Toll, irgendwann musste das ja mal auf unserer Wunschliste stehen.
Vieles auf der Welt haben wir gesehen, Indien gehörte bislang nicht dazu.
Wie nun entdeckt man ein solch unbekanntes, zudem riesig grosses Land mit all seinen Sehenswürdigkeiten während einer normalen Urlaubsreise?
Selbst auf Tour gehen, Backpacking oder doch die bequemere und sicherere Art, sich einen Reiseveranstalter zu suchen, der Erfahrung hat, sich selbst als seriös darstellt und gerade dann, wenn man 50+ ist, eben auch die Hoffnung auf eine solide Durchführung aufkommen lässt?
Klar, gerade dann, wenn auch -zugegebenermassen- der Wunsch nach einer gewissen Bequemlichkeit hinzukommt .
Wer denn nun?Viele Indienreiseveranstalter tummeln sich im Markt, ziemlich laut preist Mediplus sein Angebot an, musste uns also ins Auge fallen.
Das entspr. Angebot von daher studiert und vom Ablauf her, von seiner inhaltlichen Logik, die offerierte Rajasthan-Rundreise für gut befunden.
Dummerweise -wie sich später herausstellte- auch den Werbeaussagen zur Leistungsfähigkeit des Veranstalters Glauben geschenkt und bei Mediplus gebucht.
Nicht daß wir ihn zwingend brauchen würden, aber im Rahmen der Bequemlichkeit und der Sicherheit wirkte der von Mediplus aufmerksamkeitsstark vermarktete "mitreisende Reisemediziner" durchaus interessant.
Zwar machte sich im Reisepreis beim Vergleich mit Angeboten anderer Anbieter bemerkbar, daß hierfür ein Aufschlag verlangt wurde, warum aber sollten wir diesen nicht im Hinblick auf die vermeintliche Sicherheit der perfekten medizinischen Notfallversorgung bezahlen?
Nun denn, so buchten wir bei Mediplus und freuten uns auf Indien.
Die ersten Unterlagen kamen prompt, die späteren Reisepapiere waren vollständig, gut aufgemacht und inhaltlich ansprechend. Daß die Hotline bei Durchgabe einer geänderten Kreditkartennummer (die bei Buchung aktuelle Karte war bei Bezahlung des Restpreises abgelaufen) mürrisch reagierte, konnte das bis dahin positive Bild von Mediplus nicht trüben.
Die vereinzelt negativen Kommentare zu Mediplus im Internet hatten wir zwar registriert, trotzdem blieb die Frage, warum es uns denn ebenso ergehen sollte. Bislang lief ja alles bestens und wir vertrautem einem vermeintlichen Indien-Spezialisten, dem hoffentlich das Wohl seiner Reisenden am Herzen liegt.
Man wird ja noch träumen dürfen.......-und daß uns die Wirklickheit später heftigst auf den Boden zurückholen würde, ahnten wir ja zu diesem Zeitpunkt noch nicht.
In Delhi erwartete uns ein indischer Reiseleiter, ein Busfahrer und ein Hiwi - und irgendwo im Hintergrund, von fast niemandem registriert- auch der deutsche Arzt.
Am frühen Morgen ging es nach durchflogener Nacht zum Hotelfrühstück, das sich ungewöhnlich lange hinzog (zweieinhalb Stunden). Erst später erfuhren wir, daß bereits zu diesem Zeitpunkt der marode Rundreisebus repariert werden musste und die Weiterfahrt, die Besichtigung von Delhi, sich deshalb verzögerte.
Schon bei der Fahrt zum Frühstück jedoch hatten wir bemerkt, daß 11 der insgesamt ca. 32 Sitze (später nachgezählt) defekt waren, daß die Sitzrastungen nicht mehr griffen, daß diese Rückenlehnen sich unweigerlich und unabwendbar in Liegesitzposition begaben.
Definitiv vorhandene Unwucht der Kardanwelle (das Gefährt dröhnte schon ab niedrigen Geschwindigkeiten), eine massive Unwucht in den hinteren Doppelreifen und völlig marode hintere Stoßdämpfer zeigten schon nach den ersten Kilometern, daß wir eine Abenteuerreise fernab der erhofften Bequemlichkeit vor uns hatten.
