
“Nach ein paar Tagen am See habe ich gelernt: Ein kleines Auto ist Gold wert. Die Straßen sind oft eng und kurvenreich, und mit einem großen Wagen wird's schnell stressig. Ich bin froh, dass ich einen Kompaktwagen genommen habe. Achte unbedingt auf eine gute Versicherung – an den schmalen Bergstraßen kann schnell mal was passieren. Und lade Dir vor Abreise eine vernünftige Navi-App (z.B. Google Maps) herunter, denn die Straßen in der Lombardei sind teilweise ziemlich verwirrend.“
Die Perlen des westlichen Ufers
1
Cernobbio

Cernobbio liegt nur ein paar Kilometer von Como entfernt und war mein erster Stopp. Das Städtchen wirkt wirklich elegant – überall stehen schöne alte Villen aus dem 18. und 19. Jahrhundert, und die Atmosphäre ist entspannt. Was mir sofort aufgefallen ist: Hier ist alles perfekt gepflegt. Die Straßen sind sauber, die Gärten makellos und selbst die kleinsten Details stimmen.
Die berühmte Villa d'Este ist heute ein Luxushotel, aber die Gärten kann man auch als TouristIn besichtigen. Ich habe etwa eine Stunde hier verbracht und war beeindruckt von der Gartenkunst des 16. Jahrhunderts. Besonders schön ist die Terrasse mit Blick auf den See, wo früher Königin Caroline von Braunschweig ihre Gäste empfangen hat.
Ich habe den Vormittag in der Altstadt verbracht und dabei einen sehr guten Cappuccino in einem Café direkt am Seeufer getrunken. Von dort hat man einen tollen Blick auf den See und versteht schnell, warum so viele Prominente hier leben. Die Uferpromenade ist etwa zwei Kilometer lang und perfekt für einen entspannten Spaziergang. Interessant ist auch die Geschichte des Ortes: Cernobbio war schon im Mittelalter ein wichtiger Handelsplatz. Die Seidenproduktion, die hier jahrhundertelang betrieben wurde, hat dem Ort zu Wohlstand verholfen. Viele der prächtigen Villen wurden von reichen Seidenhändlern aus Como erbaut.
Familien mit Kindern finden direkt an der Promenade einen schönen Spielplatz mit Seeblick. Wer gerne wandert, sollte den Aufstieg zum Monte Bisbino nicht verpassen – der Ausblick ist wirklich spektakulär. Der Weg ist gut markiert und dauert etwa zwei Stunden. Oben gibt es ein kleines Restaurant als Pausenmöglichkeit.
2
Villa del Balbianello

Die 15 Kilometer von Cernobbio zur Villa del Balbianello sind eine der schönsten Autofahrten, die ich je gemacht habe. Die Straße führt direkt am Ufer entlang und bei jeder Kurve gibt es neue Ausblicke. Besonders beeindruckend ist die Strecke zwischen Moltrasio und Laglio, wo sich eine Villa an die nächste reiht.
Die Villa selbst kennt ihr wahrscheinlich aus "Star Wars" und "Casino Royale". Als ich sie zum ersten Mal gesehen habe, war ich wirklich beeindruckt –die Lage auf der Halbinsel ist einfach perfekt. Die Villa wurde im 18. Jahrhundert vom Kardinal Angelo Maria Durini erbaut und später vom Grafen Guido Monzino erworben, einem berühmten italienischen Bergsteiger und Entdecker.
Die Gärten dort sind auch wirklich beeindruckend – jeder Winkel ist perfekt gestaltet. Es gibt verschiedene Terrassen mit unterschiedlichen Themen: einen italienischen Garten, einen englischen Bereich und sogar exotische Pflanzen aus aller Welt. Ich habe bestimmt zwei Stunden hier verbracht und dabei unzählige Fotos gemacht. Besonders schön ist der Blick von der obersten Terrasse über den See.
Was viele nicht wissen: Die Villa beherbergt auch eine interessante Sammlung von Kunstwerken und Expeditionsausrüstung von Monzino, der als erster Italiener den Mount Everest bestiegen hat. Die Innenräume sind reich mit französischen und englischen Möbeln aus dem 18. Jahrhundert ausgestattet.
Man kann die Villa auch mit einem kleinen Boot vom Hafen Lenno erreichen – das habe ich beim zweiten Besuch gemacht und fand es sehr schön. Die Bootsfahrt dauert nur zehn Minuten und kostet nur ein paar Euro. Von der Wasserseite wirkt die Villa noch imposanter.

