ERFAHRUNGEN MIT HIMALAYA FAIR TREKKING (HFT)
Nicht zuletzt aufgrund unserer Absicht, faire Gehälter zu unterstützen, entschieden wir uns dafür, über „Himalaya Fair Trekking“ (HFT) für den Herbst 2011 die klassische Trekkingtour um das Annapurna-Massiv zu buchen. Vom Wetter wurden wir ebenso beschenkt wie von den Landschaften und den dort lebenden Menschen, wirklich grandios! Trotz mittlerweile fertiggestellter jeeptauglicher Straße zwischen Tatopani und Muktinath empfehlen wir auf jeden Fall, auch diesen Teil der Annapurna-Runde noch zu Fuß zu laufen (es gibt mittlerweile sogar Alternativstrecken, vgl. etwa [url=http://www.holidaycheck.de/thema-Aktualisierte+Forenregeln+und+Nettiquette-id_118105.html][size=9px][color=darkblue]×Werbung×[/size][/color][/url] mit Hinweis auf guten Guide). Das Kali-Gandaki-Tal ist ein Erlebnis, das auch durch gelegentliches Motorengeräusch bei Überholvorgängen (noch) nicht wesentlich beeinträchtigt wird, zumal wichtige Abschnitte der Strecke abseits der Straße, d.h. auf der anderen Talseite verlaufen. Unbedingt im Kalopani im dortigen „Guest House“ übernachten, um auf dessen Dach bei entsprechendem Wetter einen unvergesslichen Sonnenaufgang- oder -untergang zu erleben. Nur in Kalopani ist die Annapurna I sehr deutlich zu erkennen, zudem ist der Daulagiri extrem nah.
Etwas getrübt wurden unsere Urlaubsfreuden durch zahlreiche Unzulänglichkeiten in der Organisation und Betreuung insbesondere durch den Leistungserbringer vor Ort, die „Himalayan Waves Trekking (P) Ltd. (Katmandu) (HWT) bzw. deren Mitarbeiter. Auf die wichtigsten dieser Mängel machen wir hier zum Wohle künftiger Annapurna-Trekker gerne aufmerksam:
1. Die Reiseroute von HFT/HWT stellte sich bald als sehr ehrgeizige Höhenmacherei heraus, die einige (sicher nicht alle) Trekker durchaus (gesundheitlich) überfordern kann. Empfohlen wird ja oft, ab einer Höhe von etwa 2000 nicht mehr als 300 Höhenmeter pro Tag zu machen. Wir haben bereits am zweiten Trekkingtag netto allein 900 Höhenmeter (Dharapani 1800 – Chame 2700) und am dritten Trekkingtag netto weitere 500 Höhenmeter (Chame-Lower Pisang) gemacht. Das terminlich sehr eng gestrickte Programm der Teilnehmer der sog. „Kleinen Annapurna-Runde“ (siehe ×Werbung×), mit denen man ‑ wie sich erst nach Buchung herausstellt ‑ gemeinsam bis Muktinath bzw. Jomosom unterwegs ist, und der „Gruppenzwang“ können bei einem solchen Tempo durchaus dazu führen, dass durch Erkältungen oder sonstige Faktoren nicht völlig fitte Teilnehmer höhenkrank werden. Dieses Problem stellt sich offenbar bei vielen organisierten Touren – ein wesentliches Argument dafür, sich einen eigenen Guide zu nehmen, was wir – im Nachhinein – bevorzugt hätten (Beispiel dafür bei Katrin Voigt, Rund um die Annapurna).
2. Erschreckend war, dass weder der Guide noch der Assistant Guide trotz deutlicher Indizien auf Höhenkrankheit die betreffenden Teilnehmer nicht einmal zum Besuch des Arztes in Manang aufforderten. Wie sich dann jeweils beim eigeninitiativ unternommenen Arztbesuch herausstellte, waren die betreffenden Teilnehmer tatsächlich höhenkrank geworden, konnten aber dank der ärztlichen Hilfe und fortan eingenommener Medikamente die Tour nach dem Ruhetag noch fortsetzen. Das Unwissen bzw. die Unprofessionalität des Guides gipfelte in der Aussage, nur Kopfschmerzen im Bereich des Hinterkopfes seien höhenkrankrelevant...
3. Überhaupt war der Guide „Sambu“ in fachlich-professioneller wie auch mitunter charakterlicher Hinsicht eine Enttäuschung. Im Gegensatz zur vollmundigen Ankündigung des HWT-Managers am ersten Abend erfolgte seitens der Guides in den allermeisten Fällen keine proaktive Wissensvermittlung zu Geschichte, Flora, Fauna und Kultur. Unser selbstverständlicher Wunsch, durch die Tourguides viel über Land, Leute, Sitten, Geschichte und Natur zu erfahren, wurde durch ihn leider nicht erfüllt (etwas besser machte es der Assistant Guide „Krishna“). Meist wussten die Teilnehmer mehr als die Guides, so gut wie immer erfuhr man von den Guides nur auf Nachfragen etwas. Immerhin wiesen sie vereinzelt auf Tiere wie Affen und Blauschafe sowie auf die Namen wichtiger Berggipfel bzw. Massive hin. Insgesamt verstand der Guideseinen Job offensichtlich recht schmalspurig, beschränkt auf allgemeine Angaben zur Route am nächsten Tage, auf Organisation von Unterkunft und Verpflegung sowie auf die Nennung der Namen der wichtigsten Berge auf der Route. Beide waren aber bemüht, sich zu kümmern.
