Hallo,
seid Ihr zum ersten Mal in den USA? Es soll nicht hochnäsig klingen, aber es scheint bei Euch zu dem typischen "Anfängerfehler" bei USA-Reisenden zu kommen, viel zu viel in einen einzigen Urlaub packen zu wollen. Solche und ähnliche Routen finden man bei vielen Erstbesuchern und man kann nur zuraten, die Reiseroute zu schrumpfen. Ja, auch ich habe gelegentlich Routen gewählt, die viel zu lang waren und am Ende hockt man nur im Auto und sieht kaum etwas von der atemberaubenden Landschaft und den Städten, die wirklich sehenswert sind. Phoenix würde ich beispielsweise nicht dazu rechnen, dazu später mehr.
Mein dringender Ratschlag: macht es langsam, aber dafür intensiver! Und vor allem: NICHT die Ost- und Westküste in einem einzigen Urlaub von "nur" 4 Wochen versuchen abzuarbeiten. Es wird zu stressig!
Mit New York und San Francisco habt Ihr Euch gleich zwei Städte ausgesucht, die jede für sich schon gut für eine Städtereise wäre. New York würde ich mit einer eigenen Reise erkunden, und das nicht unbedingt im Hochsommer. April/Mai und September/Oktober sind klasse für New York und das kann man mit einer Tour durch Neuengland kombinieren, vielleicht zum Indian Summer. Ich bin öfter beruflich dort. Es liegt auf der geographischen Breite Neapels und durch den Nord-Süd-Verlauf der Appalachen gibt es keinen "Wetter-Riegel", wie in die Alpen in Europa darstellen - New York kann also im Sommer von extremer Hitze aus dem Süden erreicht werden. Ich habe da schon bei 42°C geröstet und das ist in den Hochhausschluchten nicht mehr lustig.
Eure Reiseroute im Westen beläuft sich auf 3.500 km - mit kürzeren und längeren Etappen. Zwischen San Francisco und Los Angeles kann man auf dem Interstate 5 hinunterbrettern, dann schafft man die Strecke in 6 Stunden (wenn es keinen Stau gibt, und um LA und SFO gibt es immer Stau). Von der wundervollen Küstenlinie sieht man dann natürlich nichts. Wählt man die küstennahe Route, dann können es leicht 15 Stunden Fahrtzeit werden - und weil so viele tolle Orte zum Verweilen einladen, wäre es fast ein Sakrileg, nicht hier und dort mal anzuhalten und die tollen Strände zu besuchen oder ein Restaurant mit Meerblick.
Städtefan - bedeutet dies: "An Natur sind wir desinteressiert"? Ich gucke mir auch gern Städte an, aber die Städte in USA kann man keineswegs mit europäischen Metropolen oder Kleinstädten vergleichen. Es gibt schlicht grottenlangweilige Orte, dazu würde ich Phoenix zählen. Schachbrettartig wuchert dieses Siedlungsgebiet in die Wüste hinaus, Papphütte an Papphütte, beim Fahren folgt auf einen KFC ein Safeway, ein McDonald's, ein Burger King, ein Dunkin' Donuts, Exxon, 7eleven, Wallgreens, Dairy Queen, IHOP, Chevron, Radio Shack, Walmart, Subway... und nach zwei Blocks geht es genau so wieder von vorn los - laaangweilig! Allein die Fahrt auf den Hausberg (der auch ein "heiliger Ort" der First Nations ist) mag Phoenix interessant erscheinen lassen.
San Francisco bietet so viel, dass ich dort mindestens 5 Nächte bleiben würde. Die vielen Attraktionen muss man hier nicht aufzählen, jeder kleine Reiseführer platzt schon dabei aus allen Nähten. Der Großraum Los Angeles bietet viele berühmte Orte. Allein die Filmindustrie mit Universal Studios und vielem mehr ist allgegenwärtig, Getty Museum, Disney, die vielen Reichen und Schönen und deren Paläste.
Ich kann nur empfehlen, in Nordmaerika nicht nur den Fokus auf die Städte zu legen. Die Natur und Landschaft sind überwältigend. "Nationalparks sind eh mit dabei" - ja, nur sind diese schon so groß und so gut organisiert, dass man mit dem Auto gut an die meisten Attraktionen herankommt, aber viele Orte lassen sich nur mit kleinen Spaziergängen oder Wanderungen erkunden - es ist alles prima ausgeschildert, man kann sich gar nicht verlaufen, aber man sollte Zeit mitbringen. Wenn man "mal eben" auf dem Weg nach Las Vegas am Grand Canyon vorbeischaut, wird man dem gigantischen Naturschauspiel nicht gerecht. Man sollte dort mindestens zwei bis drei Nächte verbringen, am besten hinunterwandern zum Colorado River und in der Phantom Ranch übernachten. Lodges von Nationalparks lassen sich unter http://www.nps.gov buchen, die Phantom Ranch am Colorado River ist telefonisch buchbar. Proviant für die Rückwanderung am Folgetag wird gestellt - ein tolles Erlebnis, das man niemals vergessen wird - sofern man offen ist für ein fantastisches Naturerlebnis.
Wenn es der US-Westen sein soll, würde ich direkt dorthin fliegen - New York weglassen. Dorthin kann man immer mal für eine Woche hinfliegen für 499 EUR oder man gönnt sich mal eine Reise auf der Queen Mary 2 in der Nebensaison von Hamburg nach New York. Von San Francisco bis LA, San Diego auslassen, dann dem Reiseweg folgen wie von Euch beschrieben und eher weiter nach Norden, vielleicht bis zum Yellowstone National Park und an der Westküste - Washington State (Mount Rainier, St. Helens), Oregon (Portland ist eine geradezu zauberhafte Stadt!) und Nordkalifornien zurück. Das hätte auch den Vorteil, dass man nicht die meiste Zeit in der Hitze röstet. Der Yellowstone National Park liegt ein bisschen abseits, schon fast nahe an der US-kanadischen Grenze, die meisten USA-Urlauber kommen dort nicht hin, obwohl das geothermale Spektakel geradezu fantastisch ist, sehr empfehlenswert!
Die Entfernungen in Amerika werden von den meisten Anfängern sehr unterschätzt. Die Reisezeiten von Google Maps oder dem Navi kann man meistens nicht als bare Münze nehmen, gerade in und um Metropolen kann man Stunden im Stau verlieren. Entlang der Strecken um die Nationalparks befinden sich so viele tolle Sehenswürdigkeiten, von der National Recreation Area bis zum National Monument und vieles mehr, so dass das Vorbeifahren wirklich schade wäre, wenn man nur die vielen Kilometer abreißen will. Der Stopp am Wegesrand ist gerade das, was das Reisen in den USA so reizvoll macht. In kleinen Käffern anhalten und "off the beaten path" (jenseits ausgetrampelter Pfade) in einem Diner einen Homemade Burger genießen, mit schweigsamen stiernackigen Truckern am Tresen und einer Einrichtung (und Servicekraft), die aus den 1960ern übriggeblieben zu sein scheinen - DAS ist das pure Amerika im Westen!
Wenn es ein Navigationsgerät sein soll, würde ich ein eigenes mitnehmen, auf das ich die Nordamerika-Karten aufgespielt habe. Die bekommt man z.B. von Garmin mit Nüvi-Lifetime (unbegrenzten Updates) - und das ist deutlich billiger als sich eines zu leihen von Alamo & Co., was für 3 Wochen locker mit 250 USD extra zu Buche schlagen kann.
Viel Spaß im Urlaub.