“Statt direkt nach Lenno zu fahren, bin ich in Sala Comacina losgelaufen und habe den "Greenway del Lago" genommen. Das ist ein zweieinhalb Kilometer langer Wanderweg direkt am Ufer mit tollem Seeblick. Kaum TouristInnen und wirklich entspannt. Der Weg führt durch alte Olivenhaine und bietet immer wieder neue Perspektiven auf den See.“
3
Tremezzo und Villa Carlotta

Nur fünf Kilometer weiter liegt Tremezzo mit der Villa Carlotta. Das Gebäude aus dem 18. Jahrhundert ist schon beeindruckend, aber der botanische Garten ist das eigentliche Highlight. Die Villa wurde ursprünglich für den Mailänder Bankier Giorgio Clerici erbaut und später von Prinzessin Marianne von Nassau als Hochzeitsgeschenk für ihre Tochter Carlotta erworben – daher der Name.
Ich war im Mai da, als die Azaleen und Rhododendren geblüht haben – das war wirklich ein Erlebnis. Die Farben waren so intensiv, dass ich zuerst dachte, das kann nicht echt sein. Über 150 verschiedene Azaleen-Arten gibt es hier, manche Büsche sind über 100 Jahre alt und mehrere Meter hoch. Der acht Hektar große Garten hat über 8.000 verschiedene Pflanzenarten aus aller Welt. Ich bin kein Botanik-Experte, aber selbst ich war fasziniert von der Vielfalt. Besonders die alten Bäume aus Japan und Südamerika sind beeindruckend. Es gibt einen Mammutbaum, der über 40 Meter hoch ist, und eine Zeder aus dem Libanon, die schon über 200 Jahre alt ist. Was mir auch gefallen hat: Der Garten ist in verschiedene Bereiche unterteilt. Es gibt einen italienischen Garten mit geometrischen Formen, einen englischen Bereich mit natürlicheren Formen und sogar einen "Talgarten" mit Pflanzen aus dem Himalaya. Jeder Bereich hat seinen eigenen Charakter.
In der Villa selbst kann man eine schöne Sammlung von Skulpturen und Gemälden besichtigen. Besonders beeindruckend ist die Statue "Amor und Psyche" von Antonio Canova. Die Innenräume sind mit wertvollen Möbeln aus dem 18. und 19. Jahrhundert ausgestattet.
Regional-Tipp: Die Lombardei ist berühmt für ihren Käse. Probiert unbedingt den "Formai de Mut" – einen Bergkäse, der nur in den Orobie-Alpen hergestellt wird. In der Region gibt es einige kleine Käseläden, wo man verschiedene Sorten probieren kann.
Von hier startet auch die "Via dei Monti Lariani", ein Wanderweg oberhalb des Sees. Ich bin etwa zwei Stunden gelaufen und war begeistert von den verschiedenen Ausblicken auf den See. Der Weg führt durch Kastanienwälder und bietet immer wieder spektakuläre Aussichtspunkte. Besonders schön ist der Blick auf Bellagio von oben.

“Parkplätze sind knapp und teuer – am besten öffentliche Parkplätze außerhalb nutzen und ins Zentrum spazieren.“
Der charmante Nordosten
4
Varenna

