Hallo
Nachstehendes “Episödchen” kann als Anregung oder als Abschreckung empfohlen werden:
Wir lösen auf dem Bahnhof von Aluthgama ein Ticket nach Colombo. Mit donnerndem Getöse fährt der Express Matara - Colombo auf dem Perron ein. Die Wagen vollgestopft mit Passagieren. Wie Trauben hängen einige an den Einstiegstreppen. Wo zum Kuckuck finden wir und weitere wartende Passagiere noch einen Platz? Fast nicht zu glauben, wie viel Passagiere in diesen Sardinenbüchsen noch Platz finden. Beim Einsteigen bleibe ich auf der Einstiegstreppe stehen. Aber "oha lätz"! Ein einheimischer Passagier gibt mir unmissverständlich zu verstehen: “Das sei sein Platz!“. Die etwa einstündige Fahrt vergesse ich nie mehr. Eingeklemmt in den dampfenden und schwitzenden Menschenmassen schnappe ich nach Luft. Eine alte Frau liegt auf dem Boden, umklammert die Füße meiner Frau und benutzt ihre Schuhe als Kopfkissen. Meine Frau, etwa einen Meter von mir entfernt murmelt etwas wie: “Das ist das letzte mal, dass ich mit dir in solchen Ländern Zug fahre!” Und ich muss ihr zerknirscht Recht geben!
In Colombo ist erst mal Erholung in einem Bistro angesagt. Nach einer eindrücklichen Stadtbesichtigung treffen wir am Nachmittag wieder auf dem Bahnsteig Richtung Aluthgama ein. Ein Bummelzug, wie wir vernehmen, steht zur Abfahrt bereit. Wir finden einen Fensterplatz und schon setzt sich der Zug in Bewegung. Vorbei an den Slums der Vorstadtquartiere geht es gemächlich von Station zu Station. Wir haben ja Zeit. Passagiere verlassen den Zug, neue steigen ein. Etwa in der Hälfte der Strecke hält der Zug auf einem ländlichen Bahnhof. Alle Passagiere steigen aus. Ein Schaffner macht uns mit englischen Wortbrocken verständlich: “Hier sei Endstation!“ Auf meine schüchterne Frage: “Und wie kommen wir jetzt nach Aluthgama?”, antwortet er freundlich: “Mit dem nächsten Bummelzug müsst ihr zurück nach Colombo und dann mit dem Express nach Aluthgama“.
Wir verlassen den Zug und stehen etwas verwirrt auf dem Bahnhofvorplatz. Plötzlich sichte ich ein kurioses Gefährt, das sich bei näherer Betrachtung als ein uraltes Fiat-Taxi zu erkennen gibt. Wir sind nicht die einzigen. Ein Ehepaar aus Österreich, wie sich herausstellt, begutachtet ebenfalls das klapprige Museumsvehikel und hat anscheinend die gleiche Idee wie wir. Gemeinsam handeln wir mit dem Taxibesitzer einen angemessenen Preis aus und los geht die Kamikaze-Fahrt. Obwohl dieses Ding mit durchgedrücktem Gaspedal auf Maximum 20 bis 30 Stundenkilometer beschleunigt werden kann, mal angenommen, der Geschwindigkeitsmesser funktionierte nicht, wen wundert's -- überholen wir trotz regem Gegenverkehr in Rallyemanier, permanent Ochsenkarren und noch langsamere Fahrzeuge! Für die relativ kurze Strecke benötigen wir gut eine Stunde.
Und wie man sieht, respektive lesen kann, haben wir diese Fahrt überlebt!! Grosses Glück und mehrere gute Schutzengel sind allerdings Voraussetzung! Aber das ganze hat gleichwohl Spaß gemacht!!
Gruß
Pesche