Hallo Ihr Lieben,
als wir unseren Kurztripp nach Lettland vorbereitet haben, ist uns aufgefallen, daß es außer Hotelbewertungen nicht soo viele Infos hier bei
HC gibt. Von daher hier mal ein Bericht.
Flüge ab HH nach Riga haben ca. € 90 hin und zurück pro Nase mit Air Baltic gekostet, kann man allerdings bei bestimmten Aktionen noch günster gekommen. Flugzeit knapp 1,5 Std.
Wir sind am 06.06. morgens in Riga bei strahlendem Sonnenschein angekommen, haben unseren Mietwagen (gute 300 Euro) entgegengenommen und sind Richtung Stadt gefahren. Rund um Riga gibt es Autobahnen, Höchstgeschwindigkeit dort 110 kmh (Achtung: Radarkontrollen und zwar nicht nur auf der Autobahn), und je näher man dem Zentrum kommt, desto voller wird es. Stau hatten wir immer an den gleichen Stellen, egal wann wir gefahren sind! In Schottland sind wir damals mir der Straßenkarte im Reiseführer super klargekommen, in Riga oder Lettland allgemein lohnt sich allerdings eine ausführlichere Karte!!
Die ersten beiden Nächte waren wir im Hotel Annabella untergebracht, welches ca. 20 Minuten mit dem Bus von der Altstadt entfernt ist. Das Auto haben wir für die Fahrten in die Stadt lieber stehen gelassen, da der Bus eh nur 0,30 Lat pro Strecke kostet und man mit dem Auto auch nicht schneller wäre. Die Altstadt selber ist wirklich wunderschön und da es erst sehr spät dunkel war und das Wetter, wie gesagt, super war, konnten wir in aller Ruhe durch die Gassen schlendern und uns alles ansehen. Die Preise sind dort zwar günstiger als in Deutschland, aber im Verhältnis zum sonstigen Lettland doch sehr hoch.
Am zweiten Tag sind wir zum Strand von Jurmala gefahren (ca. 20-30 min. mit dem Auto). Der sehr breite weiße Strand ist sehr gepflegt und durch seine Länge (wir haben kein Ende gesehen) dürfte man immer irgendwo ganz ruhige Ecken finden. Zusätzlich sind überall kleine "Umkleidekabinen" aufgestellt, nur Duschen gab es keine. Das Wasser war sauber und anfänglich dachten wir, es wäre gar nicht soo kalt. Lag aber nur daran, daß das langsam tiefer wurde und sich so etwas aufwärmen konnte. Egal, wir sind trotzdem reingehüpft. Die Bauten im Baderstil sind der Hammer, von daher sollte man nicht nur den Strand sondern auch die Wohngebiete erkunden!
Am dritten Tag sind wir erst zum ehemaligen KZ in Salaspils gefahren. Auf der heutigen Gedenkstätte stehen nur noch Mahnmale und keine Gebäude mehr. Dann ging es an der Küste endlang von Riga nach Ventspils weiter und wir haben alle Nase lang angehalten und uns die Strände angesehen. Den größten Teil der Strecke ging es auf endloslangen Straßen durch Wälder und ab und hin mal an kleinen Orten vorbei. Obwohl wir den ganzen Tag unterwegs waren, war die Fahrt ziemlich entspannt, da man eh nur 90 fahren darf und (anders als in Riga) kaum auf Autos trifft. Man sollte auf jeden Fall einen Stop in Kolka einplanen! Von Kolka aus ging es übrigens 50 km über Schotterpisten nach Ventspils. Die im Reiseführer genannten Stationen haben wir uns zwar angesehen, aber das hätten wir uns auch schenken können, dafür haben wir andere schöne Plätze entdeckt. Ventspils wurde als häßliche Industriestadt beschrieben und als wir angekommen sind, hätten wir das sofort unterschrieben. Alte, häßliche und verkommene Plattenbauten, sowie Industrie prägen das Bild in den Randbezirken, aber das Zentrum war recht schön mit seinen alten und neuen Häuschen, durchzogen von viel grün und kleinen Gassen. Unsere Pension Juras Brize war recht hübsch, das Essen war super und die Preise lagen weit unter denen in Riga.
