MoinMoin,
Ich kann mich meinen Vorrednern (oder: Vorschreibern) nur anschließen. Autofahren in Tunesien? Nur im äußersten Notfall! Außerhalb der "Touristen-Inseln" (wo im allgemeinen auch die Straßen- und Verkehrsverhältnisse recht gut sind) herrscht weitestgehend eine Art Anarchie auf den Straßen... Konkret: Mofas und Mopeds haben IMMER Vorfahrt! Auch wenn sie auf der falschen Straßenseite fahren... Abends und nachts Fahrzeuge (jeglicher Art) ohne Beleuchtung anzutreffen, ist nicht unbedingt eine Ausnahme. Ampeln haben (sofern sie denn funktionieren) des öfteren nur einen einzigen Zweck: Sie dienen der Illumination! An Kreuzungen gilt das Recht des Stärkeren! Des weiteren wäre es ratsam, vorbeugend eine Art "Arabisch-Intensiv-Kurs" zu besuchen, denn ohne fundierte Arabisch-Kenntnisse hat man im Fall eines Unfalls von vornherein gaaaaanz schlechte Karten!
Fallbeispiel gefällig? In La Goulette (dem Hafen von Tunis) hatte uns ein jugendlicher Mopedfahrer, der zudem auch noch in verkehrter Richtung aus einer Einbahnstraße herausfuhr, die Vorfahrt genommen und bretterte in voller Fahrt (wohl in der Ansicht, daß a) ihm sowieso nie irgendwas passieren könnte, er als Mopedfahrer ja grundsätzlich immer Recht hat und c) unser Auto sich wohl auf wundersame Weise in Nullkommanix in Luft auflösen würde) in eben jenes sich nicht de-materialisierende Auto rein. Gut - dem jungen Mann ist nix passiert, sein Moped war auch noch so halbwegs funktionsfähig; nur uns wurde der linke Außenspiegel abgerissen sowie ein paar Beulen und größere Kratzer "geschenkt". Wir hielten an, im Nu versammelte sich eine größere Menschenmenge, die uns (mit unserem belgischen Kennzeichen) von Vornherein die Schuld an der Misere geben wollte. Klar: Nicht-Tunesier haben ja sowieso immer Schuld! Der Mopedfahrer fing an, sich lautstarkst zu rechtfertigen; die Menge zollte ihm pflichtschuldigst Beifall. Als aber mein Kollege, der tunesischer Abstammung ist (dem man seine arabischen Wurzeln aber nicht ansieht) anfing, auf Arabisch auf die Leute einzureden, wandelte sich das Blatt (glücklicherweise). Der Mopedfahrer merkte, daß ihm da wohl irgendwie was aus dem Ruder gelaufen war und machte sich heimlich, still und leise mitsamt seinem abenteuerlichen Gefährt aus dem Staub. Als braver Europäer fragt man sich jetzt: Und wer zahlt nun für den entstandenen Schaden? Die Versicherung? Öööh - welche Versicherung, bitteschön? Der Mopedfahrer hat zwar sicherlich eine Art "göttliche Versicherung", aber die kommt für materielle Schäden im Regelfall nicht auf. Und - inch'allah - ist ja sonst auch nix passiert. Ein auf wundersame Weise aufgetauchter Mechaniker-Fritze reparierte den Spiegel notdürftig, und mit Beulen und Kratzern muss man eben leben. Last, but not least, spendierte man uns noch einen "Thé à la menthe" - und damit war's dann auch gegessen...
Gänzlich anders wär's wohl ausgegangen, wenn ich ohne arabisch-sprechenden Kollegen unterwegs gewesen wäre...
Außerdem hat man, wenn man sich nicht an die herrschenden Verkehrs-"Un"verhältnisse anpasst (man also genauso rücksichtslos, egoistisch und macho-mäßig fährt) ohnehin nur wenig Chancen, jemals über einen Kreisverkehr zu kommen...
Deswegen mein Rat: Entweder Taxi oder Louage nehmen (wobei Fahrten mit Louages auch zu Abenteuern werden können...). Oder - wenn man z.B. nach Tunis will - den Zug nehmen! Günstig und gut!
Trotzdem: Viel Schbass im Urlaub!
Louis;-)