Hallo!
Ich habe vor nicht langer Zeit für 7 Monate in Jerusalem gewohnt und gearbeitet (in einem außerhalb gelegenen Stadtteil).
Während ich dort gewesen bin, sind insgesamt 4 "kleinere" Anschläge passiert ... vielleicht hast du auch davon gehört, einer davon war in einer jüdischen Schule - ein araber hat sich verkleidet und mehrere Menschen erschossen. Einer war mit einem Bulldozder, dabei wurden drei Menschen getötet ...
all diese Ereignisse haben sich vor allem auf- und um die Hauptstraßen abgespielt (vor allem Jaffa Straße). Allgemein sind Orte (Krankenhäuser oder die zentrale Bushaltestelle oder auch Tachanamerkasid genannt) und Gelegenheiten, zu denen große Menschenmassen aufeinander treffen, gefährlich ... man fängt allerdings nach einer Weile an, die Gefahr zu ignorieren. Denn man würde sonst so viel verpassen! Ich bin zu einem jüdischen Fest nicht hingegangen, weil ich kurz davor in der Jerusalemer Altstadt in eine Rangelei zwischen Muslimen und Christen geraten (was mich damals gerade, weil es in der Anfangszeit gewesen ist, sehr schockiert hat) - nachher habe ich das sehr bereut ...
man könnte sonst nicht reisen und gar nichts. Anfangs hatte ich noch Angst, in den nur spärlich gefüllten Bus zu steigen, der von meinem Wohnort bis ins Zentrum fuhr, irgendwann bin ich auch zur Hauptverkehrszeit in die überfülltesten Busse gestiegen, die auch durchs Ultraorthodoxenviertel, das Mea Shearim fuhren ...
ach ja, das ist wirklich eine Sache, auf die man aufpassen muss - denn das Mea Shearim befindet sich nicht weit weg von der Jaffastraße, und ich bin versehentlich zwei mal da rein geraten, womit ich nicht auf so viel Gegenliebe gestoßen bin, denn meine Arme und Beine waren nicht voll bedeckt (da hatte ich Glück, dass ich nicht bespuckt oder mit Steinen beworfen wurde ...) - also, ich weiß nicht, wie dramatisch sowas bei Männern ist, aber als Frau muss man da wirklich aufpassen. Die sehen dort aber allgemein nicht gern irgendwelche Touristen, und es gibt Teile, in die man wirklich nur als ultraorthodoxer Jude reindarf ...
Was die Kleidung angeht, kommt es darauf an, ob du dich an einem religiösen Ort befindest oder im Westjordanland oder so, im Prinzip kannst du dich aber meist anziehen wie du willst, auch wenn es nicht allzu offenherzig sein sollte (ich bin mir jetzt nicht ganz sicher, ob du ein Mann oder eine Frau bist???)
Ein Tipp am Rande: lass dich von den arabischen Händlern in der altstadt und auch den Taxifahrern nicht übers Ohr hauen die verlangen gern den vierfachen Preis! Das lernt man dann leider erst mit der Zeit wirklich einzuschätzen.
... aber um zu deiner eigentlichen Frage zurückzukehren:
Es gibt sogar eine Statistik, die besagt, dass es in Israel genauso wahrscheinlich ist, bei einem Autounfall ums Leben zu kommen, wie bei einem Anschlag! Dass du Pech hast, kann dir immer passieren, und es hängt wie gesagt davon ab, wie du reist, wohin du gehst, usw. ...
- jedenfalls ist meines Wissens (vielleicht hat sich das mittlerweile auch geändert, aber ich habe davon nichts gehört) seit über einem Jahr kein Anschlag auf einen Bus in Jerusalem mehr gewesen!
... und falls du mit einer Reisegruppe oder einem eigens gemieteten Auto reist, ist die Wahrscheinlichkeit sowieso gering, dass sich da ein Bombenattentäter drunterschmuggelt ... deren Ziel sind sowieso vor allem Israelis, weniger die Touristen.
Im allgemeinen schätze ich die Gefahr in Israel viel geringer ein als in den umliegenden Ländern. irgendwie ist man auch ständig umgeben von anderen Touristen oder Soldaten, was Entführungen zum Beispiel auch schwierig macht. Ich bin auch allein nach Tel Aviv oder nach Nazareth gefahren ...
Aber im Endeffekt kann ich dir natürlich nicht versprechen, dass du nicht doch gerade zur falschen Zeit am falschen Ort bist. Aber ehrlich gesagt bin ich sehr, sehr froh, dass ich mich nicht habe abschrecken lassen von meinen eigenen Bedenken und denen meiner umgebung, und dort hingeflogen bin, um dieses wundervolle Land zu entdecken (du glaubst gar nicht, wie sehr ich es vermisse!!)
- ich hoffe, dir damit etwas weitergeholfen zu haben!
Viele Grüße,
Lena