Am vierten Tag sind wir morgens kurz zum Strand geschlendert (auch sehr schön) und dann weiter an der Küste entlang Richtung Liepaja gefahren. Unterwegs wollten wir einen Badestopp einlegen (das Wetter war immer noch super), allerdings wurde es dort immer schwieriger zum Strand zu kommen, es sei denn man hätte auf kostenpflichtigen, wenn auch günstigen Parkplätzen angehalten.
Da wir aber nun mal den Strand für uns haben wollten, haben wir, wie am Tag zuvor, nach kleinen Gassen oder Feldwegen gesucht, die ans Meer gehen. Die meisten waren entweder gesperrt oder endeten auf irgendwelchen Privatgrundstücken. Haben dann aber doch noch eine Wiese gefunden, sind die Sandsteilküste runtergerutscht und hatten unendlich viel Strand für uns. Dieser war allerdings naturbelassen, also nix mit Umkleidekabinen, Kiosk oder ähnlichem!! Einfach toll! Das Wasser war supersauber, hatter aber die Temperatur eines Tauchbeckens. Zurück zum Auto ging es über einen Hügel, in den eine Art Stufen eingetreten waren (sonst würden wir heute wohl noch dort am Strand sitzen).
Liepaja sah am Ortseingang ähnlich aus aus wie Ventspils, wurde natürlich zum Zentrum hin auch noch schöner, aber wirklich schön fanden wir es nicht. Unser Hotel war das Liva, direkt im Zentrum, und von allen Hotels war dies mit Abstand das schlechteste, obwohl recht teuer! Die Lobby war noch in Ordnung, aber die Zimmer sahen eher aus wie Gefängniszellen! Abends sind wir durch die Fußgängerzone gebummelt, haben was gegessen und sind dann zum Sonnenuntergang an den Strand gegangen. Der Strand ist wirklich super, sehr sauber und sehr fein und weiß!
Am nächsten Tag haben wir uns erst eine russ. orthod. Kirche angesehen und dann eine Führung durch das alte Marinegefängnis mitgemacht. Damit der Besucher ein Gefühl bekommt, wie es dort abging, wird man von Wächtern in Uniform in Empfang genommen, muß in zweier Reihen im Laufschritt durch die Gänge eilen, wird kurz eingesperrt usw.! Leider war die Führung auf lettisch, aber unser "Wärter" sprach ein paar Brocken deutsch und hat uns ab und hin einige Dinge erklärt! Lohnt sich aber auf alle Fälle und kostet ca. € 1,50.
Von Liepaja ging es dann quer durchs Land Richtung Sigulda. Unterwegs haben wir einen kurzen Stop in Cesis gemacht, haben uns die Ruine der Burg und die Innenstadt angesehen und dann ging es weiter nach Kuldiga. Der Stop hat wesentlich länger als geplant gedauert. Der kleine verschlafene Ort strahlte eine absolut friedliche Stimmung aus und teilweise fühlte man sich in ein anderes Jahrzehnt zurückversetzt. Kein Wunder das der Ort desöfteren als Kulisse in diversen Filmen herhalten mußte. Zudem gibt es dort den breitesten Wasserfalls Europas, der ansich gar nicht soo faszinierend ist (da er nicht hoch ist), aber zusammen mit der Landschaft drumherum war es toll! Wer Lust hat kann in dem Fluß auch schwimmen oder oberhalb des Wasserfalls durchs Wasser schlendern. Über Riga, wo wir für die Skyline noch einen Fotostopp am Ufer der Daugava eingelegt haben, ging es weiter nach Sigulda. Dort haben wir im Hotel Aparjods übernachtet, mit Abstand das schönste Hotel, was wir auf der ganzen Reise hatten!! Sowohl das Zimmer als auch das Essen waren nicht gerade günstig, aber das war es auch wert! Da sowohl die Pension in Ventspils als auch das Hotel in Liepaja direkt an Hauptstraßen lagen und die Matratzen überall nicht gerade bequem waren, war die Nacht in Sigulda wirklich ehrholsam!!
