9 Tage Nilkreuzfahrt mit Phoenix Reisen (2 Tage „Cheops“ – Kairo/ 7 Tage „Memnon“ – Nil)
Da ich mich im Vorfeld der Reise selbst auf die Suche nach aktuellen Bewertungen gemacht habe und – anders als bei vielen Hotels – hier nur wenig gefunden habe, wollte ich meine persönlichen Erfahrungen hier weitergeben. Wir haben vom 27.12. 2022 bis 5.1. 2023 die oben genannte Kreuzfahrt mit Phönix unternommen. Aufgrund einer Flugverspätung von 2,5 Stunden und weiterer Verzögerungen (Stau, Unfall, lange Wartezeiten auf den Koffer) kamen wir erst gegen 2 Uhr in der Nacht bei unserer Unterkunft in Kairo an. Hier wäre von Phönix die Information vorab sinnvoll gewesen, dass am Flughafen in Kairo pro Nase 28 Euro in bar gezahlt werden müssen für das Visum.
Die vorher telefonisch über die Hotline von Phönix mitgeteilte Information, wir wären in einem Hotel in Flughafen- und Zentrumsnähe untergebracht, stellte sich vor Ort leider als falsch heraus. Wir wurden in der „Crown Vision“ auf dem Nil untergebracht. Die Zimmer dort sind sehr klein, das Schiff aber relativ neu. Da das Schiff abseits des Zentrums liegt, entstehen dadurch lange Zeiten im Bus zwischen den einzelnen Programmpunkten. Das Verkehrschaos in Kairo ist unbeschreiblich. Unser Führer in Kairo war sehr kompetent. Wie alle Führer auf der Reise hatte er Ägyptologie und Germanistik studiert. Später haben wir erfahren, dass alle Führer nur wochenweise für die Saison angestellt werden. Keiner hat einen unbefristeten Vertrag. Hier sollte sich ein deutsches Unternehmen wie Phönix meines Erachtens für bessere Arbeitsbedingungen einsetzen, auch wenn Phönix selbst nicht der direkte Arbeitgeber ist. Überhaupt tritt Phönix nur in Form von blauen Schildern und T-Shirts in Erscheinung. Ansonsten läuft vor Ort alles über die ägyptische Firma „Dynasty Travel“.
Das Programm in Kairo ist sehr ausgewogen (Sakkara, Memphis, Pyramiden, Sphinx, Alabastermoschee, Ägyptisches Museum, Mumienausstellung, optionaler Bazarbesuch), aber natürlich auch voll. Gleich am ersten Tag mussten wir nach unserer Ankunft um 2 Uhr um 6 Uhr wieder los. Unser Schlafmangel war daher von Beginn an belastend und das sollte auch nicht besser werden in den kommenden Tagen. Für Langschläfer ist diese Kreuzfahrt wirklich überhaupt nichts. Wir konnten an keinem Tag länger als bis 7 Uhr schlafen. Als besonderes Geschenk durften wir am Tag nach Silvester das Frühstück bis 9 Uhr einnehmen. An allen übrigen Tagen fand das Frühstück früher und nicht länger als eine Stunde statt.
Am Ende des zweiten Tages stand unser Transfer nach Luxor an. Die entsprechenden Wartezeiten am Flughafen sollten auch miteinbezogen werden. Man wird immer gut begleitet von Phönix (oder besser Dynasty Travel)-Mitarbeitern. Die Abholung klappte immer hervorragend. Die Busfahrer sind wahre Meister vor allem in Kairo.
Unser Schiff ab Luxor war die „Nile Vision“. Das Schiff ist definitiv in die Jahre gekommen, aber hat wirklich Charme und im Unterschied zur Crown Vision auch wirklich Platz. Unser Angst vor dem „Nildeck“, das wir mangels Alternativen buchen mussten, verflüchtigte sich schnell, als wir unsere schöne und große Kabine (323) mit Balkon betraten. Für uns drei (zwei Erwachsene, ein Kind war genügend Platz vorhanden. Das Beistellbett war bequem und ist auch für größere Personen in Ordnung).
Ich war jeden Tag in dem kleinen Pool schwimmen und fand das Wasser trotz des oft kühlen Winds an Deck sehr angenehm. Schnell nach Ablegen stellte sich die eigentliche Problematik der hinteren Kabinen heraus: Besonders nilaufwärts war der alte Motor des Schiffs unglaublich laut. Da das Schiff grundsätzlich bis Mitternacht fuhr, war an Schlaf überhaupt nicht zu denken. Alles klirrte und Gläser bewegten sich auf dem Tisch. Der Lärm war wirklich unbeschreiblich. Hinzu kam ein penetranter Dieselgeruch, der auch bei geschossenem Fenster ständig in der Kabine hing. Am zweiten Tag waren wir – auch wegen des vorher schon angesammelten Schlafmangels – total fertig. Wir durften dann für die letzten zwei Tage in eine andere Kabine umziehen. Vorher war das wegen der Vollbelegung nicht möglich. Grundsätzlich klingt Mitternacht nicht so schlimm, aber wenn man fast immer um 4 oder 5 raus muss wegen der frühen Ausflüge ist die Belastung schon enorm. Meine Schwiegermutter hatte eine Kabine ganz vorne. Dort war kaum mehr etwas hörbar. Ich würde keine solche Fahrt mehr in einer hinteren Kabine buchen. Gestört hat mich auch, dass die Schiffe oft im Pulk festmachen, sodass man sehr häufig ein anderes Schiff direkt daneben hat und die Kabine in totaler Dunkelheit oder sehr einsehbar ist.