Die 45 Kilometer von Como an die Ostküste haben zwar 1,5 Stunden gedauert, aber es hat sich gelohnt. Varenna ist für mich das schönste Dorf am ganzen See. Die bunten Häuser am Hang, die engen Gassen und der kleine Hafen – das ist einfach perfekt. Was Varenna so besonders macht: Es ist noch authentisch.
Das Dorf hat eine lange Geschichte als Fischerdorf. Noch heute kann man am frühen Morgen Fischer beobachten, die ihre Netze auslegen. Im Hafen liegen viele der typischen kleinen Boote aus Holz, die noch immer für den Fischfang genutzt werden. Auf dem Wochenmarkt in Varenna kannst Du den fangfrischen Fisch kaufen. Informiere Dich am besten vor Ort an welchen Tagen der Wochenmarkt aktuell stattfindet.
Die Villa Monastero mit ihrem zwei Kilometer langen Garten am Ufer war mein täglicher Spaziergang. Über 900 verschiedene Pflanzenarten gibt es hier zu sehen. Die Villa war früher tatsächlich ein Kloster – daher der Name. Im 12. Jahrhundert gründeten Zisterzienser-Nonnen hier ihr Kloster, das bis 1567 bestand. Heute beherbergt die Villa ein Museum und wird für wissenschaftliche Konferenzen genutzt.
Besonders schön ist der "Passeggiate degli Innamorati" (Spazierweg der Verliebten), der von der Villa Monastero zur Villa Cipressi führt. Der Weg ist nur etwa 500 Meter lang, aber bietet ständig neue Ausblicke auf den See und die gegenüberliegende Westküste.
Ein Tipp von mir ist noch die "Castello di Vezio", eine kleine Burg oberhalb von Varenna. Der Aufstieg dauert etwa 20 Minuten und führt durch einen schönen Olivenhain. Von der Burg hat man einen fantastischen Blick über den ganzen See. Die Burg stammt aus dem 11. Jahrhundert und war früher ein wichtiger Verteidigungsposten.
Essen-Tipp: Im "Vecchia Varenna" direkt am Hafen gibt es die beste "Polenta Uncia" der Gegend. Das ist ein cremiger Maisbrei mit lokalem Käse und Butter – klingt einfach, schmeckt aber fantastisch und passt perfekt zur entspannten Atmosphäre. Das Restaurant ist in einem 300 Jahre alten Haus untergebracht und hat noch originale Gewölbe.
Der kleine Kiesstrand im Zentrum ist ideal für eine Mittags- oder Badepause. Das Wasser ist überraschend warm und sehr klar. Von hier bin ich mehrmals auf dem Sentiero del Viandante gewandert, einem alten Weg entlang der Ostküste. Dieser historische Pfad verbindet alle Dörfer der Ostküste und war früher die wichtigste Handelsroute zwischen Como und dem Valtellina.

“An vielen Orten kannst Du Dein Auto stehen lassen und für bestimmte Strecken die regelmäßig verkehrenden Fähren nutzen. So erlebst Du den See aus einer anderen Perspektive.“
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Bellano und die Orrido-Schlucht

Nur fünf Kilometer nördlich von Varenna liegt Bellano mit seiner spektakulären Schlucht. Bellano selbst ist ein typisches lombardisches Städtchen mit etwa 3.000 Einwohnern. Was viele nicht wissen: Der Ort war früher ein wichtiges Zentrum der Seidenproduktion. Noch heute kann man die alten Fabrikgebäude am Fluss sehen.
Die Orrido-Schlucht ist wirklich beeindruckend – der Fluss Pioverna hat sich über Jahrtausende durch den Fels geschnitten und eine tiefe Schlucht geformt. Das Wasser fällt hier über 15 Meter in die Tiefe und hat dabei bizarre Felsformationen geschaffen. Die Schlucht ist etwa 200 Meter lang und an der engsten Stelle nur zwei Meter breit. Man kann auf stabilen Metallstegen durch die Schlucht laufen und das tosende Wasser von nahem erleben. Die Kraft des Wassers und die engen Felswände sind schon ziemlich beeindruckend. Besonders interessant sind die verschiedenen Gesteinsschichten, die man an den Wänden sehen kann. Geologen können hier die Geschichte der Alpen über Millionen von Jahren ablesen. Was mir besonders gefallen hat: Die Schlucht ist beleuchtet, so dass man sie auch abends besuchen kann. Das Licht schafft eine mystische Atmosphäre und das Rauschen des Wassers wirkt noch dramatischer. Der Besuch kostet nur sechs Euro und ist wirklich jeden Cent wert.
In Bellano selbst lohnt sich ein Spaziergang durch die Altstadt. Die Kirche San Nazaro e Celso stammt aus dem 14. Jahrhundert und hat ein schönes gotisches Portal. Der kleine Marktplatz mit seinen Arkaden erinnert an mittelalterliche Zeiten.
Wer früh aufsteht, sollte zunächst nach Dervio fahren, acht Kilometer nördlich von Bellano. Am Strand dort kann man einen fantastischen Sonnenaufgang erleben. Das erste Licht über den Bergen, das sich im ruhigen Wasser spiegelt, ist wirklich schön. Danach ist die Schlucht noch fast leer. Dervio hat übrigens auch einen der wenigen Sandstrände am Comer See – perfekt für Familien mit kleinen Kindern.
Die Spitze des Dreiecks
6
Bellagio

