Das Thema "Pflege" ist komplex und vielschichtig!
Schaut man sich mal die gesetzlichen Vorgaben an, welche Qualitätskriterien mit den jetzigen Ressourcen erreicht werden sollten, ergibt sich schon ein Widerspruch. Auf der einen Seite gibt es "Messungen", wie lange z.B. die Zahnpflege dauert (und dauern darf) und das wird auch nur bezahlt. Auf der anderen Seite soll individuell und aktivierend gepflegt werden. Das lässt sich nicht in einen festgelegten Minutentakt packen!
In dem "neuen" (eigentlich ist es ein alter) Pflegeskandal wird erwähnt, dass z.B. jeder 3. Pflegebürftige nicht ausreichend zu trinken bekommt, nicht häufig genug gelagert wird und deshalb einen Dekubitus entwickelt. Wer schon mal eine Person mit Demenz und/oder Schluckstörungen versorgt hat, weiß wie lange es dauert dieser Person ausreichend Flüssigkeit zu verabreichen. Die Zeitvorgaben reichen in diesen Fällen einfach nicht aus - werden folglich nicht bezahlt! Alte Menschen haben ein verändertes Durstempfinden, deshalb trinken sie aus eigenem Antrieb zu wenig - nur zur Erklärung.
Das Thema "Dekubitus" ist ebenso kritisch zu betrachten. Wer sich ein wenig mit der Thematik auskennt, weiß, dass sich ein Dekubitus innerhalb von 2 Stunden entwickeln kann. Außerdem gibt es eine Vielzahl von Risikofaktoren, die eine Entstehung begünstigen. Da ist es nur mit Lagern nicht getan!
Ich habe größte Hochachtung vor den Menschen, die in diesem Bereich arbeiten. Die Arbeit ist schwer und wirklich schlecht bezahlt. Besonders bitter finde ich die Vorstellung, dass diese Personen womöglich bis 67 Jahre in einem Pflegeheim arbeiten sollen - da ist der Übergang von der Erwerbstätigkeit zum "Insassen" (ist ironisch gemeint) ja schon fließend!
Ohne die dort Tätigen beileidigen zu wollen - in der Altenpflege wird mit vielen Hilfskräften gearbeitet, die (aus meiner Sicht) nicht aussreichend ausgebildet sind. Aber gut ausgebildete Pflegekräfte will/kann die Gesellschaft ja auch nicht bezahlen. Daher sind Pflegefehler vorprogrammiert. Will man eine bessere Pflege, muss sie auch finanziert werden.
Meine Eltern sind jetzt Mitte 70. Mit größter Wahrscheinlichkeit werden sie irgendwann pflegebedürtig. Sie waren beide Arbeiter und haben folglich keine große Rente. Das einzige "Vermögen" ist ein kleines Haus, dass bei Pflegebedürftigkeit wahrscheinlich verkauft werden muss, um die Pflege zu finanzieren. Wir könnten sie nicht pflegen, da wir von morgens bis abends arbeiten und sie außerdem fast 200 km von uns entfernt wohnen. Im Moment finanzieren wir für unsere beiden Töchter ein Studium. Da kann man nur hoffen, dass die Beiden mit ihrem Studium fertig sind, bevor ein Elternteil (ich spreche hier von meinen Eltern) pflegebedürtig wird. Der andere Elternteil wäre trotz Pflegeversicherung nicht in der Lage ein Heim in Stufe 2 oder 3 zu bezahlen und im eigenen Haus zu bleiben. Also, müssten wir es bezuschussen. Tja, nun wir sind auch schon nicht mehr die Jüngsten. Eigentlich müssten wir uns auch schon um die eigene Absicherung im Falle einer Pflegebedürftigkeit kümmern. Leider können wir unser Geld nur einmal ausgeben und einen Goldesel haben wir auch nicht! Dumm gelaufen! Manchmal denke ich: Hätten wir unser Leben in der "sozialen Hängematte" verbracht, bräuchten wir uns über diese Dinge keinen Kopf zu machen. Ich habe das so ausführlich beschrieben, weil das für mich auch ein Teil des "Pflegeskandals" ist.
Es gäbe noch recht viel zu sagen, aber das erspare ich Euch!
Gute Nacht und einen schönen Sonntag!
hip