Hier meine Erfahrungen mit bzw. auf Djerba
Urlaubsreise Djerba, 18. bis 25. September 2007
Teilnehmer: 10 Menschen mit Behinderung, davon 2 Rollstuhlfahrer, 2 Betreuer. Reiseveranstalter: FTI
18.09: Abflugtag
Am Flughafen München wurden wir sehr zuvorkommend behandelt. Bei der Ankunft in Djerba war niemand von FTI zugegen. Dank Verhandlungen mit einem Herrn eines anderen Reisebüros wurden wir auf den Herrn von FTI aufmerksam. Er bemängelte, dass die Rollstühle nicht angemeldet waren, da Rollstuhlfahrer sonst einen extra Transport bekommen. Sicherte uns das auch für die Rückfahrt zum Flughafen zu, teilte mit, dass unser Hotel das dritte sei, das angefahren wird, und er sich morgen im Hotel einfinden wird um Informationen zu geben. Unser Hotel war das erste, das angefahren wurde, was schon ein wenig Unsicherheit und einen Anflug von Desinformation bei uns und den anderen Urlaubern auslöste.
Nach der Ankunft im Hotel füllten wir erneut die Einreiseanträge für 12 Personen aus, während die Reiseteilnehmer Begrüßungscocktails und blaue Armbänder (all inclusive) bekamen. Nachdem alle Einreiseanträge ausgefüllt waren, bekamen wir die elektronischen Zimmerschlüssel. Pro Zimmer gab es nur einen, obwohl auch Dreibettzimmer dabei waren und Menschen, die in der Nacht unter Umständen Hilfe benötigen.
Nachdem wir die Zimmer fanden –sie lagen mindestens 100 Meter auseinander- versuchten wir, den Rest des Experimentes „all inclusive“ auf Djerba zu ergründen. Leider konnte der freundliche Herr an der Rezeption, der vor mir mit einem Herrn in sehr gutem Deutsch über irgendetwas verhandelte, mir auf meine Frage, wie ich den mit einer Dame im Rollstuhl zum Pool komme (selbige hatte ich dabei) nicht antworten, da er kein spontan kein Deutsch mehr konnte. Auf meine Nachfrage in Englisch teilte er mir mit, das wisse er auch nicht. Nachdem ich mich jedoch weigerte, die Eingangshalle zu verlassen, informierte er sich bei einem Kollegen und zeigte mir widerwillig, welcher Lift zum Pool führt (an sich gingen alle zur Ebene –0, aber an diesem Tag nicht).
Nun stand die nächste Herausforderung an: wo gibt es das „all inclusive“ Abendessen? Mein Kollege (ehrenamtlich, wie auch ich) brachte es heraus, und schaffte es, für den ersten Abend einen Tisch für 12 Personen zu reservieren. Dieweil auf den anderen Tischen Sektkübel mit Wein, Wasser etc. bereit standen, fanden wir auf unserem Tisch 2 Flaschen Wasser vor.
Dankbar teilten wir diese durch 12 und kämpften uns durch das Büfett. Einigen Reiseteilnehmern gelang es auch tatsächlich, sich eine Cola zu bestellen, nachdem wir dem Kellner 10 Euro Trinkgeld gaben. –Geld umgetauscht hatten wir noch nicht, da uns der Herr von FTI sagte, wir sollen damit warten, bis er am Mittwoch käme, und uns alles erklären würde.
Nach dem Abendessen fanden wir auch heraus, wo man sich mit dem blauen Bändchen um den Arm gratis Getränke holen kann und besuchten die allabendliche Animationsveranstaltung (weitere 20 Euro Trinkgeld, dass unsere Teilnehmer zur Kenntnis genommen werden).
Da es um 23.50 Uhr im ganzen Hotel nichts mehr zu trinken gab, gingen alle glücklich und zufrieden zu Bett.
Die Minibars ins allen Zimmern waren ungefüllt.
19.09.2007, Djerba, Hotel Vincci Alkantara:
Die Reiseteilnehmer waren alle mit Handtüchern (für die wir eine Kaution von 70 Euro hinterlegten, welche wir jedoch bei der Abreise in tunesischen Dinars zurückbekommen sollten) ausgestattet am Pool, da das Meer leider nicht zugänglich war, da der Strand durch einen den ganzen Tag stinkenden Algenteppich verziert war. Rund um den Pool war der Boden extrem rutschig, was gerade für Menschen mit Gehbehinderung sehr gefährlich war.
Mittags kam der Reiseleiter, der ein wenig über Land und Leute erzählte und uns mehrmals darauf aufmerksam machte, dass die Unmotiviertheit der Hotelangestellten daher kommen könne, dass ja gerade Ramadam sei. Er empfahl auch, gleich am Anfang des Urlaubs Trinkgelder zu geben.
