Reisetippbewertung Mittelalterliches Spectaculum
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Alter: 56-60
Reisezeit: im Mai 08
Weiterempfehlung: Ja
Ø dieser Bewertung: 6.0
Das Mittelalterliche Spectaculum am Mittelrhein
Jedes zweite Jahr verwandelt sich über das Pfingstwochenende die schöne und alte Stadt Oberwesel und lässt das Mittelalter lebendig werden. Auf dem mit Stroh bedeckten Kopfsteinpflaster wandeln, spielen oder arbeiten fast (oder inzwischen über) tausend in mittelalterliche Gewänder gekleidete Bürger, Ritter, Spielleut, Gaukler, Künstler und Handwerker aller Art: Bäcker, Besenbinder, Drechsler, Färber, Küfer, Lehmbauer, Schnapsbrenner, Steinmetze, Stellmacher, Töpfer, Wagner, Weber, Weinschröter bis zum Zeitler (Imker) und Zimmerleuten. Mit erstaunlichem handwerklichen Können und Geschick werden von teilweise über 80-jährigen „Senioren“ Gebrauchsgegenstände aus Leinen, Holz, Reisig oder Ton gefertigt, Fachwerke errichtet oder aus rohem Stein kunstvolle Ornamente gemeißelt.
Dabei zählt das kleine Städtchen über kaum mehr als 3. 000 Einwohner. Allerdings verfügt es über einen bemerkenswerten „Verein zur Erhaltung mittelalterlichen Brauchtums in Oberwesel“, dessen 150 Mitglieder um den 9-köpfigen Vorstand sich bei jedem Spectaculum wieder übertreffen eine in jeder Hinsicht professionell organisierte Veranstaltung ins Leben rufen.
Fast alle halbe Stunde findet auf einem der fünf Plätze ein Künstlerauftritt statt: von der „Jonglage“, „Gaukeley“, „Hexerey“ und „Narretey“ bis zur Artistik, Tanz, Zauberei und natürlich Ritterkämpfen professioneller Kaskadeure. Mehrere wirklich gute Gesangs- und Musikgruppen sorgen für den passenden musikalischen Rahmen. Die absoluten Highlights sind für mich die Auftritte von „Tandaradei“ mit der perfekten Beherrschung mittelalterlicher Musikinstrumente und natürlich der jedes Mal spektakuläre Auftritt von „Furunkulus“ mit ihrer im wahrsten Sinne des Wortes „Brachialen Musik“. Wenn diese inzwischen sehr bekannten Gruppen auftreten (je drei Mal täglich), wird es eng, denn sie haben eine begeisterte Fan-Gemeinde.
Mit dem Eintritt von 10,- Euro erhält der Besucher neben einen übersichtlich gestalteten Programm- und Lageplan einen Tonbecher zur persönlichen Nutzung. Denn es gibt weder Plastikbecher, Flaschen, Gläser, Dosen oder andere neuzeitliche Utensilien, dafür Speisen im Brotteig oder Lebkuchen in kleinen Leinentüchern als Servietten.
Seit 24 Jahren gibt es das Spectaculum und die wohl größte und professionellste Veranstaltung ihrer Art wird jedes Mal spektakulärer. Für mich ist diese Veranstaltung jedes Mal Anlass, einmal mehr ins romantische obere Mittelrheintal zu fahren. Angenehm sind die gute Verkehrsanbindungen, die vielen Parkplätze und die sorgfältige Organisation. Vor allem beeindruckt die spürbare Begeisterung der agierenden Stadtbewohner in der historischen Stadtkulisse.
Die nächste Veranstaltung findet (leider) erst Pfingsten 2010 statt; Oberwesel kann aber jederzeit besichtigt werden.
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