-- Sosúa, 3. Oktober 2008 --
"Es gibt kein Übel, das nicht etwas Gutes mit sich bringt!" Sosúa-Gründer "Don Luis Hess" sinniert zu seinem 100. Geburtstag über sein Schicksal, dass ihn 1939 als einen der ersten Deutschen auf der Flucht vor den Nazis in die DomRep verschlug. Von einem Diktator in die Hände eines anderen. Als Hess am 25.06.1939 im Hafen von Puerto Plata an Land ging, regierte in Santo Domingo Diktator Rafa-el Trujillo, der den deutschen Juden - in der Absicht sein eigenes Volk "aufzuhellen" - Exil angeboten hatte. Puerto Plata war jedoch ein Kulturschock für mich", erinnert sich der heute 100-jährige, "...ich war mir sicher, dort nicht leben zu können. Die Kirche trug ein Wellblechdach, so etwas kannte ich nur von Pissoirs in Paris - aber es war meine einzigste Chance, dem damaligen Hitler-Deutschland zu entfliehen." Zusammen mit ein paar Dutzend Deutschen gründete er 1940 mit Geld und Hilfe jüdischer Experten aus New York eine Siedlungsgesellschaft, aus der das heutige Sosúa hervorging. Der Anfang war schwierig: Es gab nicht einmal Ansätze einer entwickelten Kultur - was folgte, waren Jahre harter Aufbauarbeit, um aus dem grünen Brachland eine Kolonie aufzubauen. Aber die "Vertreibung ins Paradies" hatte auch ihre Sonnenseiten. 1941 heiratete er eine dominikanische Schönheitskönigin. "Sie war das Glück meines Lebens", so Hess. Ge-meinsam bauten sie als Lehrkräfte die Schule "Cristobal Colón" auf, an der Hess 34 Jahre lang als Direktor tätig war. Heute ist "Don Luis" eine Institution in Sosúa. Kaum ein Einheimischer, der ihn nicht kennt und vor seinem Haus in der Pedro Clisante mit einem freundlichen "Hola" grüßt. Dass er jetzt 100 geworden ist, ist ihm kaum anzumerken. "In Deutsch-land wäre ich niemals so alt geworden“, ist sich der Senior sicher...
Politik/ Geschichte
aus DomRep Magazin