Die 30 Kilometer von Como nach Bellagio entlang der Ostküste sind eine wunderschöne Panoramafahrt. Die Straße ist kurvenreich und erfordert Aufmerksamkeit, aber die Ausblicke sind fantastisch. Besonders die Strecke durch Nesso ist spektakulär. Hier stürzt ein Wasserfall direkt neben der Straße in den See.
Bellagio liegt genau dort, wo sich der See in drei Arme teilt. Diese geografische Lage hat den Ort schon in der Antike zu einem wichtigen Handelsplatz gemacht. Die Römer nannten ihn “Bilacus”, was "zwischen den Seen" bedeutet. Die alten Villen, die blumengeschmückten Treppen und die eleganten Boutiquen machen den Ort wirklich besonders. Was Bellagio von anderen Touristenorten unterscheidet: Trotz der vielen BesucherInnen hat es seinen authentischen Charakter behalten. In den kleinen Gassen gibt es noch immer Handwerksbetriebe, die traditionelle Waren herstellen. Besonders bekannt sind die Seidenwerkstätten, wo noch heute nach alten Techniken gearbeitet wird.
Ich habe viel Zeit in den Gärten der Villa Melzi verbracht. Die 1808 angelegten Gärten sind ein perfektes Beispiel für englische Gartenkunst. Francesco Melzi d'Eril, ein enger Freund Napoleons, ließ hier einen der ersten romantischen Gärten Italiens anlegen. Besonders beeindruckend ist die Sammlung von exotischen Bäumen und die vielen versteckten Statuen.
Der historische Kern von Bellagio ist ein Labyrinth aus engen Gassen und steilen Treppen. Die Via Giuseppe Garibaldi und die Via Roma sind die Hauptstraßen mit den eleganten Boutiquen, aber die wahren Schätze findet man in den Seitengassen. Hier gibt es kleine Werkstätten, traditionelle Läden und versteckte Cafés.
Bester Ausblick: An der Spitze der Halbinsel (Punta Spartivento) hat man den besten Blick auf alle drei Seearme. Besonders schön ist es hier bei Sonnenuntergang, wenn das Licht golden über das Wasser fällt. Hier steht auch eine kleine Kapelle, ein schönes Fotomotiv.
Der kleine Fischerhafen Pescallo auf der Ostseite ist ideal für Wassersport. Ich habe mir dort ein Kajak gemietet und bin in kleine Buchten gepaddelt, die nur vom Wasser aus zugänglich sind. Stand-Up-Paddling bei Sonnenaufgang, wenn der See noch spiegelglatt ist, war definitiv auch eines meiner Highlights hier. Der Hafen ist auch Ausgangspunkt für Bootstouren zu den anderen Orten am See.

“Der kleine Strand bei San Giovanni, etwa zwei Kilometer südlich von Bellagio, liegt in einer ruhigen Bucht. Das Wasser ist kristallklar, man hat einen tollen Blick auf die Berge und meist sehr wenig andere Badegäste. Perfekt für ein ruhiges Picknick. Der Strand ist über einen kleinen Wanderweg vom Zentrum aus erreichbar.“
Das südöstliche Ufer
7
Lecco