4. Besonders ärgerlich war die leider erst zum Ende der Tour gewonnene Erkenntnis, dass das HFT-/HWT-Budgetierungs-System darauf angelegt ist, dem Guide auf Kosten der Teilnehmer zusätzlich zu seinem Festgehalt und dem Trinkgeld noch eine „dritte Einnahmequelle“ zu erschließen. Einen Teil des von den Teilnehmern bezahlten Reisepreises kann er nämlich relativ frei für Verpflegung (ca. 1200-1300 NRU pro Tag pro Person) und Unterkunft einsetzen. Der Clou dabei ist, dass er die Beträge, die er nicht ausgibt, als eigenen “profit“ (Originalzitat!) behalten kann. Das heißt, je billiger der Guide die Teilnehmer unterbringt und je weniger sie für Frühstück, Lunch und Abendessen unter seiner „Anleitung“ (Bsp.: vor dem Pass solle man angeblich besser kein Fleisch essen) ausgeben, desto mehr „verdient“ er noch zusätzlich dran. Sein Anreiz ist es also, insgesamt möglichst wenig auszugeben, nicht eine möglichst hochwertige Unterkunft und Verpflegung für die Teilnehmer sicher zu stellen, obgleich der Reisepreis ja genau dafür bezahlt und deshalb die Form der organisierten Reise gewählt wird! Wie Schuppen fiel es uns irgendwann von den Augen, denn wir verstanden, warum doch so etliche Unterkünfte wirklich schlecht waren (eine Frechheit war z.B. ausgerechnet die Unterkunft in Jomosom, wo nichts funktionierte und nebenan Autowerkstätten lagen) bzw. nach Hinweisen (etwa auf drei dicke Öffnungen der Zimmerwand, die zu einer enormen Abkühlung während der Nach führten) keine Abhilfe geschaffen wurde, nur höchst selten heißes oder zumindest warmes Wasser zum Duschen zur Verfügung stand und uns der Guide auch noch das Gefühl gab, ja nicht zu „unverschämt“ gute Gerichte bestellen zu dürfen.... Angesichts auch dieser Umstände hat sich uns leider der Eindruck aufgedrängt (man unterstellt ja zunächst anderes), dass HFT bzw. HWT möglichst viele versteckte Kosten auf die Reiseteilnehmer abwälzen. Es entspricht offensichtlich nicht der Absicht dieser Firmen, dem Kunden möglichst viel Gegenwert für den pauschal bezahlten Reisepreis zu verschaffen. Nur dies hätten wir als wirklich „fair“ empfunden, zumal wir - wie eingangs gesagt - „Himalaya Fair Trekking“ auch deshalb gewählt hatten, weil wir eine „faire“ Bezahlung der Guides und Träger sicherstellen wollten.
5. Ein weiteres Indiz für eine gewisse „Geldgier“ des HWT-Guides war auch der Umstand, dass er am letzten Abend noch versuchte, uns für den gemieteten Schlafsack entgegen einer ausdrücklichen Verabredung mit HWT-Mitarbeitern zu Beginn der Reise 3 statt 1 Euro Schlafsackmiete pro Person und Tag abzuknöpfen.
6. Nicht gefallen hat uns daneben der Umgang des HWT-Guides mit den Trägern. Sie wurden meist wie Menschen zweiter Klasse behandelt, aßen grundsätzlich nicht mit der Gruppe usw. Selbst als die Gruppe nach Bewältigung des Thorung-La-Passes Guide und Porter zum Abendessen einlud (wiederum eine Entlastung des „Budgets des Guides“), schlug der Guide zunächst tatsächlich vor, mit den Trägern nur die Getränke gemeinsam einzunehmen... Es gibt auch keine Gewähr dafür, dass der Guide den Trägern von dem Trinkgeld der Gruppe einen gerechten, d.h. möglichst gleichen Anteil abgibt. Dem kann man nur dadurch begegnen, dass man die Verteilung wortwörtlich selbst in die Hand nimmt!
7. Unangenehm war auch, dass HWT die Gruppe für die erste Nacht in einem seltsam abseits gelegenen und auch von der Sauberkeit etc. her nicht wirklich empfehlenswertem Hotel unterbrachte, angeblich weil das Hotel erster Wahl bereits ausgebucht gewesen sei....
8. Die Betreuung durch HFT in Deutschland war von wechselnder Qualität. Zwar erhielten wir bereitwillige und ausführliche Auskünfte am Telefon durch HFT-Inhaber Nicolini und eine Mitarbeiterin. Trotz dreimaliger Bitte um Kontaktdaten eines ehemaligen Teilnehmers der Annapurna-Runde erreichte uns jedoch weder die erbetene Adresse, die für Nachfragen und Infos aus erster Hand hilfreich gewesen wäre, noch eine Erklärung, warum unserer nachdrücklichen Bitte nicht entsprochen wurde. Auch empfanden wir es als unfair, dass uns Herr Nicolini trotz eines Gesprächs über die „neue“ Jeep-Verkürzung dabei nicht vorab darüber informiert hatte, dass wir vor Ort noch pro Person 25 Euro für den Transfer von Kagbeni nach Tatopani zahlen sollten, wie uns der HWT-Manager am ersten Abend in Nepal eröffnete.