Gerade in den Wintermonaten bieten sich die Kanaren für einen Urlaub an, wenn man die Ruhe sucht. Maspalomas ist in dieser Zeit hauptsächlich von den älteren Herrschaften besucht, die dort den Winter verbringen. Aber auch von vielen, die nicht auf die Ferientermine angewiesen sind. Wie auch wir, denn vor drei Jahren entdeckten wir die schöne und vor allem ruhige Anlage des Sandy Golf. Das ganze Areal, auch außerhalb der Anlage, verströmt eine angenehme und erholsame Atmosphäre, bis – bis wir die Tendenzen des Vorjahres noch massiver wahrnahmen: Ab 12 Uhr ist es nämlich mit der Ruhe vorbei, denn zwei Flugzeuge mit Werbebanner kreuzen fast ununterbrochen bis ca. 18 Uhr an sieben Tagen über Maspalomas und das fällt natürlich in einem ruhigen Landstrich ganz besonders auf. So ist es denn nichts mit Lesen, Schlafen oder Dösen, weil permanente Motorengeräusche die friedvolle Atmosphäre zunichtemachen.

 Das Lärm aggressiv macht, ist bekannt und so konnte man auch in unserer Anlage so manchen Fluch hören. Erkundigungen haben ergeben, dass das Problem nicht neu ist, nur geht es keiner an. Ein Reiseleiter, dessen Arbeitgeber hier ungenannt sein soll, bestätigte, dass er in einem Monat ca. 20 Urlauber registrieren musste, die aufgrund der Lärmbelästigung nicht mehr buchen wollen. Auch im Tourismuszentrum kennt man das Problem. Dort sagte man mir klipp und klar, dass ein Verbot zwar einfach wäre und noch nicht mal einer politischen Direktive bedarf, aber noch kein Handlungsbedarf festgestellt wurde. Der kann auch nicht bestehen, weil es Veranstaltern und Hoteliers vollkommen egal ist. Erst wenn von dieser Seite eine Intervention erfolgen würde, bekäme man dieses Thema vom Tisch, bzw. die Flieger vom Himmel. Doch dafür sehen die Veranstalter keinen Grund, denn die Urlauber nehmen es als unabänderbar hin. Der bereits erwähnte Reiseleiter hat dann auch schon eine Anregung: Wenn der erste Urlauber wegen permanenter Fluggeräusche vor Gericht auf Urlaubsmängel klagen würde, käme die ganze Sache sehr schnell in Schwung. Denn beim Geld kriegt man sie alle.

 In Maspalomas klagen die kleinen Geschäftsinhaber zu Recht. Die Einkaufszentren sind entweder Plastikmülltempel oder Geisterzentren (Faro 2). Die interessanten Geschäfte können sich nicht halten, weil die Urlauber wegbleiben. Bungalows stehen zum Verkauf, die Immobilienpreise klettern abwärts. Die Weitsichtigen wissen, dass die Zeit des herkömmlichen Tourismus vorbei ist, denn die Generation, die jetzt das sichere Geld bringt, stirbt aus und die nachwachsende hat nicht mehr dasselbe Geld zur Verfügung. Die junge Generation achtet aber auch verstärkt auf Qualität und Lärm ist ein Kriterium, das ganz oben auf der Negativskala steht. Ich sprach mit jungen Familien, die mit Babies oder Kleinkindern anreisten und ganz besonders empfindlich auf den Fluglärm reagierten. Das sind die Kunden von morgen! Da kann die kanarische Regierung in diesem Jahr 54 Millionen Euro in die touristische Infrastruktur stecken und in Mogan einen Aussichtsturm und einen Steg bauen, das hat auf lange Sicht keinen Sinn. Wenn man die Dinge aufs Spiel setzt, mit denen man wirbt, bleiben die Gäste weg. Mit Ruhe und Beschaulichkeit werben viele Unternehmen. Lärm haben wir im Alltag genug. Wie schön unsere Anlage sein kann, um sich dort optimal erholen zu können, wissen wir auch. Deswegen hatten wir gebucht und leider nicht das bekommen, was wir erwartet und kennengelernt haben. Das sagten so auch einige und nicht wenige davon waren Stammgäste.

 Außerdem ist ernsthaft zu bezweifeln, dass abends mehr Gäste in die Disco Boney M gehen, wenn ihnen tagsüber ein Flugzeug mit einem Transparent um die Ohren fliegt. Jedenfalls nicht in einer Zeit, in der sich das discobegeisterte Publikum zahlenmäßig wohl eher in Grenzen hält.

 Zum Schluss noch ein nicht unwichtiger Gedanke: Während es in einem Großteil europäischer Feriengebiete mittlerweile verboten ist, diese Art von Werbung zu machen, haben viele andere freiwillig nachgezogen und ebenfalls die Flugzeuge als Werbeträger aus den Urlaubsgebieten verbannt. Auf Gran Canaria scheint das noch nicht angekommen zu sein. Lärm ist ja nicht nur ein vermeidbares Übel in diesem Fall, sondern auch eine ganz erhebliche Umweltbelastung. In Zeiten der Rohstoffknappheit und den Bemühungen um den Erhalt der Umwelt, sind zwei Flugzeuge, die Tag für Tag sechs Stunden sinn- und nutzlos durch die Landschaft fliegen, eine ökologische Ohrfeige für die Realität. Und auch hier hat sich bei der nachrückenden Touristengeneration ein ganz anderes Bewusstsein gebildet, dass sich auf ein Urlaubsgebiet ganz sicher auswirken kann. Das Geschrei wäre wohl groß, wenn das einträte, was der Kanarenpräsident so von sich gab. Der sagte nämlich: „Auch wenn die aktuellen Touristenzahlen rosig sind, dürfen wir die Nachhaltigkeit der Investitionen nicht aus den Augen verlieren, um auch zukünftig wettbewerbsfähig zu bleiben.

 Ohne Tourismus können wir auswandern (!!!!!!!!-Ausrufezeichen vomVerfasser)“.

 Ja, Herr Rivero, dann fangen Sie mal mit ein paar billigen Investitionen an, damit Ihre Touristen wiederkommen. Das hätte langfristig größere Auswirkungen als eine Aussichtsplattform in Mogan, die wir, sollten wir wiederkommen, bestimmt nicht betreten,weil man den Hafen auch so ganz gut bewundern kann. Wenn Sie aber mal kurz und entschlossen die Werbeflieger vom Himmel holen, sind wir wieder da und genießen die Ruhe im schönen Maspalomas. Und mit uns ein paar andere, die deswegen wegbleiben. Es gibt Dinge, die gut für Mensch und Natur sind und kein Geld kosten.

Lärm des Titels auf Zimmerlautstärke reduziert.