Die 30 Kilometer von Como nach Lecco führen teilweise über die Autobahn – eine entspannte Abwechslung zu den kurvenreichen Uferstraßen. Lecco ist deutlich weniger touristisch als andere Orte am See, hat aber seinen eigenen Charme. Die Stadt mit etwa 48.000 EinwohnerInnen ist das wirtschaftliche Zentrum des östlichen Seeufers und hat dadurch eine authentische, lebendige Atmosphäre.
Was Lecco besonders macht: Es ist eine echte italienische Stadt, nicht nur ein Touristenort. Hier leben und arbeiten die EinwohnerInnen, gehen einkaufen, treffen sich in Bars. Das merkt man sofort an der Atmosphäre. Die Preise sind günstiger, die Restaurants authentischer und die Menschen entspannter.
Die Stadt ist eng verbunden mit Alessandro Manzonis Roman "I Promessi Sposi", einem der wichtigsten Werke der italienischen Literatur. Manzoni wurde hier geboren und hat seine berühmte Liebesgeschichte in der Umgebung von Lecco angesiedelt. Das Manzoni-Museum ist interessant und gibt gute Einblicke in das Leben des Autors und das 19. Jahrhundert in der Lombardei. Besonders faszinierend sind die Originalmanuskripte und die Darstellung der damaligen Gesellschaft.
Die Uferpromenade von Lecco ist etwa drei Kilometer lang und ideal für Spaziergänge. Von hier hat man einen fantastischen Blick auf die Grigne-Berge, die steil aus dem See aufragen. Diese Berge werden auch "Dolomiten der Lombardei" genannt wegen ihrer spektakulären Felswände.
Sport-Tipp: Lecco ist der beste Platz für Wind- und Kitesurfen am ganzen See. Durch die besondere Lage entsteht hier regelmäßig perfekter Wind. Ich habe eine Kitesurfstunde genommen und war begeistert – der Blick auf die Berge beim Surfen ist unglaublich. Es gibt mehrere Surfschulen am Ufer, die Ausrüstung und Unterricht anbieten. Auch für Windsurfen ist Lecco ideal.
8
Monte Barro Regionalpark

Acht Kilometer von Lecco entfernt liegt der Monte Barro Regionalpark. Die Wanderwege sind gut markiert und es gibt Routen für jedes Level. Ich habe den mittelschweren Weg zum Gipfel genommen und wurde mit einem fantastischen Ausblick auf den See belohnt.
Das archäologische Museum im Park war eine schöne Überraschung. Die römischen Funde zeigen, dass die Gegend bereits vor 2.000 Jahren besiedelt war. Besonders interessant sind die Überreste einer römischen Siedlung auf dem Berggipfel.
Die Bergwelt am Comer See
9
Brunate

Die 40 Kilometer lange Rundfahrt durch die Berge war eines meiner Highlights. Die sechs Kilometer von Como nach Brunate sind kurvenreich, aber machbar. Brunate wird "Balkon der Alpen" genannt und der Name passt, denn der Blick auf Como und den südlichen See ist wirklich toll.
Das kleine Bergdorf liegt auf 715 Metern Höhe und ist seit 1894 durch eine Standseilbahn mit Como verbunden. Diese Funiculare ist übrigens eine der steilsten Europas und überwindet auf 1.084 Metern Länge einen Höhenunterschied von 496 Metern. Die Fahrt dauert sieben Minuten und bietet spektakuläre Ausblicke. Was mir in Brunate besonders gefallen hat: Die Ruhe. Während unten am See der Tourismus tobt, ist hier oben alles entspannt und friedlich. Die Luft ist klar, man hört Vogelgezwitscher und das Rauschen des Windes in den Bäumen. Viele Villen aus dem 19. Jahrhundert zeugen davon, dass Brunate schon damals ein beliebter Sommerfrische-Ort war.
Der 30-minütige Spaziergang zum Leuchtturm Faro Voltiano führt durch schöne Pinienwälder und bietet immer wieder neue Ausblicke. Der Leuchtturm wurde 1927 zu Ehren Alessandro Voltas gebaut und ist ein guter Aussichtspunkt. Volta wurde übrigens in Como geboren und hat hier viele seiner berühmten Experimente mit Elektrizität durchgeführt.
Von Brunate führen auch mehrere Wanderwege in die umliegenden Berge. Ich bin zum Monte Boletto gelaufen – ein etwa zweistündiger Aufstieg, der mit einem 360-Grad-Panorama belohnt wird.
Von Brunate führen viele Mountainbike-Strecken durch die Berge. Ich habe mir an einem Tag ein E-Bike gemietet und die "Spina Verde" erkundet – einen Höhenrücken mit tollen Ausblicken. Die Strecken sind gut markiert und es gibt Routen für verschiedene Schwierigkeitsgrade. Besonders schön ist die Tour zur Baita Boletto, einer traditionellen Almhütte, wo man echte lombardische Küche bekommt.
10
Monte San Primo

