Ägypten scheint im Moment einen schwierigen Spagat zu versuchen. Einerseits versucht man das (Wieder-)Einschleppen von Infektionen durch Touristen zu verhindern, andererseits versucht man noch den einen oder anderen Devisendollar einzunehmen. Daher öffnet man die Küstengebiete, in denen nur ein Bruchteil der Bevölkerung lebt, aber ein wichtiger Teil des Tourismus stattfindet, wieder, während man den Tourismus im Rest des Landes beschränkt und negative Tests verlangt. Wenn es also irgendeine Verändern zum September geben wird, ist wohl bestenfalls eine teilweise Aufhebung der Reisewarnung beschränkt auf Hurghada, Marsa Alam und eventuell Sharm el Sheik denkbar, analog zur Lösung mit der Türkei. Nilkreuzfahrten und Reisen nach Luxor, Kairo usw. dürften also noch länger ausfallen. Wirklich wahrscheinlich dürfte das aber leider nicht sein. Erstens steigen die Infektionszahlen in Europa derzeit wieder stark an, auch in Deutschland. Vermutlich wird sich diese Entwicklung im Herbst durch Schulbetrieb und vermehrtem Aufenthalt in Innenräumen noch beschleunigen. Auch wurden zahlreiche, bisher als sicher geltende Gebiete in Europa wieder zur Risikogebieten erklärt (z.B. Gebiete in Bulgarien, Rumänien und Spanien). Unter diesen Voraussetzungen dürfte die Bereitschaft, weitere Urlaubsreisen zuzulassen, nicht sonderlich hoch sein. Zweitens dürften die Voraussetzungen für Umfangreiche Tests, anders als in der Türkei, in Ägypten nicht gegeben sein (Laborkapazität, Anerkennung der Tests durch das RKI, aber auch geografische Verteilung der Hotels). Drittens, und das ist wohl der wichtigste Punkt, ist die politische Schlagkraft Ankaras gegenüber Berlin deutlich höher als die Kairos. Wie hoch diese Schlagkraft ist, sieht man daran, dass die Türkei-Lösung im Alleingang, ohne die Abstimmung innerhalb der EU, durchgesetzt wurde.
Für die Teilaufhebung der Reisewarnung spricht natürlich der Druck der Reiseveranstalter, für die es sonst schwierig wird, im Herbst/Winter noch Ziele anzubieten, wenn die Saison in Spanien, Italien, Griechenland, usw. vorbei ist und die Fernreiseziele keine Deutschen einreisen lassen. Dennoch gehe ich davon aus, dass die Reisewarnung mindestens bis Jahresende bestehen bleibt.
Ich habe jedenfalls alle Pläne für dieses Jahr aufgegeben. Eine Reise trotz Reisewarnung kommt für mich leider nicht in Frage, auch wenn das Infektionsrisiko wohl überschaubar ist. Das hat für mich vor allem rechtliche Gründe, aber auch praktische sprechen dagegen. Zürich ist als Abflughafen zu weit entfernt und auf den umständlichen Flug über Istanbul, zumal mit Pegasus und sehr langen Umsteigezeiten, hätte ich auch wenig Lust.