Jambo Safarineuling,
die Trinkgeldfrage ist immer wieder ein spannendes Thema, wie man auch an der ersten Antwort sehen kann.
Sicherlich sind weder alle Safarifahrer, Guides, Köche oder sonst im Tourismus angestellte Personen Großverdiener noch unehrlich.
Fakt ist, dass Jobs in der Tourismusindustrie rar, aber begehrt sind.
Sie verlangen aber auch in bestimmten Feldern gewisse Qualifikationen oder Vorausetzungen, die nur ein kleiner Teil der Bevölkerung vorweisen kann (Schulbildung, Fremdsprachenkenntnisse, Fachwissen, Umgang mit anderen Menschen, z. T. Führerschein mit Personenbeförderungsschein, polizeiliches Führungszeugnis, Verantwortungsbewusstsein uvm.). Daher ist es gerechtfertigt, wenn z. B. Safari-Fahrer mehr verdienen, als ein einfacher Arbeiter oder Angestellter.
Trotzdem ist ein eventuelles gezahltes Grundgehalt meist nicht sehr hoch und viele werden auch nur pro Safari bezahlt.
Innerhalb eines Jahres gibt es Zeiten in denen viele Safari stattfinden und andere, in denen die Leute nichts zu tun haben und meist auch nichts verdienen. Sie müssen also in den guten Zeiten Geld für die schlechten zur Seite legen.
Da in Ostafrika noch viele in Großfamilien eingebettet sind, aber nur wenige einer regelmäßigen Arbeit nachgehen, unterstützen die, die eine Arbeit haben, oft Eltern, Geschwister und andere Familienmitglieder.
Außerdem versuchen sie ihre Kinder nicht auf die staatlichen Schulen mit Klassengrößen ab 60 Kindern zu schicken, sondern auf Privatschulen - die sind teuer.
Ob die Amerikaner wirklich die Trinkgelder in die Höhe getrieben haben oder einfach nur gewohnt sind, Leistung in Form von Trinkgeld zu würdigen, mag dahingestellt sein. Man könnte genauso gut behaupten, Europäer gönnen anderen Menschen eine Entlohnung in Form eines Trinkgeldes nicht, weil sie selber keines bekommen.
Auch die Afrikaner wissen, dass Trinkgeld eine Form der Leistungsentlohnung ist und dass es auf die Beurteilung des Gastes ankommt. Trinkgeld ist somit zwar keine Pflicht, wird mittlerweile von den Angestellten jedoch erwartet und erhöht in der Regel die Leistungsbereitschaft des Personals.
Die Verhältnismäßigkeit legt aber jeder selber fest: Wer einem Kofferträger 1 USD gibt, weil das Gepäck vom Fahrzeug zur Rezeption gerollt wurde, sollte sich nicht wundern, wenn ein Safari-Guide pro Tag 10 USD pro Person oder mehr erwartet.
Oft höre ich die Aussage:, "wenn die Leute nur besser bezahlt werden würden, müsste man nicht so ein hohes Trinkgeld geben".
Auf Trinkgelder fallen weder Steuern noch andere Abgaben an, auf Löhne schon. Wenn die Löhne entsprechend angepasst würden, würden auch die (ohnehin schon teuren) Safaris noch teurer werden. Das wäre dann sicher auch nicht im Interesse der Gäste, wird aber oft übersehen bei der Argumentation.
Es schadet also nichts, sich mit dem Thema auseinanderzusetzen und sich zusätzlich mit den Personen, denen man plant, ein Trinkgeld zu geben, darüber zu sprechen. So kann man selber herausfinden, wofür das Geld verwendet werden soll.
Viele Grüße
Olaf