Guten Morgen liebe Reiselady, liebe Marity und liebe Miezekatze,
@'Reiselady' sagte:
Hallo Hefe,
schön, dass du die Frage beantwortet hast und weißt, was "Armesünderfett" ist. Wenn du dich allerdings selbst damit meinst, dürftest du ein Problem haben, hier noch Antwort geben zu können.
Was verbirgt sich denn nun unter diesem Begriff genau?
LG, Reiselady
Da ich mit absoluter Sicherheit Deine Frage richtig beantwortet habe – aber ich nicht der selbstbeantwortende "Anti-Fette" bin – möchte ich zu Deiner anstehenden Frage folgendes auslegen:
Die "Unehrbaren" waren die sozialen Randgruppen des Spätmittelalters – das sogenannte "Unehrbare Handwerk". Die Existenz der "Unehrlichen" Berufe zählt zu den Besonderheiten der mittelalterlichen Ständegesellschaften und ist bis heute noch nicht genau erforscht. Von den anderen Bewohnern der mittelalterlichen Städten geächtet und gemieden, aber dennoch unentbehrlich für das tägliche (Über-) Leben, führten diese Berufsgruppen ein Leben in der Grauzone.
Und dennoch: So sehr man sie auch verachtete, um so mehr schätzte man ihre magisch sakralen Kräfte, die der Volksmund ihnen anhängte.
So groß wie zum Beispiel die Geringschätzung auch vor dem Scharfrichter – dem "unehrbaren Henker" – und seiner Familie war, so gering wurde sie, wenn man den Scharfrichter in aller Heimlichkeit als Arzt in Anspruch nahm. Es gab für die einfachen Leute niemanden, der so gut über die menschliche Anatomie bescheid wusste, wie der Scharfrichter. Aber es war auch der Aberglaube, auf dem die Heilkraft des Scharfrichters beruhte. Schließlich konnte er Dinge beschaffen, die anderen nicht zugänglich waren und denen man heilende Wirkung zuschrieb. Zum Beispiel Galgenholz, Galgenstricke und Gliedmaßen. Blut von Hingerichteten sollte gegen Epilepsie helfen. Abgehackte Finger von Verbrechern förderten, in den Futtertrog gelegt, das Wachstum der Tiere.
Die Scharfrichterfrauen, denen der Volksmund magische Kräfte zuschrieben, führten meist gut gehende Arztpraxen und Apotheken. Frisch abgeschlagenen Diebsdaumen, Schädelmoos, Armesünderfett, Tränke, Salben, Amulette und vieles mehr, wurden im Mittelalter für teueres Geld an die Kundschaft verkauft.
Das sogenannte "Arme-Sünder-Fett", also das aus den Leichen gewonnene Fett, wurde zu Salben gemacht und spielte in der Volksmedizin bis in das 19. Jahrhundert eine beachtliche Rolle.
Schönes Wochenende
Hefe