Schaurig schön
Lost Places – verlassene Orte in Deutschland
Du liebst das Abenteuer? Dann warten überall in Deutschland sogenannte Lost Places darauf, von Dir erkundet zu werden. Diese verlassenen Orte befinden sich manchmal mitten in der Stadt, manchmal mitten im Wald. Egal wo – es kann dort gruselig und mysteriös, aber auch geschichtsträchtig und lehrreich werden. Den Reiz des Morbiden und Verfallenen erlebst Du am besten mit ein bisschen Vorbereitung. Zieh festes Schuhwerk an, vergiss nicht, eine Taschenlampe mitzunehmen – und vor allem erkundige Dich vorher, wem das Gelände gehört und ob beziehungsweise wo Du gegebenenfalls eine Genehmigung einholen musst. Dann kann es losgehen.
Verbotene Stadt – Wünsdorf/Brandenburg
Willkommen in der Geisterstadt
Umgeben von hohen Bäumen, erwartet Dich am Ort Wünsdorf ein regelrechtes Geisterdorf – mit einer Schwimmbadruine, verfallenen Geschäften, einer verlassenen Schule und einem ehemaligen Kindergarten. Während der Weltkriege diente das Gelände als Militärstützpunkt und Gefangenenlager. Zur DDR-Zeit war die Siedlung in russischer Hand – der Zutritt war DDR-BürgerInnen strengstens untersagt. Heute entdeckst Du die versteckten Bunker und Ruinen sowie Zeugnisse der militärischen Geschichte im Rahmen einer Spezialführung. Du kannst dabei einiges über die Geschichte Deutschlands lernen und die besondere Atmosphäre dieses Lost Place hautnah aufnehmen.
Grand Hotel Waldlust – Freudenstadt/Baden-Württemberg
Verlassener Favorit der Reichen und Schönen
Vor langer Zeit gaben sich hier Filmstars, Adelige und vermögende Gäste aus dem Ausland ein Stelldichein. Wo sich damals manch illustre Runde mit den Freuden des Luxus umgab, herrscht heute ein düsteres Flair – und es wird gemunkelt, der Geist der damaligen Hausherrin Adele B. gehe noch in der Villa um. Mit ihrem gewaltsamen, mysteriösen Tod ging die grandiose Ära des Hauses zu Ende. Im Zweiten Weltkrieg war hier ein Lazarett untergebracht – und seit 2005 steht das denkmalgeschützte Gemäuer von 1902 zum Verkauf. Solange sich niemand traut , es zu kaufen, bleibt es für FotografInnen und FilmemacherInnen ein beliebtes Ziel in Süddeutschland. Lass Dir dieses Kleinod nicht entgehen.
Schloss Dwasieden – Rügen/Mecklenburg-Vorpommern
Malerische Schlossruine im Wald
Nur wenige Jahrzehnte lang erstrahlte das Schloss Dwasieden auf Rügen in seiner ganzen neoklassizistischen Pracht. Erbaut wurde es 1877 und gesprengt 1948. Nur der Marstall blieb übrig und steht heute noch gut zu erkennen im Gelände. Heute finden sich im Wald bei Sassnitz BesucherInnen ein, die auf dem 100 Hektar großen, verwunschenen Gelände der Historie des Ortes nachspüren. Er wurde nach dem Tod des Hausherrn im Jahr 1903 nicht mehr bewohnt und nur zeitweise als Militärgelände genutzt. Im Innern sind Prunk und Pracht noch spürbar. Säulengänge, Ställe und Kellergewölbe sind eine faszinierende Kulisse für eine Zeitreise, die Dir noch lange im Gedächtnis bleiben wird.
Porzellanfabrik – Arzberg/Bayern
Das untergegangene Familienimperium
Als im Jahr 1927 die Porzellanfabrik Kahla aus Thüringen die bis dato als Familienunternehmen geleitete Manufaktur Arzberg kaufte, nahm das Schicksal des Produktionsstandorts in Oberfranken seinen Lauf. Vor 24 Jahren war endgültig Schluss. Seither liegt die alte Porzellanfabrik verlassen da – und doch scheinen einige Räume nahezu unberührt. Buche eine Tour und bestaune die Zeugnisse renommierten Porzellanhandwerks. Riesige Regale, in denen noch die Rohlinge auf Weiterverarbeitung warten, Arbeitskleidung und geöffnete Geschäftsbücher – fast scheint es, als sei der Ort überstürzt zurückgelassen worden. Da kann die Fantasie schon mal mit Dir durchgehen.
