Die heftigste Kritik an den europäischen Flugsicherheitsbehörden kommt heute Sonntagmorgen aus Berlin: Der Chef der inzwischen zweitgrössten deutschen Fluggesellschaft Air Berlin, Joachim Hundold, macht den Behörden in «Bild am Sonntag» Vorwürfe. Der Luftraum sei lediglich aufgrund einer Computersimulation aus London geschlossen worden, so Hunold. «Es ist in Deutschland noch nicht mal ein Wetterballon aufgestiegen, um zu messen, ob und wie viel Vulkanasche sich in der Luft befindet.» Auch in der Schweiz konnte die Konzentration der Asche bislang nicht gemessen werden, wie das Bazl am Samstag sagte.
Am Samstag war bereits scharfe Kritik aus Österreich am europäischen Flugverbot laut geworden: Airline-Chef Niki Lauda und die Führung der Austrian Airlines kritisierten die Sperrung des Luftraums. «Flyniki» und AUA bezweifeln, dass die Vulkanasche-Wolke aus Island derzeit noch eine Gefahr für den Flugverkehr in Österreich darstellt. «Die Partikel sind nach Rücksprache mit meinem Triebwerkserzeuger mittlerweile kein Problem mehr», sagte Niki Lauda auf einer gemeinsamen Pressekonferenz mit den AUA-Vorständen Peter Malanik und Andreas Bierwirth in Wien. «Meiner Meinung nach könnte man schon lange fliegen.»
Keine Schäden nach Testflügen
Diese Aussage stützen auch die Grössten Europas: Lufthansa und KLM melden heute Sonntag, sie hätten nach Testflügen ohne Passagiere keinerlei Schäden an ihren Flugzeugen feststellen können. Die Lufthansa flog zehn Maschinen ohne Passagiere von München nach Frankfurt und testete dabei Höhen bis 8000 Meter. Dabei wurden dem Konzern zufolge weder die Cockpit-Fenster noch der Rumpf oder die Triebwerke beschädigt. KLM konnte während und nach einem Flug auf bis zu 13'000 Metern Höhe ebenfalls nichts Ungewöhnliches ausmachen. Falls weitere Untersuchungen dieses Ergebnis bestätigen, will KLM am Sonntag sieben Flugzeuge von Düsseldorf nach Amsterdam überführen.
Die Testflüge wurden auf Anfrage der Europäischen Union durchgeführt worden. Auch in Frankreich und Belgien fanden demnach Testflüge statt. Damit solle festgestellt werden, ob die Beschränkungen im Flugverkehr wegen der Vulkan-Aschewolke gelockert werden können.
Lufthansa-Sprecher Klaus Walther fordert in «Bild am Sonntag», dass in Zukunft vor einem Flugverbot verlässliche Messungen bestehen müssen: «Durch das Flugverbot, das ausschließlich auf Computerberechnungen beruht, entsteht ein volkswirtschaftlicher Schaden in Milliardenhöhe.»
Durch die Schließung des fast kompletten nord- und mitteleuropäischen Luftraums sind Samstag rund 17 000 der geplanten 22 000 Flüge in Europa ausgefallen.
(basler zeitung 7.50 Uhr)
HOFFENTLICH EIN GUTES ZEICHEN?!:-)