Für die Kaution, die in Euro hinterlegt werden musste und in Dinar zurückgezahlt werden soll, wusste er auch keine Erklärung, wollte dies aber klären (wir bekamen das Geld in Dinar zurück! Den Safe im Zimmer mussten wir jedoch in Euro bezahlen). Ebenso wollte er klären dass unsere Gruppe einen festen Tisch bekommt.
Beim anschließenden Mittagessen mussten wir uns verstreut an Tische setzen, selbe zum Teil erst abräumen und frisch decken. Diese Situation veränderte sich bis Freitag Mittag nicht. Nach einer massiven Beschwerde beim Restaurantmanager hatten wir dann einen eigenen Tisch, je nach Kellner mehr oder minder liebevoll gedeckt, da wir am Ende schon gar nicht mehr wussten, wem wir schon „Trinkgeld“ gegeben haben und wem nicht.
20.09.2007, Djerba, Hotel Vincci Alkantara:
Abends um 23.45 Uhr geht die Zimmertür von drei Mitreisenden nicht auf. Nach längeren Versuchen wagen wir es, die Rezeption zu belästigen. Nachdem wir mehrmals versicherten, dass es wirklich nicht geht, erbarmte sich ein Herr und schaute selber nach. Auch bei ihm funktionierte der Schlüssel nicht. Nach ca. 20 Minuten wurde die Tür einmalig geöffnet, was bedeutete, dass sich im Zimmer bis ein Mechaniker da war, immer jemand befinden muss oder das Zimmer vorerst nicht zu betreten ist.
21.09.2007, Djerba, Hotel Vincci Alkantara:
Das Zimmer lässt sich immer noch nicht öffnen, ab vormittags um 10 Uhr auch das Zimmer der Betreuer nicht mehr. In diesem befinden sich Badesachen, Geld und wichtige Medikamente. Erneut müssen wir Überzeugungsarbeit leisten, damit uns das an der Rezeption geglaubt wird. Dann wird uns zugesichert, dass die beiden Schlösser ab 13 Uhr wieder funktionieren, allerdings gäbe es vorher keine Möglichkeit, das Zimmer zu öffnen.
Auf Nachfrage um 13.30 Uhr wurden uns die Schlüssel wieder ausgehändigt und die Türen ließen sich öffnen.
22.09.2007, Djerba, Hotel Vincci Alkantara:
Der Reiseleiter ist im Hotel. Wir zeigen die bisherigen Mängel an, er hat jedoch nur wenig Zeit, will alles schnell „frisch klären“ und am morgigen Tag eine schriftliche Mängelanzeige machen.
23.09.2007, Djerba, Hotel Vincci Alkantara:
Zimmertüre der Betreuer geht wieder nicht auf, der Schaden wird jedoch innerhalb von 20 Minuten behoben.
Grosse Verwirrung: auf der Rückflugbestätigungsliste heiße ich auf einmal Wacker, und entnehme der Liste, dass 2 Personen unserer Gruppe schon morgen zurückfliegen, und zwar nach Stuttgart. Nachdem glücklicherweise der Reiseleiter wieder im Hotel ist, erklärt er uns, das habe er nicht geschrieben, zudem stimme die Liste nicht, da der Computer einen Virus habe. Es würde bei allen FTI-Reisenden alles klar gehen.
24.09.2007, Djerba, Hotel Vincci Alkantara:
Keine besonderen Vorkommnisse!!!!!
25.09.2007, Djerba, Hotel Vincci Alkantara:
Abreisetag! Leider wurde vergessen, uns zu sagen, dass es ab 3 Uhr ein kleines Frühstück für die Abreisenden gibt. So fuhren wir um 4 Uhr mit leeren Mägen zum
Flughafen Djerba:
Die Rollstuhlfahrer bekamen keinen eigenen Transport. Am Flughafen stellten wir uns in eine lange Schlange. Von FTI war niemand zu sehen, eine nette Dame einer anderen Reisegesellschaft nahm sich unser an und organisierte, dass jemand den Fahrstuhl öffnet und dass unsere Gruppe den Flieger als erstes betreten darf. Sie veranlasst auch, dass ein eigener Schalter für uns geöffnet wird, an dem wir dann aber doch nicht abgefertigt wurden, da die Dame an diesem Schalter schwanger war, und es großes Unglück bedeutet, wenn man als Schwangere Kontakt mit Behinderten hat.
Als wir glücklich im Flugzeug ankommen, stellen wir fest, dass unsere Plätze nicht zusammen liegen. Die Flugbegleiterin meint tadelnd, das liege daran, dass wir erst so spät eincheckten. Offenbar waren vom Reisebüro keine Plätze vorab reserviert. Nach längerem Hin- und Her ist die Gruppe dann doch mehr oder minder zusammen.
Anmerkung: Auf unsere Frage, welchen Status Menschen mit Behinderung in Tunesien haben, antwortete uns der Reiseleiter: hier werden alle zahlenden Gäste gleich gut behandelt.
Ilse Jaund