Beelitz-Heilstätten – Beelitz/Brandenburg
Wo Mord und Totschlag zu Hause waren
In der ehemaligen Lungenheilstätte mit über 60 Gebäuden und 200 Hektar Fläche wurde einst Tuberkulose behandelt, später diente sie als Lazarett und Sanatorium für Soldaten. Der Tod war also stets hier zu Hause – auch nach der Schließung. 1991 tötete ein Serienmörder auf dem Gelände mehrere Menschen. 1994 erfolgte die Stilllegung – und der Verfall begann. Doch der Tod blieb: 2008 fand in den Ruinen ein weiterer Mord statt. Ein Wachmann munkelt von paranormalen Vorgängen. Dieser Lost Place im Osten Deutschlands ist also nichts für schwache Nerven. Überlege Dir gut, ob Du Dir die OP-Säle dieses gruseligen Ortes anschauen möchtest.
Deutschland mit dem Mietwagen erleben
Spreepark – Berlin-Plänterwald/Berlin
Gruselromantik auf dem Rummelplatz
Auch die Hauptstadt Deutschlands hat spektakuläre Lost Places vorzuweisen, darunter den Spreepark, einen 1969 eröffneten Vergnügungspark aus DDR-Zeiten. Anfang des Jahrtausends wurde der Park wegen Insolvenz geschlossen und 2014 fielen viele der stillgelegten Fahrgeschäfte einem verheerenden Feuer zum Opfer. Einige sind aber bis heute recht gut erhalten. Achterbahnruinen, moosbewachsene Buden und ein verfallenes Riesenrad erinnern an vergangene Zeiten, als sich hier zahllose Menschen vergnügten. Es braucht etwas Vorstellungsvermögen, um sich dieses Szenario zu vergegenwärtigen, denn inzwischen wachsen überall Pflanzen zwischen den Überbleibseln von damals.
Continental-Werk – Hannover/Niedersachsen
Zwischen Gummireifen und Graffiti
Diese gigantische Fabrik mit hohem Turm diente ungefähr 100 Jahre zur Gummiherstellung. Ab 2000 passierte auf dem Gelände nichts mehr – zumindest nichts, was mit Produktion zu tun hatte. Für die Besichtigung brauchst Du eine Genehmigung. Der Aufwand lohnt sich allerdings. Die mit Graffiti besprühten Mauern, riesige Säulenhallen und Schuttberge im Innenhof machen aus der alten Fabrik eine Landmarke der Industriekultur. Wenn Du diese fantastische Szenerie erkundest, bewege Dich mit Vorsicht, denn alles bröselt und bröckelt hier.
Haus Fühlingen – Köln/Nordrhein-Westfalen
Das Horrorhaus des toten Richters
Auch tief im Westen Deutschlands wartet so mancher Lost Place auf Dich. Wenn Du kein Angsthase bist, besuche unbedingt diesen unheimlichen Ort in Köln: Das Haus Fühlingen ist eine richtige Schauervilla, um die sich jede Menge gruselige Anekdoten von blutrünstigen Gräueltaten und mysteriösen Selbstmorden ranken. Angeblich hat sich hier ein NS-Richter erhängt – seit dem Tod seiner Witwe steht das Horrorhaus leer. Aber so ganz verlassen ist es vielleicht nicht – soll doch der Richter noch immer im Gebäude umherspuken. Vielleicht liegt es daran, wenn Du beim Besuch ein mulmiges Gefühl bekommst.
Erlebnisbad Basso – Bad Schmiedeberg/Sachsen-Anhalt
Leere Becken – volle Speicherkarten
Vor allem Fotografie-Begeisterte zieht es in die verlassene Badeanstalt, die 2009 geschlossen wurde, weil sie mit der Konkurrenz nicht mehr mithalten konnte. Wenn Du auf morbiden Charme stehst, ist dieser Lost Place ein Muss. Marode Sprungbretter, kaputte Fliesen und einsame Rutschen unter einer beeindruckenden Kuppel bilden hier eine schaurig-schöne Kulisse für eine Fotostory der unheimlichen Art. Also schnapp Dir Deine Kamera oder Dein Smartphone und mach Dich auf den Weg nach Bad Schmiedeberg.