Vor einigen Jahren bestanden Fluglinien, unter ihnen Federführend die LUFTHANSA, darauf, dass Reisebüros und alle sonstigen Vertriebsstellen ihrer Flugtickets nicht mehr Handelsvertreterstatus hätten, sondern nur mehr Maklerstatus. Damit ersparten sie sich nämlich die Zahlung einer Vermittlungsprovision, zumindest einer gesetzlich fixierten Zahlung.
Klingt für den Laien unverständlich. Macht aber einen großen Unterschied.
Als Handelsvertreter waren die Vertriebsstellen verpflichtet, Tarifvorschriften von Fluglinien als deren Vertreter auf Punkt und Komma einzuhalten.
Als Makler können sie sich aber auf den Standpunkt stellen, sie müssten das günstiges Angebot für ihren Kunden finden und sind nicht an irgendwelche "internen" Tarifbestimmungen gebunden. Das ist es sehr einfach erklärt.
Nun hat - wie im vorliegenden Fall - ein Reisebüro Flugtickets verkauft, bei denen der Kunde entweder den Rückflug verfallen ließ oder den Hinflug nicht angetreten ist, nur den Rückflug. Die Fluglinie verlangte vom Reisebüro den "entstandenen Schaden" zwischen günstigem, verkauftem Hin- und Rückflug und dem teuren nur einfachen Flug und ähnliche Fälle.
Pech für die Fluglinie: der Richter urteilte im vorliegenden Fall (LG Frankfurt a. M. vom 31.10.2008 - 2/1 S 105/08, dass das Reisebüro seinen Pflichten als Makler - Tickets nach den Wünschen des Kunden ausgestellt, Geld kassiert und an die Fluglinie bezahlt - nachgekommen wäre. Da es aber nicht "weisungsgebunden" an andere Bestimmungen wäre und auch kein Schaden nachgewiesen werden konnte, ist die Nachbelastung des Reisebüros nichtig. Somit wurde die von Fluglinienseite selbst gewünschte Änderung des Verkäuferstatus zum Boomerang für sie...
Heißt für die Reisebüros: unter gewissen Umständen dürfen sie nun Tickets so verkaufen, wie es der freie Markt wünscht, ohne damit rechnen zu müssen, von Fluglinien nachbelastet zu werden.
Allerdings - und das ist wichtig - gilt dies nicht für alle Reisebüros oder Stellen, die Tickets ausstellen!
Dies ist vielleicht mehr eine Info für meine Reisebürokollegen als für den Konsumenten...
meint
Peter