Wer in der Nacht nicht schlafen kann
ARTE 01.00 ,So. 22. April
Dokumentarfilm
Fidel Castro
Eigentlich hätte es ein großer Tag werden sollen, für Kuba und ihn selbst. Mit gewohntem revolutionären Pomp wollte Fidel Castro im vergangenen August seinen 80. Geburtstag feiern lassen - und 47 Jahre Revolution. Der amerikanische Dokumentarfilm "Fidel Castro" aus der Reihe "American Experience" des Bostoner Senders WGBH zieht eine Bilanz der fast 48-jährigen Diktatur und zeichnet ein Porträt einer der großen Figuren der internationalen Politik in der zweiten Hälfte des vergangenen Jahrhunderts.
Ein Jubeltag hätte der 80. Geburtstag Fidel Castros werden sollen, für alle Kubaner und seine Anhänger in Lateinamerika und aller Welt, die in ihm den Befreier Kubas und den Kämpfer gegen den "US-Imperialismus" sehen. Es kam anders: Fidel Castro war schwer erkrankt und musste zum ersten Mal seit seiner Machtübernahme das Zepter an seinen Bruder Raúl übergeben.
Seither hat sich Fidel Castro nicht von der komplizierten Darmoperation erholt. Immer wieder werden Bulletins und Bilder in die Öffentlichkeit lanciert, die den sichtlich von der Krankheit gezeichneten Patienten im Gespräch mit befreundeten Staatsoberhäuptern zeigen. Der Patient sei, so die Regierungssprecher, auf dem Wege der Besserung und werde die Staatsgeschäfte bald wieder übernehmen. Doch daran glaubt inzwischen selbst auf Kuba niemand mehr. Der Máximo Líder ist Geschichte. Die fast 50-jährige Diktatur auf der Zuckerinsel neigt sich ihrem Ende entgegen.
Der charismatische Diktator, von seinen Anhängern ebenso glühend verehrt wie von seinen zahllosen Gegnern gehasst, hat eine vom CIA angezettelte Invasion, unzählige Anschläge auf sein Leben, das jahrzehntelange Wirtschaftsembargo und den Untergang der Sowjetunion, seines wichtigsten Verbündeten gegen die USA, unbeschadet überstanden.
Man kann durchaus spekulieren, ob Fidel Castro sich so lange an der Macht hätte halten können ohne das Szenario des Kalten Krieges und die kompromisslose Embargopolitik der USA.
Gemessen an der Größe der karibischen Nation, waren Castros politische Ambitionen maßlos: Er schickte seine Soldaten in die entferntesten Winkel dieser Erde und ermunterte seine Anhänger, im Namen der Gerechtigkeit und mit dem Versprechen einer brillanten Zukunft seine Revolution in andere Länder zu tragen. Aber er zwang auch zwei Millionen Kubaner ins Exil und brachte diejenigen zum Schweigen, die es wagten, seine Herrschaft anzufechten.
Um diesen Dokumentarfilm zu drehen, interviewte die geborene Kubanerin Adriana Bosch Exilanten und Überläufer, außenpolitische Experten, Journalisten, Wissenschaftler, ehemalige Mitglieder von Castros Regierung - sogar seine Tochter, Alina Fernández, und den ehemaligen Schwager, Rafael Díaz-Balart. Die Berichte aus erster Hand von Menschen, die unter der Revolution lebten, entweder daran teilnahmen, dagegen kämpften, oder vor ihr flohen, werden verflochten mit den Betrachtungen von Kuba-Experten.
Der Film zeigt die großen Erfolge Fidel Castros, vor allem in der in den ersten Jahren nach der Revolution, und seine mindestens ebenso großen Irrtümer und Misserfolge.
"Castro ist es länger als beinahe jedem anderen Herrscher in den letzten 100 oder 200 Jahren gelungen an der Macht zu bleiben", kommentiert Brian Latell, der ihn 25 Jahre lang für die CIA beobachtete. "Dies ist eine beachtliche Amtszeit - ein Zeugnis seiner politischen Fähigkeiten, seiner Fähigkeit als Großmeister Schach zu spielen, immer zwei, drei Züge voraus."
"Es besteht eine große Kluft zwischen dem Versprechen der Revolution und ihren Ergebnissen", bemerkt Alcibíades Hidalgo, Raúl Castros ehemaliger Stabschef, der Mitte der 90er Jahre abtrünnig wurde. "Kuba ist, rein und einfach, eine Diktatur, die jeden Tag an Attributen verliert, die die Insel einst reizvoll machten."
Fidel Castro - Dokumentarfilm, USA 2006 Sonntag, 22.04.2007
Beginn: 01.00 Uhr Ende: 02.50 Uhr Länge: 110 Min.
Regie: Adriana Bosch
Quelle: tvtv.de
es kommen (auch, in der Mehrheit?) Fidel Gegner zu Worte.
Aber das können wir ab