene Währung hat?!?"

    Dann ist mir aber auf- und eingefallen, dass man im angrenzenden Deutschland in jedem Laden auch mit Franken bezahlen kann. Warum diese Einseitigkeit an einem Ort (hier nur die St. Jakobshalle), an den sehr viele Besucher aus dem Ausland kommen?

    Auch mögen fast alle Schweizer die ich in den 8 Jahren kennengelernt habe es gar nicht, wenn man mit ihnen über die schweizer Politik diskutieren will. Ganz fuchsig werden sie, wenn man ihr Weltbild der Neutralität anzweifelt. Fast deportiert wird man, wenn man klarstelt, dass es den Urschweizer genau so wenig gibt wie den Urdeutschen oder den Urfranzosen :D

    Und ich habe selten Ein Volk erlebt, dass seinen Rassimus derart offen lebt. Jeden Tag höre ich im Geschäft Dinge über die blöden Albaner, die dummen Jugos, die kriminellen Russen etc. pp. Und man wolle hier keine Ausländer. Wenn ich dann sage, dass ich auch einer bin heisst es immer, dass das ja was ganz anderes sei! Ach so... Da bin ich ja sehr beruhigt.

    Ich selbst reagiere auf dumme Sprüche schon lange nicht mehr und mit fast allen Kollegen habe ich es wirklich gut. Aber wenn man an der Grenze mit Wahlplakaten der SVP empfangen wird, ein gewisser Herr B. aus Z. sich für Sippenhaft einsetzt, dann fühle ich mich öfter mehr als nur unwillkommen.

    Aber um das nun wieder ein bischen zu relativieren - alles in allem seid ihr ja ganz nett und die wirklich "schlimmen" haben sich seit langem in der Innerschweiz verschanzt. (Das hat mir ein schweizer Kollege genau so gesagt)

  • mawota
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    geschrieben 1202138279000

    @Delfo

    Genau wie dir gehts auch unseren Deutschen im Büro. Zum Glück sind nicht alle Schweizer sooo rechts wie der Herr B. Herr B wohnt übrigens nicht in Zürich sondern in H..., direkt gegenüber meiner Wohnung auf der anderen Seeseite- Zum Glück ist Wasser dazwischen :laughing:

    Gruss Markus

    Im Leben wie auf Reisen: Qualtität ist wichtiger denn billig
  • winnie1178
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    geschrieben 1202213332000

    Ok, ich möchte jetzt bestimmt nicht den Rassismus verteidigen, den es in der Tat in der Schweiz gibt. Es scheint fast so, dass sich die Schweizer das nur erlauben dürfen weil sie ja schon längers keinen Krieg mehr angestachelt haben. ABER:

    Man muß auch ein wenig die Ängste verstehen, die gerade die Schweizer haben, nämlich die Ängste, mit ihrem Lebensstandard gehe es ähnlich abwärts wie z.B. in Deutschland seit dem Fall der Mauer und er einsetzenden wilden Globalisierung. Die Schweiz funktioniert eben als Kollektiv, in dem fast jeder (auch ein Handwerker, etc.) zur geachteten Mittelschicht gehört, ähnlich wie das bei uns in der BRD in den 70er/80ern auch mal war. Die Ängste, ausgelöst seit der Öffnung nach Osten durch Billiglöhner und Kriminalität, sind eben da, und das wie Deutschland bewiesen hat, auch nicht ganz zu unrecht.

    Die Schweizer sind stolz auf ihre "Eigenart", und wehren sich mit allen Mitteln, wenn sie diese in Gefahr sehen. Seit wir den tollen Euro haben, explodieren die Preise (gefühlt wie ermittelt), inzwischen derart dass manches schon im Hochlohnland Schweiz billiger ist als im Teuro-Land Deutschland.

    Ich glaube im übrigen, dass der geschiedene Nationalrat Blocher nicht rassistischer ist als so mancher Rechter in der CDU. Ich möchte ihn nicht verteidigen, gewählt hätte ich ihn mit Sicherheit auch nicht, aber er spricht eben viele Ängste an, die z.B. die grossen Parteien in Deutschland überhaupt nicht mehr ansprechen, weil sie politisch unkorrekt sind.

    Ich denke, viele Deutsche machen den Fehler, wenn sie in die Schweiz gehen, dass sie ihre Großkotzart und "ich weiß eh alles besser" in Vordergrund stellen. Dann aber haben sie die Schweiz nicht verstanden. Hier ist man auf Harmonie aus, was viele Deutsche inzwischen gar nicht mehr kennen seit der Arbeitsmarkt dermassen kaputt ist in unserem Land und das Konkurrenzdenken im Vordergrund steht.

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