Reisetippbewertung Marktplatz
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Alter: 66-70
Reisezeit: im November 14
Weiterempfehlung: Ja
Ø dieser Bewertung: 6.0
Die gute Stube von Hildesheim
Um mir in Ruhe den Marktplatz anzuschauen zu können, habe ich ihn schon früh an einem Sonntagmorgen aufgesucht. Herrlich war es, ohne die Touristenströme fotografieren zu können und die Fassaden der original wiederhergestellten Häuser rund um den achteckigen Marktbrunnen anzuschauen.
Denn bis auf das Rathaus sind alle anderen mittelalterlichen Bauten ein Opfer der Bombennächte im Zweiten Weltkrieg geworden. Rund 80 Prozent der Innenstadtgebäude, zum Großteil Fachwerkgebäude, wurden am 22. März 1945 zerstört. Nachdem die Kirchen erneuert worden waren, wurde auch der Marktplatz in den 60er Jahren in Angriff genommen. Man wollte ihn städtischer und größer anlegen, ein großes Hotel und ein Parkplatz mussten her. Der Marktplatz wurde keine städtebauliche Meisterleistung. Die nackten Betonbauten und der klotzige Bau des Hotel „Rose“ waren keine Zierde für die Stadt Hildesheim.
Wie immer bei solchen Gelegenheiten formierte sich 1970 eine Hildesheimer Bürgerinitiative zum Wiederaufbau des Knochenhaueramtshauses und die Rückführung des Platzes auf seine ursprüngliche Größe. Mit einer knappen Mehrheit von einer Stimme votierte auch der Stadtrat für die neuen Pläne.
So erlebte ich nun einen von schmucken Gebäuden umsäumten Platz, der nicht nur für die Bewohner der Mittelpunkt des Hildesheimer Lebens bedeutet. Das gesamte Platzensemble hat nun ein Aussehen, das in Deutschland seinesgleichen sucht.
Man sollte sich beim Betrachten viel Zeit nehmen, denn jedes Bauwerk und jede Fassade ist sehenswert und hat eine eigene Geschichte.
An der Ostseite steht das Rathaus mit seinen Arkaden aus dem 13. Jahrhundert. Die ganze Westseite wird durch die historischen Giebel (Stadtschänke, Rokokohaus, Wollenweber-Gildehaus) gebildet. Hinter diesen Fassaden verbirgt sich ein modernes Vier-Sterne-Hotel.
Auf der Westseite ist im sogenannten Tempelhaus mit dem Renaissance-Erker die Hildesheimer Touristinformation ansässig. Anschließend belegt die Hildesheimer Stadtsparkasse hinter dem prächtigen äußeren Erscheinungsbild von Wedekind-, Lüntzel- und Rolandhaus die gesamte Südseite.
Auf der Nordseite spiegelt sich die Tradition der mittelalterlichen Gilden und Zünfte wieder. Highlight der Rekonstruktion der historischen Fassaden sind das Bäckeramtshaus und das Knochenhaueramtshaus.
Das Zunftgebäude der Fleischer (Knochenhauer) ist mit seinem Giebel wohl das höchste und schönste Fachwerkhaus Deutschlands. Mit einer Dachkonstruktion über fünf Etagen kragt das oberste Geschoss um 2,50 m über das Erdgeschoss aus. In den beiden ersten Etagen und im Keller ist in gemütlichen Räumen mit viel Holz das Restaurant Amtshaus Stuben untergebracht, während man sich in den oberen Etagen im Stadt Museum über die Frühgeschichte der Stadt Hildesheim informieren kann.
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