Liebe Leute,
wie alle Jahre, so erfolgt auch in diesem Jahr eine Reise in das Land meiner Mütter und Väter, wobei ein weiterer (persönlicher) Rekord effizienten Treibstoffeinsatzes besonders hervorzuheben ist.
Die Mitfahrzentrale hält auch diesmal wieder 3 wagemutige Mit- und Beifahrer bereit, die mich auf meiner Überfahrt vom schönen Berlin in den Süden begleiten.
Ausgerückt mit ausreichend Bordverpflegung für die kommenden beiden Tage, u.a. eine Ansammlung von Trinkpäckchen , wollenen Decken und internationalem Kartenmaterial, sowie meinem Drehzahlbegrenzer - ein lustiges Taschenbuch flugs unter das Gaspedal geklemmt verhindert unnötigen Temporausch - und schon kann die Reise beginnen.
Ein bunter Mix aus günstigen Benzinsorten der Saison bringt das kleine Fahrzeug und seine frierenden Insassen (nur der vom sparsamen Motor vorgewärmte Fahrtwind vermag Linderung zu schaffen) auf der ehemaligen Transitstrecke in Fahrt. Ein paar herumgereichte Trinkpäckchen mit selbstgebranntem Birnenschnaps helfen, die Körperwärme ein wenig weiter nach oben zu treiben.
Heute am 26. Dezember 2007 sind verdammt wenig LKW´s auf den bundesdeutschen Pisten unterwegs. Nur ein paar Viehtransporter laden mein unscheinbares Fahrzeug zur Reisekosten schonenden Ausnutzung von Windschatten ein. Flugs dahinter geklemmt, gewährt der Sog des vorausfahrenden Trucks eine Entlastung des gepeinigten Gaspedales um ca. einen Zentimeter.
Schon nach wenigen Kilometern übernehmen die Geruchskomponenten "Kuh, Dung, Stall und Diesel" die Vorherrschaft über die gering bemaßte Fahrgastzelle. In den Gesichtern meiner Mitfahrer spiegelt sich Ekel gepaart mit Atemnot, bereitwillig folgen sie meiner Anweisung die Augen zu schließen, flach zu atmen und positiv zu denken.
Nach ca. 2 Std. Autofahrt folgt Teilentschärfung, die Gelegenheit ist günstig sich einem leeren Geflügeltransporter an die Fersen zu heften.
Der Motor summt wie ein Nähmaschinchen, die Mit- und Beifahrer verhalten sich ruhig und nach weiteren ca. 3 Stunden beschaulicher Fahrt ist es so weit, der Rasthof Frankenwald lädt zum Verweilen auf markierten Parkflächen ein. Während meine Mit- und Beifahrer es vorziehen ihre Not (Blase, Kälte, Geruch) im schönen Brückenrestaurant zu lindern, verbietet es sich mir von Natur aus das vorsorglich mit 2€ angefütterte Reisesparschwein für den Erwerb von Speis und Trank zu erleichtern.
Als gewissenhafter Preuße markiere ich die schöne Fränkische Landschaft ordentlich mit Blaseninhalt, bewege mich ca. 10 Minuten kräftig und stimme mich gedanklich auf die anschließend folgende Nahrungsaufnahme ein. Ein wenig mühselig ist es schon, den leicht angefrorenen und vertupperten Weihnachtsbraten meiner lieben Verwandtschaft erst weichzulutschen, um ihn dann mit Genuß zu verspeisen!
Nur widerwillig lassen sich meine drei Mit- und Beifahrer von der Fortsetzung der anstrengenden Überfahrt überzeugen, mit blassen Gesichtern und leeren Blicken zwängen sie sich in die gering bemaßte Fahrgastzelle.
Die Landschaft wird nun merklich hügeliger, und die durchschnittliche Reisegeschwindigkeit verringert sich von ca. 90km/h auf ca. 70km/h. Nicht schlimm, können wir doch links und rechts abseits der Strecke die schöne, leicht verschneite Natur genießen, während am vorderen Ende der kleinen Kolonne ein schwerer Dieselmotor schnaufend seinen Dienst verrichtet.
Einmal noch wird es beschwerlich, beschlagen doch bei dem einsetzenden Schneetreiben die Scheiben nur all zu gerne. Da müssen die Insassen noch mal mit anpacken, die geschwind im Fahrgastraum verteilten Zewas helfen die Übersicht nach außen hin zu wahren.
Nach nur ca. 4 weiteren Stunden interessanter Fahrt endet die Reise für meine Mit- und Beifahrer im schönen Würzburg. Gut nur, daß ich mir die Vergütung meiner Bemühungen von jedem Einzelnen vor Antritt der Fahrt entrichten lasse, sind sie doch mit Erreichen der Zielgeraden meist sehr ungehalten. Das stört mich nicht weiter, habe ich doch immer noch ein paar Cent für mein Reisesparschwein übrig und setze die wilde Fahrt frohen Herzens fort.
Sie lassen sich dann auch nicht für eine Teilnahme an der Rückreise erwärmen, so daß ich mir der Reisekosten wegen etwas einfallen lassen muß. Aber dazu mehr an einem anderen Ort und zu einem späteren Zeitpunkt!
Viele Grüße vom Sparfuchs