Nach weiteren 25 Kilometern durch kleine Bergdörfer erreicht man den Monte San Primo, mit 1.682 Metern der höchste Berg der Halbinsel zwischen den südlichen Seearmen. Die Fahrt durch Dörfer wie Canzo und Asso zeigt das echte Leben in den lombardischen Alpen. Hier wird noch traditionelle Landwirtschaft betrieben, man sieht Kühe auf den Weiden und kleine Bauernhöfe.
Canzo ist besonders interessant – ein typisches Bergdorf, das früher vom Bergbau lebte. Heute ist es ein beliebter Ausgangspunkt für Wanderungen. Die Kirche San Teodoro stammt aus dem 12. Jahrhundert und hat schöne romanische Elemente.
Der Monte San Primo selbst ist ein Paradies für Wander- und NaturliebhaberInnen. Im Winter betreibt hier ein kleiner Skiclub ein paar Lifte – nichts Spektakuläres, aber ideal für Familien. Im Sommer gibt es unzählige Wandermöglichkeiten für alle Schwierigkeitsgrade. Ich habe die anspruchsvolle 3-Stunden-Tour zum Gipfel gemacht und wurde mit einem 360-Grad-Blick belohnt – von den Viertausendern bis zur Poebene. Bei klarem Wetter sieht man sogar Mailand! Der Aufstieg führt zunächst durch Buchenwälder, dann durch alpine Wiesen und schließlich über felsiges Gelände zum Gipfel. Die Vielfalt der Landschaft hier „oben“ hat mir am meisten gefallen. Innerhalb weniger Höhenmeter wechselt die Vegetation komplett. Unten mediterrane Pflanzen, in der Mitte Laubwald und oben alpine Flora. Im Frühling blühen überall Alpenrosen und Enzian. Auf dem Gipfel steht ein kleines Kreuz und eine Schutzhütte, wo man bei schlechtem Wetter Schutz finden kann. Die Hütte ist allerdings meist geschlossen, also bringt genug zu trinken mit. Der Abstieg kann über einen anderen Weg erfolgen, so dass man eine schöne Rundwanderung machen kann.

“Statt direkt zum Monte San Primo zu fahren, habe ich in Palanzo angehalten. Von dort führt die "Via dei Cangitt", ein alter Maultierpfad, durch Kastanienwälder zum Aussichtspunkt Colma di Sormano. Die einstündige Wanderung ist entspannt und bietet einen der besten Ausblicke auf den See – und ist kaum bekannt. Der Pfad wurde früher von Schmugglern benutzt, die Waren zwischen Italien und der Schweiz transportierten.“
Mein Fazit
Nach mehreren Wochen am Comer See kann ich sagen: Diese Region ist wirklich etwas Besonderes. Die Mischung aus Natur, Kultur und gutem Essen macht jeden Tag interessant. Ob Du gerne wanderst, Dich für Geschichte interessiert oder einfach entspannen willst – hier findet jeder etwas.
Mein wichtigster Tipp: Nimm Dir Zeit. Der See hat so viel zu bieten, dass es schade wäre, alles schnell abzuhaken. Jeder Ort hat seine eigene Geschichte und seinen eigenen Charakter. Und wer weiß, vielleicht geht es Dir wie mir und aus einem geplanten Wochenende werden mehrere unvergessliche Trips. Die beste Art, den Comer See zu entdecken, ist mit offenen Augen und ohne Stress. Lass Dich überraschen von den kleinen Entdeckungen abseits der Hauptattraktionen. Die schönsten Momente hatte ich oft dort, wo ich sie am wenigsten erwartet habe.
Viel Spaß am Comer See!