Laut seiner eigenen Aussage hatte der Reiseleiter diese Mängel des ihm bis dahin nicht bekannten Busses einer Busvermietfirma ebenfalls erkannt, bemühte sich angeblich um ein anderes Fahrzeug, was mit dem Hinweis "Keiner vorhanden, sorry" abgelehnt worden sei.
Ergebnis: Fahrt über sage und schreibe 3.300 km mit diesem wenig verkehrssicheren und technisch desolaten Gerät war unausweichlich angesagt.
Daß die Klimaanlage zudem nur entweder auf "Aus" oder "Extrem kalt" funktionierte, rundete das Bild ab- zahlreiche Reisende durften sich noch viele Tage nach der Reise an einer üblen Erkältung "erfreuen".
Der Busfahrer hatte seine wahre Freude, wenn er immer wieder in Fahrtpausen mit dem Schraubenschlüssel unters Gefährt kriechen musste, um irgendwelche neuen Mängel an Fahrwerk und/oder Bremsen notdürftig zu beseitigen.
Ist halt Indien, sollte man in diesem Moment meinen, hier müssen andere Maßstäbe angelegt werden als in Europa.
Klar doch!
Neidisch wurden wir jedoch immer wieder, wenn neue oder neuwertige Volvo-Busse anderer Reiseveranstalter neben unserem maroden Gefährt parkten, wenn gutgelaunte und entspannte Reisende dort ausstiegen.
Wir ertrugen die Schaukelei, die durchdringenden Schläge bei jedem Loch in der Strasse - anfangs noch relativ gelassen, später jedoch zunehmend genervter und angespannter.
Daß bereits am dritten Tag die sorgfältig in der gepolsterten Kameratasche aufbewahrte Spiegelreflexkamera meiner Frau ihren Geist durch die Buserschütterungen aufgab, war ärgerlich. Als am darauffolgenden Tag meine Videokamera ebenfalls vollständig ausfiel (Schaden laut Panasonc: Optiksystem und Sensor gelockert) und am gleichen Tag mein Tonmaufnahmerecorder seinen Dienst einstellte, erschien die Schüttelfrequenz im Bus bedrohlich.
Abhilfe? Nein, wo denkt man hin mit seinen Vorstellungen von einer gelungenen Reise?Da dürfen doch so ein paar ausgefallene -wertvolle- Geräte die Stimmung nicht trüben (Ironiemodus aus).
Irgendwie passte es ins leicht zurechtgerückte Bild dann auch, daß mir am ersten Abend im Hotel in Manesar beim Betätigen der Toilettenspülung das Wasser über die Füße lief, es kam ganz einfach sprudelnd aus den Kachelfugen der Wand statt aus dem Toilettenzufluss.
Die Abhilfe durch das herbeigerufene Hotelpersonal bestand im Abstellen der Toilettenspülung.
Nun denn, dann konnte es ja nur noch besser werden (Wie war das mit dem Träumen?::).
Zu dem Zeitpunkt schwankten wir noch zwischen einsetzender Verzweiflung und der Hoffnung, daß wir nun schon genug Missliebiges erlebt hätten, daß das Maß eigentlich ausreichend voll sei.
Daß dem nicht so war, zeigte sich schon unmittelbar danach.
Seitens der Reiseleitung war eine TukTuk-Fahrt in die Stadt zur Besichtigung angesagt.
Beim anschliessenden Fußmarsch wurde eine der Mitreisenden angefahren, stürzte auf die Strasse und wurde verletzt. Der Ruf nach dem laut Mediplus "Stets für Notfallmaßnahmen erreichbaren Arzt" erscholl. Nur - er war gar nicht bei seiner Gruppe, hatte es vorgezogen, im Hotel zu bleiben.
Hilfe durch ihn in diesem Fall? Völlige Fehlanzeige.
Die Erste-Hilfe wurde aus der Gruppe der Reisenden heraus geleistet statt vom Arzt.
Und dafür hat man bezahlt, darauf hat man sich verlassen?
