Reisetippbewertung Geschichtspark Ehemaliges Zellengefängnis Moabit
Alter: 61-65
Reisezeit: im März 20
Weiterempfehlung: Ja
Ø dieser Bewertung: 6.0
„Von allem Leid, das diesen Bau erfüllt, ist...“
Der „Geschichtspark Ehemaliges Zellengefängnis Moabit“ wird unter der Anschrift Lehrter Str. 5B geführt, jedoch verfügt der Geschichtspark über drei Eingänge. Diese drei Eingänge befinden sich jeweils in folgender Entfernung vom Europaplatz / Hauptbahnhof:
Eingang Invalidenstraße ca. 200 Meter
Eingang Lehrter Straße ca. 500 Meter
Eingang Bundesstraße 96 ca. 300 Meter
Auf dem Gelände des Geschichtsparks befand sich einst das „Zellengefängnis Moabit“ (auch Zellengefängnis Lehrter Straße, Untersuchungshaftanstalt Lehrter Straße oder Strafanstalt Moabit genannt).
Der Besuch dieses Geschichtsparks ist sicherlich beeindruckend und bedrückend, aber unbedingt empfehlenswert. An diversen Beispielen wird die Haftsituation und die Unmenschlichkeit der Einzelhaft / Isolationshaft nähergebracht, so befindet sich u.a. eine aus grauen Betonwänden nachgebildete Haftzelle (zur Verdeutlichung der Enge, Isolation, Unerträglichkeit und Unmenschlichkeit die bei der Einzelhaft herrschte).
An der einen Wand des Geschichtsparks ist nachstehender Teil eines Gedichtes von Albrecht Haushofer angebracht, der hier inhaftiert war und nach einer „Scheinentlassung“ von Nazi-Schergen hinterrücks erschossen wurde:
„Von allem Leid, das diesen Bau erfüllt,
ist unter Mauerwerk und Eisengittern
ein Hauch lebendig, ein geheimes Zittern …“
Kurz-INFO zur Geschichte des Zellengefängnisses Moabit:
Der Bau des Gefängnisses stammt aus dem 19. Jahrhundert und wurde 1849 fertiggestellt und offiziell eröffnet. Die Anlage verfügte über fünf sternförmig angeordnete Flügel, in denen sich zentral überwachbare Einzelzellen (Einzelhaft / Isolationshaft) befanden. Außerdem gehörte zu dem Gefängnis-Gelände der Gefängnishof, eine Kirche, diverse Gebäude mit Beamtenwohnungen und zwei Friedhöfe (ein Beamtenfriedhof und ein Gefangenfriedhof). Es war damals eines der modernsten Gefängnisse die es gab (obwohl aus heutiger Sicht Einzelhaft / Isolationshaft als Folter angesehen wird, besonders wenn sich diese über viele Monate oder Jahre hinzieht).
Bereits zwei Jahre vor der Fertigstellung wurde in der Gefängnisanlage bereits ein Prozess gegen 256 „polnische Separatisten“ abgehalten. Dieser Prozess fand in der Gefängniskirche statt und ging als „Polenprozess“ in die Geschichte ein (die verhängten Freiheitsstrafen und Todesstrafen wurden jedoch nie vollstreckt, die Verurteilten wurden nach zwei Monaten Haft im Zellengefängnis Moabit aus der Haft entlassen).
Ab 1940 wurde das Gefängnis von den NAZIs als Untersuchungshaftanstalt genutzt (sowohl von der Polizei, als auch von der Wehrmacht). Nach dem Attentat vom 20.Juli 1944 wurden hier von der GESTAPO Mitglieder, Unterstützer und Sympathisanten des „Widerstands gegen den Nationalsozialismus“ inhaftiert. Viele dieser Personen wurden von den NAZIs ermordet.
Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde das Gefängnis zwischen Oktober 1945 und März 1955 von den Alliierten als Haftanstalt genutzt. Ende 1946 wurde hier eine Hinrichtungsstätte eingerichtet (es war die einzige Hinrichtungsstätte im Westsektor Berlins - zwischen Januar 1947 und Mai 1949 wurden hier mindestens zwölf Hinrichtungen durchgeführt).
Zwischen 1957 und 1958 wurde das Gefängnis weitgehend abgerissen, nur drei Beamtenwohnhäuser, der Beamtenfriedhof und Teile der Gefängnismauer blieben erhalten.
Auf dem Gelände des einstigen Gefängnises wurde ab 2003 mit dem Aufbau des „Geschichtspark Ehemaliges Zellengefängnis Moabit“ begonnen, welcher im Oktober 2006 eröffnet wurde.
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