Hi Tweeny1234
Diese kleinen Häuschen an den Strassenrändern – die kleinen „Minikirchen“ - nennt man Ikonostasen, in etwa vergleichbar mit den Marterln in Bayern.
Heute hat sich leider durchgesetzt, dass diese Ikonostasen immer nur dann entstanden sind, wenn ein Autounfall passiert ist und die Angehörigen in Memoriam dies kleine „Denkmal“ an den Strassenrand stellen oder aber der glimpflich Davongekommene aus Dankbarkeit dies tut.
Aber Ikonostasen gibt es in Griechenland und eben auch auf Kreta schon seit mehreren hundert Jahren. Also schon lange bevor es überhaupt Autos gab. Früher war es üblich, als Dank für ein Ereignis oder aber aus Ehrfurcht vor Gott oder zum Andenken an Verstorbene eine Kapelle zu errichten, die einem bestimmten Heiligen, der für die jeweilige Sache zuständig war, geweiht wurde. Nicht jeder konnte sich es leisten, eine richtige grosse Kapelle zu bauen und so entstanden diese kleinen Kirchen vom kleinen Mann...
Oft war es auch so dass diese "Minikirchen" einfach nur ein Hinweis waren, dass in der Nähe eine Kapelle stand. Nicht jeder hatte die Zeit, die Wege zu den Kapellen zu gehen. Und so machte man seine Ehrerbietung halt einfach an dem kleinen Kapellchen und achtete darauf, dass das heilige Licht nicht ausgeht.
Wahrend der türkischen Besatzungszeit und während der Kriege auf Kreta dienten die Ikonostasen aber auch als Versteck für Nahrungsmittel, Wasser und Nachrichten. Oft wurde das Weihwasser mit lebenswichtigem Trinkwasser ausgetauscht.
Wenn Du durch Kreta wanderst, wirst Du viele Ikonostasen entdecken, die nicht am Strassenrand stehen. Denn erst mit dem Zuge der Motorisierung auf Kreta begannen diese kleine Weihstätten sich am Strassenrand zu etablieren. Da der moderne Kreter selbst zum Peripteron mit seinem Auto oder Motorrad fährt, fährt er heute halt auch mit seinem Auto zu seiner "kleinen Kirche". Sollte wirklich einmal ein tödlicher Autounfall passiert sein, findest Du neben oder an der Ikonostase immer auch entsprechend den Gräbern auf dem Friedhof eine Tafel mit den Fotos der Verstorbenen.
Und in den Löchern in den Ortsschildern spiegelt sich einfach nur der unbändige Freitheitsdrang der Kreter ab. In ca. 80 % der kretischen Haushalte gibt es ein Gewehr – ob nun erlaubt oder nicht….
Die Quote erhöht sich, je weiter Du in den Süden kommst. Besonders berüchtigt ist die Sfakia. Geschossen wird zu jedem Anlass – zu Taufen, Hochzeiten und und und… Und wenn man dann noch zufällig auf das Ortsschild zielt, dann heisst das eigentlich nur, dass der Kreter tut was er will. Und sich niemandem beugt. Auch der heutigen Obrigkeit nicht.
LG
Sfinari