Dieses Bild rundete sich -leider weiterhin zum Negativen- ab, als der Arzt einer Mitreisenden ein bereits im Februar 2007 abgelaufenes Medikament verabreichte - sage und schreibe fünf Jahre nach Verfalldatum (inzwischen von Mediplus bestätigt).
Spätestens ab diesem Moment hatte sich unser Bild von der vermeintlichen Leistungsfähigkeit des Arztes verfestigt.
Notfallhilfe? Besser nicht. Man möge uns davor beschützen!
Hier passt bestens ins Gefüge, daß dieser Mensch, der ggfls. auch auftragsgemäß Notfallmaßnahmen einleiten soll, noch nicht einmal im Besitz einer Liste der örtlichen Ärzte oder Krankenhäuser war (Mediplus hatte sie ihm nicht zur Verfügung gestellt).
Durchfragen wäre angesagt gewesen statt unmittelbarer -auch stationärer- Notfallversorgung.
Das kann man auch alleine, dafür braucht man keinen mitreisenden und von uns bezahlten Arzt, der im Falle des Falles allzu schnell an seine Grenzen stösst.
Apropos Notfallmaßnahmen: Eine Infusion, ein tragbares EKG oder auch nur ein Pulsoymeter oder ein Intubationsbesteck zählten nicht zu seiner Ausstattung.
Notfallmaßnahmen ohne adäquate Notfallausrüstung ergreifen - wie geht das?
Also doch nur Pillenverteiler - und noch dazu abgelaufene?
Ganz anders da der Reiseleiter ,ein Inder mit wahrlich profunden Kenntnissen seines Landes und der Geschichte.
Eigentlich perfekt, wenn Indien ausländischen Reisenden näher gebracht werden soll, wenneine solche Reise auch Inhalte bekommen soll.
Wenn er nur ein einigermassen verständliches Deutsch gesprochen hätte. So aber radebrechte und haspelte er sich durch die deutsche Sprache, konnte Vieles von seinem Wissen nicht in klare Worte umsetzen, liess immer wieder unbeantwortete Fragen offen.
Sein Engagement hingegen war bewundernswert. Nicht im Sinne der Reisenden, vielmehr im Sinne seines Arbeitgebers, der von Mediplus beauftragten Reiseagentur "LPTI".
Deren Interessen vertrat er vehement, verweigerte bei von Reisenden vorgetragenen -überaus berechtigten- Mängeln jedwede Abhilfe, jedwede Unterstützung und jedwede schriftliche Bestätigung der Mängel.
"Ich darf das nicht, das ist mir untersagt" war die lapidare Antwort, wenn sich jemand über zerrissene Koffer oder auch miserable Hotelzimmer beschwerte und eine schriftliche Bestätigung des Reisemangels haben wollte.
Ob wir im dreckigsten Hotel unseres bisherigen Lebens (Lalgarh Palace, Bikaner) -in dessen Zimmertoilette noch der Stuhlgang vom vorherigen Gast schwamm und sich Blut auf dem Boden befand- mit Nachdruck um eine andere Unterkunft baten oder wenn wir Hilfe bei der Suche nach einer Apotheke brauchten, er war nicht ansprechbar, war zu keinem Zeitpunkt in unserem Sinne tätig.
Er war ausschliesslich Statthalter von "LPTI" und "Mediplus".
Engagement jedoch zeigte er dann, wenn es darum ging, die Reisenden in vielfältigste Verkaufsshows zu führen.
So durften wir erleben: Schal- und Bettdeckenverkauf, Einlegearbeitenverkauf, Schmuck- und Juwelenverkauf, angebliche Maßschneiderei, Gewürzladen, Teppich"manufaktur" ........alles natürlich mit entspr. Provisionen für ihn (oder den Veranstalter??) bei jedem getätigten Deal.
Bei meiner Frage nach einem Elektronikgeschäft, in dem ich meine defekte Videokamera durch einen Neukauf ersetzen könne, zuckte er jedoch hilflos mit den Schultern. Provision gabs da ja nicht, da kein Vertragspartner. Statt des Reiseleiters halfen mir Einhemische bei der Suche.
