Hallo zusammen
Vielleicht sind weitere Forenteilnehmer interessiert, Peking noch vor der Olympiade und den Touristeninvasionen individuell zu besuchen. Peking wird sich nach Olympia in einem neuen Gesicht präsentieren. Ob zum Vorteil oder Nachteil wird sich weisen.
Wir haben 2006 im Hotel „Grand View Garden“ im Stadtteil „YOU‘ ANMEN“ logiert. Das Hotel liegt etwa 7 Straßenkilometer vom Platz des Himmlischen Friedens entfernt, um nur einen zentralen Punkt zu nennen. Die Einreiseformalitäten am Airport erfolgen für Individual- (Einzelvisa) und Gruppentouristen (Gruppenvisa) problemlos. Je nach Laune der Immigrationsbeamten (kleine Könige!) müsst ihr mit 10 bis 30 Minuten rechnen. Die Fahrt mit einem Taxi vom Flughafen in das „Hotel Grand View Garden“ dauert je nach Verkehr etwa 45 Minuten (ca. 45 km). Als Grundpreis sind 10 Yuan für die ersten 4 km zu zahlen, danach richtet sich der Preis nach der Wagenklasse (1,20 bis 1,60 Yuan pro km), die geltenden Beträge sind an den hinteren Fenstern angeschlagen.
Die chinesische Architektur des Hotels “Grand View Garden”, die komfortablen Zimmer, die diversen mit Stil ausgestatteten Räumlichkeiten, das integrierte Hallenbad und nicht zuletzt der gute Service haben uns beeindruckt. Auch das reichhaltige Frühstücksbuffet lässt keine Wünsche offen. Außerdem liegt das Hotel direkt an einem traumhaften Park mit einem See. Für Hotelgäste ist ein direkter Zugang (ohne Ticket) zum Park möglich. Genau das richtige, um sich nach ermüdenden Trips durch Peking zu erholen und die Batterien für neue Stadtexpeditionen wieder zu laden!
Wechseln ohne Taxen könnt ihr im Hotel. Gleicher Kurs wie auf den Banken. (während unserem Aufenthalt (2006): 1Euro = 9,355 Yuan). Auf dem Flughafen nur das nötigste wechseln, schlechter Kurs!
Obwohl die Taxis sehr billig sind (z.B. 20 Yuan vom Hotel bis zum Platz des Himmlischen Friedens), haben wir als Exoten unter den „Touris“ mehrheitlich Bus und U-Bahn bevorzugt und in den meistens hoffnungslos überfüllten Wagen den Alltag vieler Einheimischen hautnah miterlebt. Mehrmals haben wir staunend erlebt, dass die in den Wagen mitfahrenden Schaffnerinnen, junge Chinesinnen und Chinesen energisch aufforderten, uns ihren Sitzplatz zu überlassen. Es stellt sich nun die berechtigte Frage: War der Grund, weil wir Touristen waren oder sahen wir so alt und gebrechlich aus? Na, lassen wir das!
Jetzt noch eine Wegbeschreibung: Ab Hotelausgang, rechts bis Kreuzung mit Lichtampeln (ca. 500 m). Dort ist die Endstation der Buslinie Nr. 10. Der Bus fährt ins Zentrum zum Kaiserpalast (ca. 30 Minuten bis 1 Stunde und mehr, je nach Verkehr) und dann weiter bis zur Endstation beim Hauptbahnhof. Den Rummel vor dem Bahnhof muss man erlebt haben. Leider ist der Zutritt zu den vollgestopften Wartesälen und zu den Bahnsteigen mit den Fernzügen in die Mongolei und nach Russland im Gegensatz zu früher nur noch mit Bahn-Ticket möglich. Alternativ könnt ihr bei der U-Bahnstation “Changchunjie” den Bus verlassen und mit der U-Bahnlinie 2 ins Zentrum (Station Qianmen) fahren. Und von dort direkt zu Fuß in das quirlige Alt-Peking mit den belebten engen Gassen und den noch übriggebliebenen einmaligen Hutongs, wo die Zeit anscheinend stillgestanden ist. Empfehlenswert ist weiter, ein Fahrrad, ausgerüstet mit der obligaten Riesenklingel zu mieten und sich in das Labyrinth der Gassen und Gässchen zu stürzen. Aber Vorsicht -- Kompass nicht vergessen!