Das Personal auf dem Schiff war unglaublich bemüht und zahlreich. Unsere Kabine wurde, obwohl eigentlich nicht notwendig, bestimmt viermal am Tag gereinigt. Im Speisesaal wurden schmutzige Teller sofort abgeräumt. Das Essen war für meinen Geschmack sehr gut und abwechslungsreich. Viel frisches Obst und Gemüse. Oft gab es ein besonderes, landestypisches Gericht, das direkt vor Ort zubereitet wurde, aber auch weniger experimentierfreudige Geschmäcker kommen auf ihre Kosten. Die Süßspeisen waren kreativ und schön angerichtet. An Silvester hat sich die Küche wirklich übertroffen bis hin zu Götterfiguren aus Schokolade. Das All-inclusive bei den Getränken hat sich für uns auf alle Fälle gelohnt, da wir oft nachmittags so lange wie möglich auf dem Oberdeck waren und man auch ständig Wasserflaschen zum Mitnehmen braucht. Besonders zu empfehlen ist der kalte Hibiskustee. Großartig fand ich auch, dass selbst bei extremen Aufstehzeiten um 2 Uhr nachts noch ein frisches Frühstück für uns zubereitet wurde.
Das Programm auf dem Nil war – mit Ausnahme der Anfangszeiten, die aber aufgrund des Fahrtzeitraums einfach notwendig sind – wirklich traumhaft. Beeindruckende Tempelanlagen in Luxor, Edfu, Kom Ombo (wunderbar bei Sonnenuntergang) oder Philae sind feste Programmpunkte. Unser Führer Heisan war sehr kompetent und immer sehr um unseren Sohn bemüht. Es gab drei mögliche fakultative Ausflüge: Eine Ballonfahrt in Luxor (120 Euro) bei Sonnenaufgang, ein Besuch eines „nubischen“ Dorfes (28 Euro) und der Besuch von Abu Simbel (98 Euro). Auf den mittleren Ausflug kann man verzichten, auch wenn die Fahrt auf dem Nil sehr schön ist. Im „nubischen Dorf“ gab es lebendige Krokodil auf sehr begrenztem Raum. Hier sollte sich Phönix dringend für bessere Haltungsbedingungen einsetzen. Die anderen beiden Ausflüge sind sehr anstrengend, aber wunderschön.
Nach Abu Simbel waren wir insgesamt 7 Stunden per Bus unterwegs, 2 Stunden waren wir vor Ort. Der Bus fuhr morgens um 4.30 Uhr los. Trotzdem war es der Mühen wert angesichts dieser beeindruckenden Tempelanlage direkt am Nasser See. Bei der Ballonfahrt ging es schon um 4 Uhr los und hier hat mich das viele Warten in der Kälte wirklich geärgert. Obwohl wir wirklich viele Kleidungsschichten am Leib hatten, fror die ganze Gruppe wirklich sehr bei den fast 2 Stunden Warten auf den Abflug. Grund war die extreme Koordinierungsaufgabe (es kamen ungefähr 100 Kleinbusse mit jeweils etwa 10 Personen, die auf die vielen Ballone verteilt werden mussten). Der Abflug war dann wie eine Erlösung, zumal einem durch die Wärme des Ballons nicht mehr so kalt war. Ich habe vorher noch keine Ballonfahrt unternommen und fand die ca einstündige Fahrt wirklich grandios. Danach mussten wir wieder warten, bis uns die Gruppe auf dem Weg zum Tal der Könige abholte.
Überall wird man ständig von einheimischen Händlern belagert, die immer witzige deutsche Verkaufssprüche („Winterschlussverkauf“, „heute nehmen, morgen zahlen“, „Schau ma mal“) auf Lager haben. Auf dem Schiff ist das nicht so, aber man muss gleich zu Beginn eine „Trinkgeldpauschale“ pro Person bezahlen, die es bei einer Familie schon in sich hat (in Kairo 13 Euro für zwei Tage, auf dem Nil 40 Euro pro Person). Unsere Bargeldreserven waren dadurch und durch die Visa sehr schnell aufgebraucht. Die Ausflüge konnte man auch mit Kreditkarte zahlen.
Insgesamt war die Reise wirklich unglaublich in jeder Hinsicht und wir brauchen wahrscheinlich noch Wochen, bis wir alle Eindrücke verarbeitet haben. Empfehlenswert ist sie für alle kulturell interessierten Personen (die Führungen sind sehr hochwertig, aber auch lang und detailreich). Für Kinder halte ich die Fahrt erst ab einem Alter von ca 10 Jahren für sinnvoll. Unser Sohn ist 9 und sehr interessiert am Alten Ägypten. Ältere Leute sollten unbedingt gut zu Fuß sein, längeres Stehen und kurzen Schlaf nicht scheuen. Frühaufsteher sind klar im Vorteil. Insgesamt ist Ägypten und der Nil mit all seinen Schätzen wirklich ein unglaublich beeindruckendes Reiseziel, das meiner Meinung nach jede Mühe wert ist.