Und dann gibt es noch “Touris” wie meine Frau und mich, die vor Jahren etwas unkonventionell nach Havanna geflogen sind und nach einer Rundreise in Varadero logierten.
Also das war so:
Wir fahren mit der Bahn zum EuroAirport Basel/Mulhouse. Der Abflug ist für 10 00 Uhr vorgesehen. Auf der Abflugtafel die nüchterne Information “Delay!” Permanente Lautsprecherdurchsagen informieren: Es sei mit ungefähr 8 Stunden Verspätung zu rechnen. Die Maschine befinde sich noch unterwegs, respektive sei vor kurzer Zeit in Havanna gestartet. Und dann die frohe Information: Alle Fluggäste sind auf Kosten der Fluggesellschaft auf eine Carrundreise durch das Baselbiet inklusive Mittagessen unterwegs eingeladen. Nun, das Baselbiet ist nicht das tropische Kuba, aber was soll’s!
Und dann ist es soweit. 18 00 Uhr werden wir mit Bussen zu der wartenden russischen Iljuschin gekarrt. Dieser Flieger ist ein Hit. Die mehr oder weniger defekten und etwas verlotterten Sitze sind das eine, die “Fangis” spielenden Kinder, die auch die Korridore und das Cockpit mit der offenen Tür nicht verschonen, das andere. Und die nicht mehr ganz taufrischen Flugbegleiterinnen einsame Spitze. Auf meine schüchterne Frage: „Warum sich der Abflug um rund 8 Stunden verzögerte?“, schwafelt ein Sky Girl etwas von Gewittern in Kuba. „Um diese Jahreszeit gibt es doch keine Gewitter in Kuba!“ antworte ich etwas verwirrt. Ich hätte besser geschwiegen. Vielleicht habe ich die nun folgenden auf spanisch vorgetragenen treuherzigen Erklärungen betreffend blockierten Leitungen und einem Ölleitungsbruch nur falsch verstanden. So oder so, ich verzichte in meinem Interesse auf weitere Fragen und genieße die permanent angebotenen “Cuba Libres” mit viel Rum und wenig Cola! Nach einigen Gläsern präsentieren sich auch die unattraktivsten Girls in ihren alles andere als adretten Uniformen plötzlich als Topmodels und Traum jedes männlichen Wesens! Auch den grimmig in die Welt, respektive in die Kabine blickenden russischen Funktionäre auf den vordersten Plätzen geht es nicht anders. Obwohl sie anstelle von Rum, Wodka aus großen (sehr großen!!) Trinkgläsern in ihre durstigen Kehlen gießen!
Trotz Ölleitungsbruch & Co, landen wir wohlbehalten auf dem Airport von Havanna. Eine Woche später, nach einer eindrücklichen Rundreise, dank besten Beziehungen unserer Reiseleiterin Irene zu Schulen, Tabakbauern & Tabakunternehmen und nicht zuletzt zu Politikern vor Ort, beziehen wir unser Zimmer in einer von einem reichen Ami konfiszierten Villa direkt am Strand von Varadero. Nebst den konfiszierten Villen existierten damals drei Hotels! Bereits ab dem zweiten Tag erkunden wir die nähere und weitere Umgebung auf eigene Faust mit einem Miet-Pkw. Ein Trip führt uns in die Kleinstadt "Matanzas". Mitten in der Stadt der Bahnhof. Als Zugfan interessiert mich selbstverständlich der Express, der Havanna mit Santiago de Cuba verbindet. Auf dem Perron dichtes Gedränge mit vollbepackten wartenden Passagieren. Meine Frage nach der Ankunft des Zuges beantwortet ein Einheimischer mit: “In den nächsten Minuten“. Wir warten -- 15 Minuten -- 30 Minuten -- 60 Minuten -- weit und breit kein Zug. Wir verlassen den Bahnhof und setzen unseren Trip fort. Etwa zwei Stunden später auf der Rückfahrt, nochmals Stopp am Bahnhof. Auf dem Perron hat sich nichts geändert. Lediglich meine Frage nach der Ankunft des Zuges wird jetzt etwas präziser beantwortet: “In den nächsten Minuten oder "manana" (morgen)”, das wichtigste Wort in Lateinamerika!
Sollte einer der Kuba-Profis in diesem Forum diese Bahnfahrt durchgeführt und das Ziel noch im gleichen Jahr bei guter Gesundheit erreicht haben, bin ich an einem Feedback interessiert. Sorry, mein Posting ist etwas lang geworden, aber ich musste das mal los werden.
Pesche