Besucht aber auch die letzten Hutongs etwas außerhalb des Zentrums. Dort sichtet man weit und breit keine „Touris“. Man kommt sich auf den Strassen mit den Massen von Menschen, die mehr oder weniger leckere Speisen auf der Gasse zubereiten oder von der Zahnbürste bis zum Fernseher alles verkaufen schon ein wenig deplaziert vor. Ein Gespräch ist praktisch unmöglich. Hier spricht man ein Chinesisch, das nicht einmal Chinesen aus Shanghai verstehen! Auch das ist Peking. Fragt sich nur, wie lange noch. Olympia 2008 steht vor der Tür. Ganze Hutong-Quartiere werden abgerissen, Einkaufszentren und Hotels der Superlative erstellt und die ehemaligen Bewohner an den Rand der Stadt in unpersönliche graue Betonblocks umgesiedelt. Ob zu ihrem Wohl ist eine andere Frage! Peking will sich 2008 im Glanz einer modernen Metropole der Welt präsentieren.
Mit weiteren der unzähligen Buslinien und den U-Bahnlinien 1 und 3 könnt ihr Peking kreuz und quer erforschen. Einheitspreis im Bus ist übrigens 1 Yuan und in der U-Bahn 3 Yuan. Unbedingt Kleingeld bereithalten -- wechseln ist nicht üblich!
Nebst den weltbekannten Sehenswürdigen sind die vielen traumhaften Parks mit kleinen bis größeren Seen mit Bootsvermietung, Theater und Musikdarbietungen immer wieder für Überraschungen gut. Interessant sind auch die unzähligen Freiluft-Fitnessanlagen, die man mitten in den Quartieren findet. Staunen ist angesagt: Uralte Chinesinnen und Chinesen turnen an diesen kuriosen Geräten ohne eine Miene zu verziehen wie Teenagers! Wir haben es zum „Gaudi“ der Einheimischen „Sportler“ auch ausprobiert. Macht Spaß und Muskelkater!
Noch ein kleiner aber wichtiger Tipp: Lasst euch im Hotel unbedingt die gewünschten Sehenswürdigkeiten und Lokalitäten auf chinesisch aufschreiben. Taxifahrer, Bus und U-Bahnpersonal sprechen in der Regel kein Wort Englisch (soll sich zwar auf Olympia ändern -- Zweifel sind aber angebracht!) geschweige denn Deutsch oder eine weitere Weltsprache! Lediglich Studenten suchen immer wieder auf Englisch das Gespräch mit Touristen.
In der näheren und weiteren Umgebung des Hotels “Grand View Garden” findet man unzählige gemütliche, mehrheitlich von Einheimischen frequentierte Restaurants von einfach bis luxuriös. Meine Frau und ich sind Genussmenschen und haben für ein exzellentes chinesisches Mehrgangessen mit süffigem Wein (auch das gibt es in China!) oder einem kühlen Bier, jeweils zwischen 30 und 100 Yuan für zwei Personen bezahlt. Nicht in jedem Restaurant gibt es eine englische Speisekarte. Ein Reiseführer mit den wichtigsten Wörtern auf chinesisch ist Gold wert und man hat nicht plötzlich einen Hund, eine Kröte oder eine Ratte auf dem Teller. Haben wir mal angenommen! Und detailliertes Nachfragen haben wir uns auf Reisen abgewöhnt. Entweder es schmeckt oder es schmeckt nicht - so einfach ist das! Lediglich die Weinbestellung ist mit gewissen Schwierigkeiten verbunden. In unserem chinesischen Sprachführer ist wohl das Wort „Wein“ vermerkt, jedoch von weiß oder rot keine Spur. Manchmal stehen bis zu 5- und mehr Bedienerinnen um unseren Tisch und versuchen zu erraten, wenn wir das chinesische Wort „Wein“ in Verbindung mit roten Gegenständen bringen wollen. Alles lediglich eine Frage der Zeit. Das Problem wird immer mit dem üblichen chinesischen Lächeln gelöst! In unserem Hotel, obwohl auch preiswert, muss man in den verschiedenen Lokalitäten für ein Essen ab 200 Yuan mit Wein oder Bier für zwei Personen rechnen. Relativ teuer sind auch die Drinks in der Hotelbar. Aber immer noch wesentlich billiger als bei uns in der teuren Schweiz.
Besorgt euch unbedingt einen ausführlichen und möglichst neuen Stadtplan mit Straßenverzeichnis, U-Bahnlinien und Angabe sämtlicher U-Bahnstationen im Stadtplan.
Abschließend wünsche ich euch einen erlebnisreichen Aufenthalt in diesem “schnuggeligen” Städtchen!
Gruß
Pesche