Was mir so spontan zu altägyptischer Kunst einfällt: "geradansichtig-vorstellig".

Das ist ein Begriff aus Heinrich Schäfers Klassiker über ägyptische Kunst, der die Darstellungsweise der Ägypter in Malerei und Relief bezeichnet und das "typisch" ägyptische dieser Darstellungen ausmacht, die auch Laien ins Auge fällt.

Geradansichtig heißt: alle einzelnen Elemente werden direkt von vorne oder direkt von der Seite dargestellt, niemals schräg oder in Perspektive. Dabei kann man in ein und der selben Figur die Persüektiven mischen.

vorstellig heißt: die Dinge werden nicht fotorealistisch abgebildet, sondern so, wie wir sie uns im Geiste vorstellen. Also in idealisierter Form und so, dass die typischen Merkmale eines Gegenstandes oder Lebewesens betont werden und möglichst alle wichtigen Teile gleichzeitig sichtbar sind.

Beispiel: eine Menschliche Gestalt. Das Gesicht ist im Profil am klarsten erkennbar, also wird es im Profil dargestellt. Das Auge aber von vorne. Die Schultern von vorne, die Brust aber seitlich, die Bein und Füße auch von der Seite. Dadurch kommt dieses seltsam Verdrehte zu Stande, das vielen Leuten bei den Reliefs gleich auffällt.

Anderes Beispiel: ein großer Haufen Opfergaben wird in statisch sehr gewagten Stapeln oder gar freischwebend übereinander dargestellt - nicht, weil es wirklich so ausgesehen hat, sondern weil dann die einzelnen Dinge alle sichtbar sind.

Oder: zwei Arbeiter schöpfen Wasser aus einem Teich, dabei sind die Arbeiter von der Seite, der Teich aber von oben dargestellt.

liebe grüße

Mu-an