Am nächsten und letzten Morgen sind wir mit dem Auto zu verschiedenen Höhlen und Burgen gefahren und mußten leider feststellen, daß wir diese Gegend falsch eingeschätzt haben. Vieles kann man nur zu Fuß erreichen, so daß man genügend Zeit haben muß. Da wir aber nachmittags am Flughafen sein mußten, haben wir einige Sachen gar nicht oder nur von weitem gesehen. Mist, hier hätten wir mind. 2 Tage einplanen müssen!! Landschaftlich war es aber trotzdem sehr schön! Die Fahrt zurück zum Flughafen hat recht lange gedauert, da wir wieder quer durch Riga mußten und natürlich, wie immer, im Stau standen.
Fazit der Reise: Lettland lohnt sich auf jeden Fall. Da wir die ganzen Tage nur bombastisch gutes Wetter hatten, konnten wir die wunderschönen Strände, die tollen Orten und die Natur richtig genießen. Ob wir bei Regen genauso begeistert gewesen wären, wage ich zu bezweifeln, weil sich eben viel unter freiem Himmel abspielt!
Hier noch ein paar Tipps/Infos:
Riga selber lohnt sich auf jeden Fall, auch für einen Kurztripp.
In Riga bekommt man den Eindruck, daß mitunter das Geld auf der Straße liegt. Die Autos, die Häuser (besonders in Jurmala), die Outfits usw.! Dem ist definitiv nicht so! Besonders die Alten bleiben auf der Strecke und wir haben mehr als ein Mal sehen müssen, wie Reste aus den Mülltonnen gefischt wurden. In im übrigen Lettland sehen die finanziellen Verhältnisse komplett anders aus. Von daher sollte man sich dem anpassen.
Mode und Aussehen spielen in Riga eine große Rolle, das fällt sofort auf. Die Damenwelt (skandinavischer Touch) in superkurzen Minis, gestylt, auf Highheels übers Kopfsteinpflaster, da dürften einige Herzen der Männerwelt höher schlagen.
Preise für Benzin lagen unter einem Euro
1 Lats entspricht ca. € 1,55
Wir sind als Frauen quer durch's Land gefahren und hatten keine Probleme
Geld kann man überall am Automaten ziehen
Ohrstöpsel sind auf jeden Fall sinnvoll, wenn man Hotels in der Stadt hat
Gerade rund um Sigulda gab es reichlich Mücken, also Mückenspray nicht vergessen
Zecken scheinen gerade in Kurzeme ein großes Thema zu sein, da überall an den Wäldern riesige Warnhinweise angebracht waren. Von daher dort in den Wäldern auf entsprechende Kleidung achten!!
Da man teilweise wirklich Ewigkeiten unterwegs ist, bis man in den nächsten Ort kommt, sollte man mit dem Tanken nicht zu lange warten!
Wir haben die komplette Route bereits in Deutschland festgelegt und sowohl Flüge, Hotels als auch den Mietwagen übers Internet von hier aus gebucht. Mietwagen hätte man auch günstiger haben können, aber die Versicherungsleistungen waren uns ziemlich wichtig.
Und wenn es interessiert: Rund um Liepaja haben wir ohne Ende Störche gesehen, die gerade Junge hatten. Schööön!
Ich habe mit Sicherheit einiges vergessen, aber vielleicht hilft es ja doch dem ein oder anderen, der dieses schöne Land mal bereisen möchte!
Gruß,
Riga (die nun endlich auch mal die entsprechende Stadt gesehen hat)