Er scheute sich nicht, auftretende Probleme mit der auf sein Anraten hin gekauften Ware mit einem "Da haben Sie Pech gehabt" abzutun.
So häuften sich die Missliebigkeiten, aus der erwartungsvoll angegangenen Reise durch ein sehenswertes, hochinteressantes Land wurde eine Enttäuschung, weil das reiseorganisatorische Umfeld massivst krankte.
Man kann durchaus mit Fug und Recht sagen, daß wir die Reise ab einem gewissen Zeitpunkt nur noch absolvierten, nicht mehr mit Freude erlebten.
Für unser Bewusstsein wurde in vielerlei Details sichtbar, daß es hier darum ging, eine Reisegruppe profitorientiert durch Rathjastan zu schleusen.
Ein Bemühen des Veranstalters, sich als qualitativ hochwertiger Dienstleister zu profilieren, war für uns nicht erkennbar.
Oberflächlichkeit und Desinteresse klangen unter dem Mäntelchen der vermeintlichen Serviceorientierung lautstark durch.
Noch jedoch führten wir dies in erster Linie auf das vor Ort tätige Unternehmen "LPTI" zurück und vertrauten auf eine angemessene -und das Erschrecken ob der Abläufe demonstrierende- Reaktion durch Mediplus nach Rückkehr.
Doch weit gefehlt.
Mediplus wurde mehrfach per Einschreiben-Rückschein angeschrieben, im Rahmen dieses Schriftverkehrs wurden auch die erschreckenden -zum Erbrechen reizenden- Bilder des Hotels in Bikaner übermittelt, wurden alle aufgetretenen Probleme dezidiert dargelegt.
Man bestätigte zeitnah den Eingang, bat um Wartestellung, um selbst mit Indien und dem Arzt Kontakt aufzunehmen.
Bis dahin klang dies noch alles einigermassen hoffnungsvoll und bemüht.
Den bisherigen Abschluss fand die Geschichte jedoch in einem Schreibens seitens Mediplus (verfasst von der Leiterin der "Kundenbetreuung/des Qualitätsmanagements"), in dem die Untätigkeit des Arztes intensiv zu entschuldigen versucht wird, in dem auf die Verhaltensweise des Reiseführers mit keinem Wort eingegangen wird und in dem allen Ernstes behauptet wird, die Mängel im verdreckten Hotel wären vor Ort nicht vorgetragen worden.
Hinweis auf diese angebliche Untätigkeit meinerseits, die mir jedweden Anspruch auf Reklamation nehmen würde, wäre die fehlende schrfitliche Bestätigung des Mangels durch den Reiseleiter.
Laut vor Zeugen getroffener Aussage des Reiseleiters verbietet man diesem, eine schriftliche Bestätigung auszustellen und erklärt dann im unmittelbaren Gegenzug, wenn diese Bestätigung nicht vorliege, gäbe es auch keinen anerkennungsfähigen Mangel.
Wenn das nicht eine wunderbar zielführende Taktik ist.......
Wir haben bereits zahllose Reisen mit anderen -seriösen- Reiseveranstaltern durchgeführt. In seltenen Fällen gab es mal Gründe zur Reklamation -nie jedoch in dieser Massivität wie hier bei der beschriebenen Indienreise.
In den wenigen bisherigen Fällen zeigten sich andere Veranstalter stets kulant und intensiv bemüht, die Verärgerung des Reisenden zu elimineren.
Ganz anders erscheint uns jedoch die Vorgehensweise von Mediplus.
Hier zieht sich der Reiseveranstalter zurück, weigert sich erkennbar, vorgetragene Fakten zu akzeptieren und spricht in seinem Schreiben von einer "auch von der deutschen Rechtssprechung geforderten Mitwirkungspflicht des Reisenden", der hier nicht nachgekommen worden sei.
Punkt. "Wir wünschen Ihnen alles Gute". Danke.
Diesem Veranstalter werden wir zukünftig weder unser Geld, noch unsere Urlaubszeit, noch unser Leben anvertrauen.
Dazu ist uns das alles zu wertvoll.
Mediplus? Für uns nie wieder!