Hallo,
ich will mal versuchen den chronologischen Bericht, der mir von meinen ständigen Gastgebern dort zugegangen ist, in komprimierter Form wiederzugeben, damit jeder weiß was ihn bei einem schwereren Unfall dort erwartet.
Das Rettungswesen ist dort organisiert wie bei uns die Abschleppdienste. Jeder hat nur einen Bezirk und einen Vertrag mit einer kleinen Privatklinik.
Grundsätzlich sind keine Notärzte mit in den Ambulancia-Wagen und die Besatzung ist völlig ungebildet in Sachen Notfallversorgung.
Wenn also nun solch ein schwerer Unfall passiert, wie hier in einem Barranco, dann wird ein "Rettungshubschrauber" gerufen, aber nur für die Bergung! Das machten schon die anwesenden Touristen selbst. Nach der sehr blutigen Bergung wurde der Verunglückte in einen Krankenwagen geladen, denn der Helikopter darf ihn nicht transportieren. Die Ambulancia hatte aber nur eine Zulassung für eine kleine Klinik in Adeje. Also dort hin und wiederum umladen auf einen Wagen der Klinik P. d. L. Americas. Dort Notversorgung und Weitertransport mit einem Marinehubschrauber Richtung Poliklinik San Chrisobal bei La Laguna. Angeblich war dann der verfügbare hagelneue Landeplatz auf einem riesigen Gebäudedach dort ungeeignet, so dass man bis nach Los Rodeos (Airport Teneriffa Nord) zurückflog und den Schwerstverletzten wieder in einen Krankenwagen umlud, diesmal mit Arzt. Zurück zur UNI-Klinik San Juan de Dios. Das sind über die Autobahn gute 18 km zurück. Es gilt als sehr wahrscheinlich, dass der Patient zu der Zeit schon längst nicht mehr gelebt hat. - Solches ergab die Obduktion der schweren Schädelverletzungen.
Jetzt wird es ernst für die Verantwortlichen! Aber was nützt das? Ein Kopf rollt und zehn warten schon auf seinen Stuhl! Nun bei den Untersuchungen versucht man sich schon selbst zu retten, indem man sagt: Nach der Schwere der Verletzungen, welche die Obduktion ergeben hat, war der Patient ohnehin nicht mehr zu retten, schon im Barranco nicht!
Man muß sich diese Ungeheuerlichkeit der Behauptung und Aussage, die nur dem Selbstschutz dient, einmal vorstellen! Nun haben sich auch noch die Konsulate und Madrid mit eingeschaltet und davor, vor den Konsulaten nicht vor Madrid, hat man schreckliche Angst. Denn wenn die Konsulate sich einschalten bleibt die Sache nicht mehr nur lokal und national, sondern dann wacht Madrid auf und tritt gewaltig nach unten, trotz der Autonomie der Kanaren.
Nun machten die Helfer im Barranco Ersatzansprüche geltend, denn z. B. deren Kleidung war völlig ruiniert und sie prangerten die Desorganisation und Unfähigkeit an! Und so kam die Sache ins rollen.
Das Rettungswesen dort ist eine einzige Katastrophe! Leute, die tagsüber auf dem Bau gearbeitet haben, sind nach Feierabend "Rettungshelfer" so als Nebenjob!
Nachdem wir den Barranco Cochinos gemacht hatten, waren wir, die Ranger der Guardia Civil und das Militär, zu einer Diskussion über eben diese Misstände ins Ministerium eingeladen. Es ist einfach nicht zu fassen wie man dort darüber denkt und wie unfähig die Verantwortlichen alle sind.
Geld ist genug da, aber ändern wird sich nichts! Alles ist ein großer Skandal; eigentlich müßte Spanien schon deswegen vor den europäischen Gerichtshof, denn auf Mallorca sieht es nicht gar so viel besser aus es gibt dort nur viel mehr Kliniken.
Gruß Dieter
P.S. Ich schrieb ja schon etwas in dem ganz oberen thread 'Teneriffa - Insel voller Rätsel ....' bei den "königlich-bayerischen-Serpentinen-Fahrkünsten". Die Rettung lief fast genau so ab!